Kurzzeitspeicher können Bedarf an Gaskraftwerken deutlich reduzieren

Eco Stor, Bollingstedt, Großspeicher, Batteriespeicher

Teilen

Wie viel gesicherte Leistung braucht das deutsche Energiesystem, um nach dem Kohleausstieg stabil zu bleiben? Und wie lässt sie sich erbringen? Darüber haben Energieexperten in den letzten Monaten heiß diskutiert – zwei Fragen, die brisant sind, weil Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) demnächst den Neubau von Gaskraftwerken ausschreiben will.

Jetzt hat sich der Speicherprojektierer und -betreiber Eco Stor aus Kirchheim bei München mit einer Analyse in die Debatte eingeschaltet. Eco-Stor-Experten haben untersucht, inwieweit Batteriespeicher die Stromversorgung in Deutschland stabilisieren können – auch in den sogenannten Dunkelflauten, wenn kaum Wind weht und die Sonne nicht scheint. Solche Kurzzeitspeicher gleichen kurzfristige Schwankungen im Stromnetz aus und dämpfen Spitzen in der Residuallast. Dadurch sinkt der Bedarf an steuerbaren Kraftwerken erheblich.

Simalationstool ist frei zugänglich

Das von Eco Stor entwickelte Modell berücksichtigt reale Wetter- und Energieerzeugungsdaten über mehrere Jahre und bildet das Zusammenspiel von Windkraft, Photovoltaik, Batteriespeichern und steuerbarer Kraftwerksleistung im deutschen Stromsystem ab. Bezugspunkt der Simulation ist das Ausbauziel der Bundesregierung für 2030, mit entsprechend hohen Anteilen an erneuerbaren Energien. Auf dieser Grundlage haben die Experten untersucht, wie sich unterschiedliche Speicherleistungen auf den Bedarf an gesicherter Backup-Leistung auswirken. Das Simulationstool ist frei zugänglich.

Reduktion nötiger Backup-Leistung durch Batteriespeicher

Grafik: Eco Stor

Die Grafik zeigt, dass bereits moderate Speicherleistungen die Flexibilität des Systems erheblich erhöhen. So senken 60 Gigawatt Speicherleistung mit zwei Stunden Kapazität den Bedarf an Backup-Leistung für Dunkelflaute um circa 15 Gigawatt (A1). Mit vier Stunden Kapazität wären es rund 20 Gigawatt (A2). 100 Gigawatt mit zwei Stunden Kapazität reduzieren sie um circa 19 Gigawatt (B1), mit vier Stunden Kapazität wären es ungefähr 24 Gigawatt (B2).

Ein Gesamtspeichervolumen von rund 1.000 Gigawattstunden – das entspricht etwa 125 Gigawatt Leistung über acht Stunden – kann die benötigte Reserveleistung gar um 30 Gigawatt verringern, so Eco Stor. Zum Ende des ersten Halbjahres 2025 war in Deutschland eine Speicherkapazität von gut 22 Gigawattstunden installiert.

„Wir können auf bis zu 30 Gigawatt Backup-Kraftwerke verzichten“

Je mehr Speicher ans Netz kommen und je mehr Kapazitäten diese haben, desto geringer der Bedarf an sonstigen steuerbaren Backup-Kapazitäten, so die Experten von Eco Stor. Besonders stark sei dieser Effekt am Anfang des Zubaus. Mit zunehmender Speicherinstallation nehme der Mengeneffekt langsam ab.

Für längere Phasen ohne Wind und Sonne braucht es allerdings Lösungen wie Langzeitspeicher, den Stromaustausch mit Nachbarländern, eine Flexibilisierung der Stromnachfrage – und eben H2-ready-Gaskraftwerke. „Kurzzeitspeicher können Dunkelflauten also allein nicht vollständig überbrücken, sie stabilisieren jedoch das Netz, dämpfen Lastspitzen und erhöhen die Effizienz des Gesamtsystems“, heißt es in der Analyse.

„Wir brauchen mehr Kosteneffizienz beim Umsetzen der Energiewende. Zuverlässige Großbatteriespeicher sind der Schlüssel hierzu“, sagt Georg Gallmetzer, Geschäftsführer von Eco Stor. „Wenn wir dieses Flexibilitätspotenzial ausschöpfen, können wir auf bis zu 30 Gigawatt an Backup-Kraftwerken verzichten. Das macht das Energiesystem robuster und senkt die Gesamtkosten.“

Dieser Inhalt ist urheberrechtlich geschützt und darf nicht kopiert werden. Wenn Sie mit uns kooperieren und Inhalte von uns teilweise nutzen wollen, nehmen Sie bitte Kontakt auf: redaktion@pv-magazine.com.

Popular content

Eco Stor, Rendering, Batteriespeicher in Schuby, 103,5 Megawatt Leistung, 238 Megawattstunden Kapazität, geplanter Netzanschluss Mitte 2026
Bundeswirtschaftsministerium will große Batteriespeicher sofort aus KraftNAV nehmen
05 Dezember 2025 Der BEE kritisiert, dass die Politik kein geeignetes Verfahren vorschlägt, wie Netzanschlüsse für große Batteriespeicher künftig erfolgen sollten. Die...