Wenn man nicht mehr weiterweiß, macht man einen Sonderpreis!

Montage, Dachanlage, Photovoltaik, Enerix

Teilen

Viele seriöse Solarunternehmen fragen sich zu Recht: Wie kann das sein? Wie ist es möglich, zu solchen Preisen überhaupt wirtschaftlich zu arbeiten? Die einfache Antwort lautet: Es ist in der Regel gar nicht möglich. Ein altes Kaufmannssprichwort bringt es auf den Punkt: „Wenn man nicht mehr weiterweiß, macht man einen Sonderpreis.“

Diese Erkenntnis trifft leider immer häufiger auf Teile der Solarbranche zu. Denn Unternehmen, die sich wirtschaftlich in einer Schieflage befinden, greifen oft zu Dumpingpreisen – nicht aus Wettbewerbsfreude, sondern aus purer Not.

Billigangebote – die letzte Rettungsstrategie vor der Pleite

Unternehmen, die kurz vor der Insolvenz stehen, versuchen häufig mit radikalen Preisaktionen, kurzfristig Liquidität zu sichern oder den Umsatz künstlich zu stabilisieren. Diese Strategie ist ökonomisch riskant, selten nachhaltig und für die gesamte Branche gefährlich.

Die Hauptgründe sind immer dieselben:

  1. Liquiditätsbeschaffung: In finanzieller Not wird dringend Bargeld benötigt, um laufende Kosten wie Löhne, Mieten oder Lieferantenrechnungen zu zahlen. Sonderrabatte sollen kurzfristig Einnahmen generieren – zerstören aber die Margen.
  2. Abverkauf von Lagerbeständen: Wenn die Insolvenz droht, soll gebundenes Kapital aus den Lagern freigesetzt werden. Restbestände werden zu Schleuderpreisen verkauft, um Liquidität zu schaffen oder Verpflichtungen zu bedienen.
  3. Vermeidung von Marktflucht und Kundenverlust: Kampfpreise sollen signalisieren: „Bei uns läuft alles bestens.“ In Wahrheit wird nur Zeit gewonnen, um Investoren oder Sanierungspläne zu finden.
  4. Taktische Schönung der Geschäftszahlen: Ein kurzfristiger Umsatzanstieg kann auf dem Papier besser aussehen – etwa in Gesprächen mit Banken oder potenziellen Investoren.
  5. Psychologische Verdrängung:
    Manche Unternehmer wollen die Realität nicht akzeptieren. Durch Rabatte hoffen sie auf eine Wunderwende – statt rechtzeitig die Reißleine zu ziehen.

Dumpingpreise schaden der gesamten Branche

Diese kurzfristigen Notmaßnahmen haben gravierende Folgen: Sie ruinieren die Preisstruktur im Markt, zerstören Vertrauen und schwächen den Markenwert ganzer Anbietergruppen. Wettbewerber sehen sich gezwungen, nachzuziehen, und das Preisniveau sinkt insgesamt.
Am Ende leiden alle – insbesondere die Betriebe, die solide kalkulieren, ihre Mitarbeitenden fair bezahlen und Qualität liefern.

Kurz gesagt: Dumpingpreise sind kein Zeichen von Wettbewerbsfähigkeit, sondern ein Hilferuf.

Wie sollten sich seriöse Anbieter verhalten?

Unternehmen, die in wirtschaftlich schwierigen Zeiten stehen, sollten Verantwortung übernehmen – für ihre Kunden, ihre Mitarbeitenden und die gesamte Branche.Dazu gehören:

  • Transparenz und Ehrlichkeit: rechtzeitig das Gespräch mit Banken, Partnern und Mitarbeitern suchen.
  • Planvolles Handeln statt Aktionismus: Restrukturierungen einleiten, Kosten prüfen, aber nicht die Substanz gefährden.
  • Qualität und Glaubwürdigkeit bewahren: Wer jetzt Vertrauen verspielt, verliert es dauerhaft.

Der Markt braucht solide Unternehmen, keine kurzfristigen Strohfeuer, die den Photovoltaik- Ausbau kurzfristig in die Höhe treiben.

Was Kunden wissen sollten

Kunden sollten sich von „Schnäppchenangeboten“ nicht blenden lassen. Denn Qualität hat ihren Preis – gerade bei komplexen Systemen wie einer Photovoltaik-Anlage.
Billigangebote bedeuten meist auch: minderwertige Komponenten, unqualifizierte Montage, fehlende Serviceleistung und am Ende fühlt sich niemand zuständig, wenn es um einen Defekt oder eine Erweiterung geht.

Ist der Billiganbieter insolvent, sind Anzahlungen verloren und Gewährleistungsansprüche kaum durchsetzbar. Seriöse Betriebe übernehmen solche „Baustellen“ nur ungern – und wenn, dann zu entsprechend höheren Kosten.

Jede Krise geht vorbei

Wie jeder Markt durchläuft auch die Solarbranche Zyklen. Nach jedem Abschwung folgt ein Aufschwung und so sicher, wie morgen die Sonne aufgeht, wird sich auch der Markt wieder erholen.

Der Zubau bleibt hoch, die Nachfrage langfristig stabil. Allerdings verteilt sich das Marktvolumen heute auf deutlich mehr Anbieter. Für solide Unternehmen heißt das: Durchhalten, Kosten im Griff behalten und strategisch handeln. Das kann schmerzhafte Entscheidungen beinhalten, etwa Personalabbau. Doch wer zu lange zögert, gefährdet das ganze Unternehmen.

Die Billiganbieter, die jetzt mit Dumpingpreisen um sich werfen, werden bald wieder verschwinden. Was bleibt, sind jene Betriebe, die Werte schaffen – durch Qualität, Verlässlichkeit und ehrliche Arbeit. Sonderpreise sind kein Zeichen von Stärke, sondern oft das letzte Aufbäumen vor dem Fall. Für die Solarbranche gilt mehr denn je: Qualität, Vertrauen und Nachhaltigkeit sind die wahren Erfolgsfaktoren – nicht der niedrigste Preis.

Peter Knuth, Gründer und Geschäftsführer von Enerix
Peter Knuth, Gründer und Geschäftsführer von Enerix

Foto: Enerix

— Der Autor Peter Knuth ist Geschäftsführer und Mitbegründer von Enerix. Die Technik rund um die Photovoltaik hat er von der Pike auf gelernt, Photovoltaik-Anlagen auf Dächern selbst montiert und elektrisch ans Netz angeschlossen. 2007 fiel zusammen mit seinem Geschäftspartner und engem Freund Stefan Jakob der Entschluss zur Gründung von Enerix.  Die vielfach ausgezeichnete Fachbetriebskette für Photovoltaik-Anlagen, Stromspeicher und Wärmepumpen wurde in Bayern als erstes Franchisesystem in der Energiebranche gegründet. Die beiden Gründer gelten als echte Solarpioniere und sind seit über 20 Jahren in der Solarbranche tätig. https://www.enerix.de/ —

Die Blogbeiträge und Kommentare auf www.pv-magazine.de geben nicht zwangsläufig die Meinung und Haltung der Redaktion und der pv magazine group wieder. Unsere Webseite ist eine offene Plattform für den Austausch der Industrie und Politik. Wenn Sie auch in eigenen Beiträgen Kommentare einreichen wollen, schreiben Sie bitte an redaktion@pv-magazine.com.

Dieser Inhalt ist urheberrechtlich geschützt und darf nicht kopiert werden. Wenn Sie mit uns kooperieren und Inhalte von uns teilweise nutzen wollen, nehmen Sie bitte Kontakt auf: redaktion@pv-magazine.com.

Popular content

Eco Stor, Rendering, Batteriespeicher in Schuby, 103,5 Megawatt Leistung, 238 Megawattstunden Kapazität, geplanter Netzanschluss Mitte 2026
Bundeswirtschaftsministerium will große Batteriespeicher sofort aus KraftNAV nehmen
05 Dezember 2025 Der BEE kritisiert, dass die Politik kein geeignetes Verfahren vorschlägt, wie Netzanschlüsse für große Batteriespeicher künftig erfolgen sollten. Die...