von ESS News
Der Hersteller von Lithium-Schwefel-Batterien Lyten hat sich bereit erklärt, die verbleibenden Assets von Northvolt in Schweden und Deutschland zu erwerben. Diese Transaktion unterstreicht die wachsende Bedeutung von US-Kapital im europäischen Batteriesektor.
Die Übernahme umfasst Northvolt Ett und Ett Expansion in Skellefteå, Northvolt Labs in Västerås und Northvolt Drei in Heide sowie das gesamte verbleibende geistige Eigentum von Northvolt. Es wird erwartet, dass mehrere Mitglieder des Führungsteams von Northvolt zu Lyten wechseln werden. Zu den finanziellen Bedingungen der Vereinbarung wurde nichts bekannt gegeben.
Das Portfolio, das zuvor mit rund 5 Milliarden US-Dollar bewertet wurde, umfasst die operative Produktionskapazität von rund 16 Gigawattstunden und die im Bau befindliche Kapazität von mehr als 15 Gigawattstunden. Lyten zufolge verfügen die Standorte über die Infrastruktur, um auf über 100 Gigawattstunden Produktionskapazität zu skalieren. Die Anlage in Västerås wird als das größte Batterie-Forschungs- und Entwicklungszentrum Europas bezeichnet.
Der Betrieb bei Northvolt Ett und Northvolt Labs soll nach Abschluss der Transaktion wieder aufgenommen werden. Ehemalige Northvolt-Mitarbeiter hätten bei der Wiedereinstellung Vorrang, hieß es weiter.
Die schwedische Vize-Ministerpräsidentin Ebba Busch bezeichnete die Vereinbarung als „einen Gewinn für Schweden, für die ehemaligen Mitarbeiter von Northvolt und für die Positionierung Schwedens als Schlüssel zur Energieunabhängigkeit Europas“. Ferner erklärte Busch: „Wir haben eng mit dem Treuhänder und Lyten zusammengearbeitet, um diese Vereinbarung voll und ganz zu unterstützen, und wir freuen uns darauf, gemeinsam mit Lyten daran zu arbeiten, das immense Potenzial dieser Vermögenswerte auszuschöpfen.“
Die Vereinbarung hält auch das Northvolt Drei-Projekt auf Kurs, das eine anfängliche Produktionskapazität von 15 Gigawattstunden anstrebt und in Heide in Schleswig-Holstein entsteht. Parallel dazu plant Lyten auch den Erwerb von Northvolt Six in Quebec (Kanada) an, einem 15-Gigawattstunden-Standort, der sich derzeit im Bau befindet. In seiner Mitteilung erklärte Lyten, dass es „Interesse“ am Erwerb von Northvolt Six bekundet habe.
Vierte Kauf in einem Jahr
Dies ist der vierte Kauf von Lyten im Zusammenhang mit Northvolt in weniger als einem Jahr. Im November 2024 erwarb das Unternehmen den Northvolt-Standort Cuberg im US-Bundesstaat Kalifornien. Im Juli 2025 folgte die Übernahme von Northvolt Dwa, Europas größtem Standort für die Herstellung von Batteriespeichern im polnischen Danzig mit einer Kapazität von 6 Gigawattstunden. Der Abschluss der Transaktion wird für diesen Monat erwartet. Noch im selben Monat kaufte Lyten das Batteriespeicher-Produkt- und IP-Portfolio von Northvolt, nachdem es 200 Millionen US-Dollar an Finanzmitteln eingeworben hatte.
Dieses Vorgehen zeichnet ein düsteres Bild vom Mangel an europäischem Kapital und Geduld für die groß angelegte Hardware-Fertigung, da US-Unternehmen strategische Vermögenswerte übernommen haben. Die Expansion von Lyten positioniert die Lithium-Schwefel-Technologie auch in Anlagen, die ursprünglich für Lithium-Ionen-Technologie entwickelt wurden. Damit verändert sich die Batterieproduktion und -technologie, insbesondere in Europa.
Lars Herlitz, Vorstandschef und Mitbegründer von Lyten, bezeichnete die Vereinbarung als einen Gewinn für die Energieunabhängigkeit in Nordamerika und Europa. „Die Kombination aus den erstklassigen Produktionsanlagen und der kostengünstigen sauberen Energie von Northvolt, der weltweit führenden Lithium-Schwefel-Batterietechnologie von Lyten und der reichhaltigen Lieferkette für Batteriematerialien von Lyten in den USA schafft die richtige Formel, um die Ambitionen Europas und Nordamerikas im Bereich der Batterieherstellung zu erfüllen“, so Herlitz.
Lyten stellt Lithium-Schwefel-Batterien im Silicon Valley her, die derzeit an den Drohnen- und Verteidigungsmarkt verkauft werden. Sie sollen noch in diesem Jahr an Bord der Internationalen Raumstation getestet werden. Das Unternehmen gibt an, dass es über eine Verkaufspipeline für Batteriespeicher-Produkte im Wert von mehreren Milliarden US-Dollar verfügt.
Die Transaktionen in Schweden und Deutschland werden voraussichtlich im vierten Quartal 2025 abgeschlossen. Sie stehen noch unter dem Vorbehalt der behördlichen Genehmigung in Schweden, Deutschland und der EU.
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Das Problem Lyten hat eine gute Grundlage.
Aber woher sollen die Produkte und Kunden kommen?
Ist schon irre!
In allen Medien wird das Klagelied gesungen, dass in der USA sämtliche Entwicklungen der Regenerativen Energie runtergefahren wetden.
Gut, dass man mit PV-Magazin kostenfrei auch mal ein anderes Bild bekommt.
Gruß Frank
Lyten soll diese Mega-Fabrik errichten. Ich wünsche denen allesGute. Aber. keine Staatssubventionen. Nicht einen Cent! Schade, dass Lyten keine AG ist, sonst könnte man Einzelheiten der finanziellen Lage eruieren.
Komisch, alle bauen sie plötzlich riesige Batteriespeicher, dabei war das einzige europäische Batterieherstellter im Aufbau und wegen der hohen Kosten insolvent.
Ich denke mal den Topf die unsere Bundesregierung bereits ausgeschüttet hat möchte da jemand abgreifen, bzw. hat ein Angebot bekommen das nahezu kostenneutral für den Käufer sein wird.
Nein… man kann auch Batterien im Herzen Europa bauen, hochautomatisiert mit nach wie vor viel know how in diversen umliegenden Bereichen und mit günstiger Windkraft im Hintergrund. Wenn dann auch noch Speicher das Geschäft sind, kann man diese ja auch für sich selber gewinnbringend einsetzen. Sie mögen rein von den betriebswirtschaftlichen Kosten her betrachtet nicht so günstig wie aus Asien sein, konkurrenzfähig mit Resillienz, mit klar definierten Ressourcen und europäischen Qualitätsanforderungen in Sachen Lieferketten sind sie in der Summe aber dennoch.
Ich hätte mich sehr gewundert, wenn diese Chance der Übernahme nicht international ergriffen worden wäre. Unser deutsches bzw. europ. Problem ist eher, dass wir nicht bereit waren, der mangelnden Erfahrung nicht mit langem Atem zu begegnen und offen damit umzugehen. Dann machen es jetzt eben andere, die vielleicht bessere Voraussetzungen haben und die Bereitschaft, mit Rückschlägen umzugehen, besser aufbringen können und wollen.
Scheiternde Unternehmen gibt es immer wieder. Im Falle Northvolt lag es wohl offensichtlich nicht am Markt, der ist da, sondern an der Qualität. Die Firma war nicht in der Lage, den Ausschuss zu reduzieren.
Um eine neue Industrie ins Land zu holen, ist es notwendig, auch mal Subventionen zu investieren. Im Idealfall können die dann später, wenn der Laden läuft, zurückfließen, entweder als Tilgung, oder als Steuerzahlung (das meiste, was man als Subvention zahlt bleibt ja ohnehin im Land und kehrt auf kurzen oder längeren Wegen als Mehrwert- und Lohnsteuer zum Staat zurück).
Berücksichtigt man noch das Ziel, dass man die Abhängigkeit von internationalen Lieferketten beschränken möchte, muss man sich auch überlegen, wie man die vollständige Infrastruktur an systemwichtigen Industrien vor ausländischer Konkurrenz schützt. Prinzipiell gibt es dazu Zölle, die zu Staatseinnahmen führen, aber auch die Inflation anheizen, oder Dauersubventionen, die Geld kosten. Vielleicht wäre ein Mittelweg richtig: Der Staat erhebt soviel Zoll, dass er damit die Subventionen bezahlen kann. Das lässt ihm genug Freiraum, um die Zahlungsströme an den Markt anzupassen, und erhält den Wettbewerb, ohne den die Firmen träge werden.