pv magazine: In der Schweiz gab es in den vergangenen Tagen viele Berichte, dass die Vergütung für überschüssigen Solarstrom, der ins Netz eingespeist wird, mit Inkrafttreten des ausgehandelten EU-Stromabkommens wieder abgeschafft werden soll. Wie bewerten Sie das, ist das eine reale Gefahr?
David Stickelberger: Der Bundesrat schlägt im Rahmen der laufenden Vernehmlassung (Anhörung) vor, dass die Minimalvergütung nach einer Übergangsfrist von drei Jahren nach Inkrafttreten des Stromabkommens abgeschafft werden soll. Es soll aber weiterhin eine Abnahme- und Vergütungspflicht für Photovoltaik-Anlagen bis 200 Kilowatt geben. Es gäbe somit weiterhin eine Vergütung, aber nicht mehr eine gesetzliche Untergrenze. Ab nächstem Jahr gibt es solche Untergrenzen, die bei Anlagen bis 30 Kilowatt bei 6 Rappen pro Kilowattstunde liegt, für größere Anlagen bis 150 Kilowatt sinkt dieser Betrag bis auf 1,2 Rappen pro Kilowattstunde ab. Die daraus entstehenden Kosten werden über die Grundversorgung finanziert.
Es ist ja erstmal nur ein Vorschlag, wann wird er ins Parlament kommen?
Ab Mitte 2026 wird das Parlament über die vorgeschlagenen Gesetzesänderungen debattieren. Wir werden uns für eine Weiterführung der Mindestvergütung einsetzen, allerdings müssen wir auch eine alternative Finanzierung in Betracht ziehen. Wir sind zuversichtlich, dass dazu ein Konsens zustande kommen wird.
Die minimale Abnahmevergütung gilt ja ab 2026. Wann rechnen Sie mit dem Inkrafttreten des EU-Stromabkommens?
Die Parlamentsdebatte wird sicher bis 2027 dauern, im Jahr 2028 dürfte es eine Volksabstimmung geben, deren Ausgang noch offen ist. Ein Inkrafttreten des EU-Stromabkommens wird daher vermutlich nicht vor 2030 kommen.
Was könnte die Motivation hinter dem Vorschlag des Bundesrates sein, die Minimalvergütung nur noch drei Jahre fortzuführen, wenn das EU-Stromabkommen gilt?
Es ist für uns nicht verständlich, dass die Schweizer Umsetzung strenger sein soll, als es die EU verlangt. Ein möglicher Grund könnte die Finanzierung sein, die sich mit der Marktliberalisierung verändert.
Wie bewerten Sie das Argument, dass die Minimalvergütung nicht mit EU-Recht vereinbar sei? Immerhin gibt es in Deutschland eine feste Einspeisevergütung für überschüssig eingespeisten Solarstrom, die aktuell auch höher ist als die geplante Minimalvergütung.
Dabei handelt es sich um ein Missverständnis. Wir versuchen, den Unterschied zwischen dem EU-Recht und der Umsetzung in der Schweizer Gesetzgebung zu erklären.
Wird die Minimalvergütung in der Schweiz auch zu Zeiten negativer Strompreise gezahlt? Sind hier Änderungen denkbar und welche Anreize sollten aus Ihrer Sicht gesetzt werden, dass der Solarstrom in diesen Zeiten nicht ins Netz eingespeist wird?
Das Parlament wird voraussichtlich in der laufenden Session beschließen, dass die Vergütung zu Zeiten negativer Strompreise ausgesetzt werden kann. Das können wir akzeptieren, wenn gleichzeitig die Minimalvergütung etwas angehoben wird. Zur Erreichung des Ziels des Nichteinspeisens zu diesen Zeiten ist es aber mindestens so wichtig, dass die Verteilnetzbetreiber die neuen Regeln zur Flexibilitätsnutzung anwenden. Indem sie beispielsweise die maximale Einspeiseleistung begrenzen oder finanzielle Anreize für das Nichteinspeisen über Mittag schaffen.
Spüren Sie durch die ganze Diskussion rund um EU-Stromabkommen und Minimalvergütung eine Verunsicherung im Markt?
Das verunsichert auf jeden Fall potenzielle Bauherren.
Wie entwickelt sich aktuell die Nachfrage?
Leider haben wir kein zeitnahes Monitoring wie in Deutschland. Wir kennen nur die Anmeldezahlen bei der Förderstelle Pronovo, die das Marktgeschehen mit einem Verzug von sechs bis acht Monaten abbilden, und dort sehen wir einen deutlichen Rückgang in allen Segmenten. Wir erwarten über das Jahr gerechnet einen Rückgang von 10 bis 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Haben Sie eine Empfehlung an Besitzer von Photovoltaik-Anlagen oder potenziellen Investoren, wie Sie mit der aktuellen Diskussion umgehen sollen?
Grundsätzlich: Jede Kilowattstunde, die nicht vom Netz bezogen werden muss, lohnt sich. Aber „Feed in and Forget“ geht nicht mehr, es braucht eine ganzheitliche Betrachtung. Der Eigenverbrauch lässt sich meist relativ einfach erhöhen: Batterien, E-Mobilität, Wärmepumpen. So kann man auch gezielt die Einspeisung zu Zeiten mit tiefen Strompreisen reduzieren.
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Nur zur Erinnerung, zu Zeiten von negativen Spotmarktpreisen wird der Strom ja trotzdem mit Gewinnen an die Endabnehmer verkauft. Die Spotmarktpreise sind nicht die Preise, welche für die zu liefernde Energie gezahlt werden, sondern die Preise für die Energie, welche die ursprünglich verkaufte Energie ersetzen soll. Es ist ein reiner Spekulationspreis, ohne bisherigen relevanten Einfluss auf die Energierechnungen.
Es wird nur umverteilt, wer was bekommt. Z.B. wird der Fluss der „grünen“ Fördergelder in die Taschen der fossilen Generatoren erfolgreich erzielt. Die Förderung gleicht bekanntermaßen die Verluste der Erneuerbaren aus. Aber diese Verluste wurden dadurch erzielt, dass deren Produkt zum (nahe) Nullpreis, oder gar darunter am Spotmarkt als Ersatzlieferung für fossile Generatoren verschachert wird. Diese müssen dann die Leistung nicht selbst erbringen, sondern nur die vorbörslich vereinbarten Energiepreise einstreichen, ohne eigenen Aufwand.
Selbst diejenigen, welche Spotmarkt-geführte Endabnehmerpreise haben, werden in der Regel feststellen müssen, dass der Unterschied marginal ist, wäre das nicht so, hätte Jeder einen solchen Tarif. Dass das so bleibt, wird bisher sichergestellt, indem die Netzgebühren etc. entsprechend gestaltet und aufgeschlagen werden. Das heißt nicht, dass man mit Automatisierung nicht einen kleinen Preisvorteil erwirtschaften kann. Dieser ist eben nur gering genug um keinen erheblichen Vorteil zu bringen.
Dass trotz angeblich geringer und negativer Preise für erneuerbaren Strom eben die Rechnungen nicht niedriger wurden, liegt genau daran, dass diese angeblichen Preise nur zur Makulatur und Umverteilung dienen.
Unter anderem werden diese Spekulationspreise eben auch immer wieder missbraucht, um zu rechtfertigen, dass Besitzer von Solaranlagen eben kein Geld für ihre erbrachte Leistung erhalten sollen. Oder subtiler, dass das Entgelt für die erbrachte Leistung ja eine Förderung sei, für welche Andere angeblich leiden müssen.
Dirk Schiller schreibt.
Nur zur Erinnerung, zu Zeiten von negativen Spotmarktpreisen wird der Strom ja trotzdem mit Gewinnen an die Endabnehmer verkauft.
@ Auch zur Erinnerung, eine der vielen Studien wo das dokumentiert wird.
https://www.ee-news.ch/de/article/27409
Zitat:..Billig an der Börse
Das steigende Angebot an erneuerbaren Energien – so beleuchtet die Studie – lässt die Preise am Spotmarkt der Strombörse sinken. Betreiber von konventionellen Kraftwerken, die ihren Strom schon lange vorher zu hohen Preisen verkauft haben und termingerecht liefern müssen, können ihren Gewinn aber noch steigern, indem sie den Strom nicht selbst erzeugen, sondern billig an der Börse kaufen. Ausgerechnet die schmutzigen Kraftwerke werden so zu Gewinnern der Energiewende. Zitat Ende.
Ist schon interessant wer da von den negativen Preisen Millionen Zusatz Gewinne macht. Kein Wunder, dass die Netze so schleppend ausgebaut werden.
@ Herr Schiller
Sie wissen hofftenlich schon, das die Schweiz nur sehr wenige und kleine fossile Kraftwerke besitzt? Nicht mal 3% am Strommix ist fossil, vovon der grösste Teil aus dem fossilen Anteil der Kehrrichtverbrennung stammt.
Leider ist der Rest, den Sie schreiben auch nicht korrekt oder nicht vollständig.
Der Endabnehmerpreis(Grundversorgung) ist ein kalkulierter Durschnittspreis. Dieser wird durch die Elcom kontrolliert, das kein Versorger mehr als 65Fr. pro Jahr und Kunde an der Energie Gewinn machen darf. Der Kunde kann nicht wie in der EU vom Versorger abgezockt werden. Trotzdem soll die Schweiz mit dem Stromabkommen zur Liberalisierung gezwungen werden. Dies obwohl die Schweiz trotz hoher Lohnkosten güstigere Preise als die EU hat. Weiter ist der Strommix sehr CO² arm.
Was die EU vorallem von der Schweiz möchte, sind die Spitzenlastfähigen Wasserkrafwerke in ihren Markt um die Spitzenpreise zu senken. Dies wäre zum Nachteil der Schweizer Kunden, die höhere Preise zahlen müssten. Aus diesem Grund wollen Norwegen und Schweden keine neuen Leitungen mit Deutschland bauen.
Bitte schliessen nicht von Deutschland auf die Schweiz.
Und der Hans Diehl mit einem Artikel aus dem 2013, einfach nur lächerlich.
( „mit einem Artikel aus dem 2013, einfach nur lächerlich“
nein, das zeigt, dass sich auch die neuen Generationen in den Vorstandsetagen der Grosskonzerne und grossen Energieversorgungsunternehmen, wie die Generationen davor verhalten und eine ‚Mono- oder Oligopolposition‘ als natürliche (, normale) Marktsituation verstehen, während sich das gesamte Verhältnis und die Einzelanteile der Stromerzeugungsarten seit mindestens 10-15 Jahren (nicht gradiell, sondern) prägend verändert haben
Es ist nicht das Verhalten von Einzelpersonen gemeint, sondern das von ganzen Branchen und deren Vertrauenswürdigkeit (pay-as-bid und pay-as-clear, Netztransparenz am ONT, Verteilnetzbetreiber-Gewinnmargen (Eigenkapitalrendite der grössten Verteilnetzbetreiber zwischen 7-50%, durchschn. ~20.2%), oder auch Benachteiligung von lokalen Kleinanlagen durch strukturelle Kostennachteile zum Vorteil der Konzern- bzw. (zig) ‚MW‘-Stromerzeugungstrukturen.
Wenn die Schweizer ‚reich‘ sind, welche solidarischen Aufgaben haben die Schweizer dann gegenüber bspw. Bulgarien oder Albanien (innerhalb Europas)(?)
( Aber das sind länderbezogenen Entscheidungen der (neutralen) Schweizer, und die EU (bzw. Europa als Kontinent) hat sich für den Ausgleich der Interessen der europäischen Länder einzusetzen(?) Für die Entwicklung der ‚Spitzenpreise‘ in D. hat die Schweiz keine Verantwortung bzw. Verpflichtung, denn zwischen den ’starken‘ Marktteilnehmern gilt eine Verpflichtung zur ‚Entwicklungshilfe‘ wohl weniger(?) )
Es kommt immer drauf an, was das lokale EW mit dem eingespeisten Strom macht. Wenn es den Gratisstrom speichert und ein paar Stunden später zu Höchstpreisen wieder verscherbelt, ist das völlig ok. Die ganze Diskussion dient auch dazu, die Leute zu verunsichern. An Ende wird gesagt, wir brauchen AKW‘s. Die natürlich gar nicht subventioniert werden. Wenn Liberalisierung, dann mi gleich langen Spiessen. Die Technik dazu muss auch passen, Strom aus Batterien kann man nicht einspeisen und wann ich laden will auch nicht. Schade!