Die Erderwärmung legt zu, die Politik den Rückwärtsgang ein. Die Fossil-Lobbyistin Katherina Reiche (CDU) operiert jetzt vom Bundeswirtschaftsministerium aus. Sie gibt vor, die Energiepreise senken zu wollen, indem sie die mit Abstand günstigsten Erneuerbaren stoppt und den Ausbau der teuersten, der Gaskraftwerke, fördert – die durch die vorgesehene Ausrüstung mit CCS nochmal extra teurer werden.
Die Tatsache, dass die Sonne keine Rechnung schickt, bezeichnet sie als „so bekloppt wie simpel“. So etwas könne sich nur ausdenken, wer „von Energie nix versteht“.
Klar braucht es für die Nutzung der Sonnenenergie Umwandlungstechnik, die auch etwas kostet. Aber die Ausgangsenergie kommt frei Haus.
Bei der fossilen und atomaren Energie sind Kraftwerke die Umwandlungstechnik – und kosten viel (und nicht nur den unmittelbaren Preis, sondern auch noch die „externen Kosten“ wie Klima-, Umwelt- und Gesundheitsschädigung). Und die Ausgangsenergie in Form von Gas, Kohle, Öl und Uran muss zusätzlich mit kostenintensivem Aufwand kontinuierlich beschafft werden. Das fällt bei den Erneuerbaren weg.
Dass Reiche denen, die diese Zusammenhänge beachten, attestiert, bekloppt zu sein und von Energie „nix“ zu verstehen, ist nicht nur unvorstellbar dumm, sondern ein Anschlag auf die Menschenwürde – neben der Missachtung des Klimaschutz-Gebotes Reiches zweiter Verstoß gegen das Grundgesetz.
Die Konsequenz aus all dem dürfte sein, mehr und mehr auf Autonomie zu setzen, wie Hermann Scheer es beschrieben hat: „Die autonome Aneignung Erneuerbarer Energien durch eine Vielzahl von Akteuren ist die einzige erfolgversprechende Methode, den Energiewechsel rechtzeitig und unumkehrbar gegen die Funktionslogik des überkommenen Energiesystems durchzusetzen. Dieser Weg zum Durchbruch erneuerbarer Energien führt zu einer durchgängig neuen Struktur der Energienutzung, die nur neben der gegenwärtigen entstehen kann – und diese Zug um Zug ersetzt und schließlich überflüssig macht.“
CO2-Entnahme aus der Luft
Auch bei den Versuchen, den CO2-Gehalt der Atmosphäre zu senken, wird ein epochal neuer Weg aufgezeigt. Bekanntlich steht der CO2-Gehalt der Atmosphäre derzeit bei 425 parts per million (ppm). Das ist ein Wert, der auch dann, wenn er aufgrund eines totalen Emissionsstopps nicht erhöht würde, Kipppunkte auslöst, die die Temperatur auf dem Planeten weiter ansteigen lassen und zur ultimativen Katastrophe führen. Um das zu verhindern, müssen zwei Aufgaben gelöst werden: Erstens die CO2-Emissionen schnellstens auf nahe null bringen, zweitens das in der Atmosphäre befindliche CO2 auf ein verträgliches Maß reduzieren. Wissenschaftler haben ermittelt, dass das 350 ppm wären. Um das zu erreichen, müssten der Atmosphäre 1.700 Gigatonnen (Milliarden Tonnen) im Zeitraum von einigen Jahrzehnten entzogen werden.
In der Schweiz wurde ein Verfahren entwickelt, mit dem CO2 aus der Luft herausgefiltert werden kann, „Direct Air Capture“ – kurz DAC. Der Aufwand ist allerdings wahnwitzig: Eine Million Teile Luft müssen mit hohem Energieaufwand durch den Filter geschleust werden, um (sagen wir) 400 Teile CO2 (das sind 0,4 Promille) abzuscheiden. Die Kosten pro abgeschiedener Tonne CO2 belaufen sich nach Angaben der Firma Climeworks, die das bisher größte einschlägige Projekt in Island betreibt, auf 500 bis 1000 US-Dollar. Auch diese hohen Zahlen dürften alles andere als verlässlich sein, denn kürzlich wurde bekannt, dass die zweite in Island errichtete Anlage für ein Jahresprodukt von 36.000 Tonnen CO2 konzipiert war, jedoch nur 105 Tonnen lieferte.
Um mit dieser Technik klimarelevante Mengen CO2 aus der Luft zu entfernen, müsste quasi das gesamte Festland der Erde mit Anlagen vollgepflastert werden. Bernhard Weßling hat dazu weitere Berechnungen angestellt.
Die Misserfolge in Island sind derart gravierend, dass vermutlich auch finanzielle und wissenschaftliche Unterstützer Zweifel bekommen, ob dieser Ansatz weiter verfolgt werden sollte.
EWG: „Mit Ocean-Farming unseren Planeten abkühlen“
In diesem Moment hat die Energy Watch Group (EWG) mit ihrem Präsidenten Hans-Josef Fell ein hoch interessantes Alternativkonzept zur Verminderung des CO2-Gehaltes der Atmosphäre vorgelegt: Zur Entnahme des CO2 aus der Luft wird die natürliche Photosynthese genutzt. Sonne und grüne Pflanzen holen nicht nur völlig selbsttätig das CO2 aus der Luft, sondern machen zusätzlich etwas, was kein technisches Einfangverfahren kann: Sie zerlegen es in Kohlenstoff (C) und Sauerstoff (O2). Der Kohlenstoff wird in den Pflanzenkörper eingebaut, der Sauerstoff in die Luft entlassen, wo er hingehört, anstatt wie bei CCS mit unter die Erde gepresst zu werden. Für diesen Vorgang wird nicht einmal eine künstliche Umwandlungstechnik benötigt. Die Sonne liefert sowohl die Ausgangsenergie als auch die Umwandlung – beides ohne Rechnung!
Wald, gerade auch der Waldboden, Feuchtgebiete, wiedervernässte Moore, gesunde Ackerböden, wie sie durch biologische Landwirtschaft entstehen, sind hoch wichtige Kohlenstoffsenken, die weiter entwickelt werden müssen. Pflanzliches und tierisches Leben haben wichtige Funktionen, auch die höher entwickelten Tiere in Wald und Flur. Klimaschutz und Biodiversität brauchen sich gegenseitig.
Diese Gesundungspunkte reichen aber nicht aus, um das global schwer angeschlagene Klima zu sanieren. EWG schlägt daher vor, Makroalgen im großen Stil auf dem freien Meer anzubauen. Sie haben eine Vermehrungsrate, der sich keine Landpflanze auch nur annähert. In zehn Tagen verdoppeln sie ihre Masse, alle zwei bis drei Wochen kann geerntet werden. Das Pflanzenmaterial ist auf vielfältige Weise nutzbar, zum Beispiel in Baustoffen. Natürlich muss sichergestellt werden, dass eine Oxydation für lange Zeiträume ausgeschlossen wird.
Raffen wir uns auf!
Haben wir noch den Mut, die Gesamtlage des Planeten, den wir bewohnen, anzuschauen und uns dem zu stellen, was diese von uns fordert? Oder haben wir unsere Köpfe schon so tief im Sand stecken, dass wir nur noch das Klein Klein um uns herum wahrnehmen und dem Anblick des Großen Ganzen ausweichen?
Das von EWG vorgelegte Konzept ist ein erster Aufschlag. Aber die Richtung, die es einschlägt, ist von epochaler Bedeutung: nicht gegen die Natur, sondern mit der Natur arbeiten! Durch Nutzung der Photosynthese für den zentralen Schritt des Unterfangens wird das realisiert. Daraus entsteht eine Zuversicht, dass auch die Details der konkreten Ausführung so gestaltet werden können, dass sie der Ökologie und der nötigen Verbindung von Klimaschutz und Biodiversität gerecht werden.
„Kleinräumige, vielversprechende Prototypen zur CO₂-Entnahme sollten mit der nötigen Vorsicht, fundierter Risikoabschätzung und begleitenden Maßnahmen erprobt werden. Gelingt dies, öffnen sich realistische Chancen auf skalierbare Lösungen zur gezielten Klimaabkühlung.“ schreiben die Verfasser der Studie und wecken damit Vertrauen, dass das Vorgehen achtsam sein wird.
Unmittelbare energiepolitische Auswirkungen denkbar
Wenn das Projekt breite Zustimmung und Unterstützung findet, sind auch unmittelbare energiepolitische Wirkungen vorstellbar: Dass die Idee des technischen DAC begraben ist, kann man jetzt schon annehmen. Damit wird auch CCS abgewertet. Wenn sich die Erkenntnis verbreitet und vertieft, dass es zur Lösung der Klima- und Umweltprobleme ein Zusammenwirken mit der Natur braucht, werden auch die Versuche der konventionellen Energiewirtschaft, noch eine Zukunft zu beanspruchen, an Kraft verlieren und den Fortschritt des Energiewechsels immer weniger behindern können.
— Der Autor Christfried Lenz, politisiert durch die 68er Studentenbewegung, Promotion in Musikwissenschaft, ehemals Organist, Rundfunkautor, Kraftfahrer und Personalratsvorsitzender am Stadtreinigungsamt Mannheim, Buchautor. Erfolgreich gegen CCS mit der BI „Kein CO2-Endlager Altmark“, nach Zielerreichung in „Saubere Umwelt & Energie Altmark“ umbenannt und für Sanierung der Erdgas-Hinterlassenschaften, gegen neue Bohrungen und für die Energiewende aktiv (https://bi-altmark.sunject.com/). Mitglied des Gründungsvorstands der BürgerEnergieAltmark eG (http://www.buerger-energie-altmark.de/). Bis September 2022 stellvertretender Sprecher des „Rates für Bürgerenergie“ und Mitglied des Aufsichtsrates im Bündnis Bürgerenergie (BBEn). Seit 2013 100-prozentige Strom-Selbstversorgung durch Photovoltaik-Inselanlage mit 3 Kilowattpeak und Kleinwindrad. —
Die Blogbeiträge und Kommentare auf www.pv-magazine.de geben nicht zwangsläufig die Meinung und Haltung der Redaktion und der pv magazine group wieder. Unsere Webseite ist eine offene Plattform für den Austausch der Industrie und Politik. Wenn Sie auch in eigenen Beiträgen Kommentare einreichen wollen, schreiben Sie bitte an redaktion@pv-magazine.com.
Dieser Inhalt ist urheberrechtlich geschützt und darf nicht kopiert werden. Wenn Sie mit uns kooperieren und Inhalte von uns teilweise nutzen wollen, nehmen Sie bitte Kontakt auf: redaktion@pv-magazine.com.







Und wieder läuft mein Lachfaltenstudio auf 100%.
Hier in Norwegen „stirbt“ nach und nach immer mehr Zulieferindustrie und die damit verbundenen Arbeitsplätze für Öl und Gas.
Vielleicht sollte sich LNGini mal damit beschäftigen.
Sehr guter Artikel. Wenn man dann noch die heutige „Schulnote“ für die Regierung betrachtet, kann man zwar Politik „aus einem Guss“ erkennen, aber leider mit den vollkommen falschen Zielen und Maßnahmen. Wenn der Bürger dann noch für Dumm verkauft wird, nimmt es unerträgliche Ausmaße an.
Vielen Dank für diesen Artikel. Zu meinen oben erwähnten (hier im PV-Magazin vorgestellten) Berechnungen über die mehr als mangelhafte Nachhaltigkeit von DAC / CCS gibt es inzwischen weitere Diskussion, die hier gefunden werden kann: https://www.bernhard-wessling.com/nachhaltigkeit_und_entropie.
Ausführlich und zugleich sehr einfach verständlich ist das Konzept, auf dem diese Berechnungen basieren, dargestellt in diesem Buch „zum Ursprung von Unvorhersehbarkeit, Komplexität, Krisen und Zeit“, siehe https://www.bernhard-wessling.com/zufall-2.
Das auch oben erwähnte EWG-Konzept „Ocean-Farming“ ist m. E. ebenfalls alles andere als nachhaltig. Meine kritischen Anmerkungen zur „Algenfarm“ sind hier zu finden: https://www.bernhard-wessling.com/kritik_an_ewg-konzept_algenfarm: „gigantischer Eingriff in marine Ökosysteme, unbekannt extrem hoher Energie-, Rohstoff- und Infrasstrukturaufwand, keinerlei positiver Einfluß auf Biodiversität – im Gegenteil“.
Das EWG-Konzept „Algenfarm“ ist ein weiteres in der Reihe von Ideen, mit denen die Lösung des Klimaproblems nach „irgendwohin weit weg von uns“ verlagert wird:
– Hier muß sich nichts ändern, wir müssen keine Moore wiedernässen, Wälder können solche Monokulturen wie bisher bleiben, Landwirtschaft kann weiter mit Kunstdünger, Glyphosat und sonstigen Pestiziden aller Art hochgerüstet ablaufen, daß dabei die Insekten- und Vogelvielfalt verschwindet, kann man halt nicht ändern und bekommt keiner mit.
Daß wir aber eine sehr viel höhere Lebensqualität haben würden (körperlich, weil gesünder, und mental, weil in natürlicherer Umgebung lebend), wenn Ökosysteme renaturiert und Landwirtschaft auf ehrlich-Bio umgestellt würde, wird übersehen.
Es ist auch zu mühselig (wie ich aus einer email eines der Autoren herauslas), die vielen gegenläufigen und kurzsichtigen Interessen irgendwie einzubeziehen – da sieht es scheinbar einfacher aus, mit einer (1) Maßnahme, und das tausende Kilometer von uns entfernt, das Klima-Problem mit einem (1) Schlag aus der Welt zu schaffen.
– Das ist aber eine Illusion: Wir können diese Probleme nicht gegen die Natur mit Großtechnologie lösen, v.a. muß bei allen Lösungsversuchen immer die Biodiversität gleichberechtigt und gleichzeitig mit angegangangen werden.
Fangen Sie doch an mit Biolebensmitteln, möglichst direkt vom Erzeuger, möglichst mit dem Modell „solidarische Landwirtschaft“, wie auch im Kattendorfer Hof (https://www.kattendorfer-hof.de/).
Die existenzielle SchMERZgrenze ist in Deutschland durch die „erfolgREICHE“ Politik der letzten Jahrzehnte schon gar nicht mehr lokalisierbar. Wenn Deutschland sich komplett auflösen würde , und alle Bürger*innen nach Malle , Spanien, Frankreich, Australien, Mexiko, Russland ausspazieren würden , wen würde dies groß interessieren auf der Welt ? Am allerwenigsten vielleicht die dann“ehemaligen“ Deutschen.
Deutschland ist in 2025 n.Chr. ein sehr großes Seniorenwohnheim mit überteuerten Wohnungsmieten , einer im marginaler werdenden Industrie, völlig überzogenen Energiepreisen, und einem irrwitzig aufgeblähten Sozialsystem mit demnächst 50 % Sozialabgaben. Wenn man die ganzen versteckten Steuern noch dazu zählt , kommt man nahe an einen maximal ungerechten Sozialismus , in welchem die Geringverdiener die Vermögenden subventionieren.
Die Endlosschleife : Am 1. Ist der versteuerte Lohn auf dem Konto , beziehungsweise dass was nach den Pflichtabgaben RV,KV,AV,PV noch übrig ist . Auf dem Weg zur Arbeit muss die Karre noch betankt werden, natürlich zahlt m/w/d auch hier einen kräftigen Steueranteil . Die notwendigen, weil stimmungshebenden , Prince Denmark , sind natürlich auch eine Steuerabgabe mit angeschlossenem Rauchgenuss . Wenn man dann von der Arbeit zurückfährt, kauft man im Discounter Lebensmittel ein die natürlich auch wieder versteuert werden. Sollten trotz allem doch noch ein paar Euro zum Sparen übrigbleiben, werden diese mit Sicherheit auch wieder steuerlich beschnitten.
Deutschland ist ein Gerüst aus Gesetzen, Vorschriften , Bürokratie und Steuerabgaben . Es ist praktisch unmöglich daraus ein Heimatgefühl zu extrahieren.
Von einer traumhaften Wohneigentumsquote über 90 % wie in Spanien, Kroatien und Rumänien ist Deutschland so weit entfernt wie ….ach , denkt euch selbst einen metaphorischen Vergleich aus!
Als Deutscher lebt man gerne in Miete , damit man jederzeit „woanders“ hinziehen kann. Meistens ist das „woanders“ aber halt doch nur wieder in Deutschland.
Trotzdem ist der Lokalkolorit deutschlandweit so stark , dass es fast unmöglich ist von Berlin, München, Hamburg, Frankfurt in ein kleines Dorf „irgendwo“ auf dem Land zu ziehen , ohne sich in totaler Selbstaufgabe unter einem Maibaum, umschwirrt von Junikäfern , im Anzug bei Blasmusik, Bommerlunder und lokalen Tanzschritten, seinem Schicksal zu ergeben. Der Zuzug in eine chillige Großstadt ist hingegen so anonym und schnell möglich ,wie ein anonymes Tafelgeschäft.
Aus meiner Sicht ist es dringend geboten wenigstens
die Energiepreise in Deutschland mit Hilfe von
Erneuerbaren Energien auf eine lange , heitere Talfahrt zu schicken.
Der derzeitige Bundespräsident könnte doch auch mal ein paar mahnende Worte an die fossile Politik richten , oder gleich mit der Kraft seines Amtes reingrätschen.
Einmal, vor langer Zeit , hat es doch tatsächlich mal ein
Bundespräsident gewagt ,die Ihm zur Verfügung stehende Vetomacht zu nutzen, und in ein paar Gesetzesvorhaben zu unken. Der Horst wars damals. Dass wude ihm fast übel genommen.
Die Energiewende sollte insofern zukünftig ganz , ganz oben verteidigt werden, also bei der
Bundespräsidentin.
Es gibt den Mehrheitsbeschluss der Deutschen Nation die Energiewende umzusetzen, und dies kommt einer Volksabstimmung wie in der Schweiz gleich.
Ein Photovoltaikmodul ist doch der Stein der Weisen der Gegenwart. So wie früher die Alchemisten aus Blei Gold machen wollten ,🤩, machen heute die Alphysiker aus Sonnenlicht Strom .
Es gibt nur einen sehr wichtigen Unterschied zu damals : Blei zu Gold hat nicht funktioniert, die heutigen sehr starken Photovoltaikmodule funktionieren aber tadellos 😁. Demnächst stromert meine Zoe mit hausgemachter Energie aus dem Licht .
In ferner Zukunft könnte der Strombedarf eines BEV vermutlich fast vollständig im Kaufpreis des Elektroautos inkludiert sein , sozusagen als Lifetime – Füllung .
Die Verschmelzung von Autoherstellern und EE-Konzernen würde es möglich machen.
„.. die Energiepreise in Deutschland mit Hilfe von
Erneuerbaren Energien auf eine lange , heitere Talfahrt zu schicken.“
Das ist ja schon der Fall, Erzeugung von EE tendiert kräftig nach unten.
Doch das Drumherum wird immer teurer. Netze und Speicher kosten viel Geld, und das Vorhalten fossiler Energieerzeugungsanlagen für EE-Dunkelflauten, ist auch nicht umsonst zu haben. Und wenns ganz eng wird, kauft man extrem teuren Strom im Ausland, der vorher für lau oder erhebliche Negativbeträge dahin verscherbelt worden ist.
Leider glauben Viele dran, daß in wenigen Jahren mit Wind- und Sonnenstrom und vielen BESS, alles ganz easy zu lösen sei.
Die Realität, daß wir duch EE oft sehr viel Energie haben, auch im Überschuss, aber zu anderen Zeiten EE weitgehend ausbleiben, wird von vielen Diskutanten halt nicht gesehen. Immer mehr Zubau wirds schon richten. Eben nicht. Da ist noch viel zu er- und aufklären.
Die Batteriespeicher werden langfristig etwa 10% des verbrauchten Stroms speichern müssen. Das Einspeichern einer kWh in einem Batteriespeicher kostet ca. 5ct/kWh, umgelegt auf alle verbrauchten kWh wird das dann jede kWh um 0,5ct verteuern. Das würde uns bis 2030 und etwas darüber hinaus reichen, um fast allen erneuerbar erzeugten Strom entweder direkt oder auf dem Umweg über die Batteriespeicherung zu verbrauchen. Es ist der preisgünstigste Weg, den durch den Zubau der nächsten Jahre erzeugten Strom sinnvoll einzusetzen. Richtig eingesetzt können Batteriespeicher auch den Netzausbaubedarf verringern, indem sie bei Überlastung einzelner Leitungen vor der Engstelle Strom einspeichern, dahinter ausspeichern, und wenn die Überlastungsphase vorbei ist, den Batteriestrom hinterherschieben, so dass für die nächste Überlastungsphase der eine Speicher wieder leer ist, der andere wieder voll.
Langfristig brauchen wir zur Überbrückung von längeren Phasen der Minderproduktion (vulgo: Dunkelflaute) irgendeine Form der Langzeitspeicherung. Die wird teurer, und deshalb sollte der Anteil des Stroms, der in diesen Zeiten aus Langzeitspeichern kommen muss, möglichst klein sein. Wenn man noch Erzeugungsreserven (Flächen!) hat, ist Abregelung von Überkapazitäten günstiger als teurer Strom aus Langzeitspeichern. Auch Biogas ist bei netzdienlichem Einsatz immer noch günstiger als Wasserstoff. Da muss man eigentlich nicht mehr viel erklären.
Dass wir Strom billig ins Ausland verkaufen und später teuer zurückkaufen, liegt vor allem daran, dass es bei uns zu wenige Flexibilitäten gibt. Deshalb nutzen wir die im Ausland, z.B. die Pumpspeicherwerke in den Nachbarländern Schweiz, Österreich und Norwegen. Diese Länder lassen sich das natürlich bezahlen, das ist auch völlig in Ordnung. Das Potential ist allerdings begrenzt, und andere Länder machen uns da immer mehr Konkurrenz, so dass es teurer wird.
Ich kann den Spruch von der Sonne, die keine Rechnung schicken würde, nicht mehr hören. Jetzt sind es auch noch die Algen und Meere, die keine Rechnung schicken würden. So Leute wie Katharina Reiche mit ihren beschränkten geistigen Kapazitäten stürzen sich gerade auf solche Dummheiten, entlarven sie, und stellen dann das Denken ein. Statt dessen setzen sie dann ihre Lösung für Dummies durch, nämlich Gaskraftwerke.
Wenn man irgendwelche Anstrengungen macht, Biomasse zur Entnahme von CO2 aus der Luft zu produzieren, dann sollte diese Biomasse zuerst dazu verwendet werden, um fossile Brennstoffe zu ersetzen. Wenn man das geschafft hat, dann kann man einen steigenden Anteil der Biomasse zur dauerhaften Einlagerung abzweigen. Am besten lagert man reinen Kohlenstoff ein, denn der hält sich (siehe Kohlelagerstätten) Millionen Jahre, ohne dass man sich groß anstrengen muss.
Bisher wird ein reines CO2-Entnahme-Projekt daran scheitern, dass es jemand bezahlen müsste. Wir fangen aber schon zu jammern an, wenn die Energie dank Energiewende nur geringfügig im Preis steigt. (NB: Die fossilen Brennstoffe sind in den vergangenen Jahrzehnten auch ordentlich im Preis gestiegen, allerdings mit erheblichen Ausschlägen nach oben und unten). Für ein international abgestimmtes CO2-Entnahme-Projekt bedürfte es eines neuen Parisabkommens, an das sich alle halten. An das alte von 2015 halten sich gerade immer weniger, auch wir nicht. Schöner Gedanke, den man im Hinterkopf behalten sollte, aber es werden wieder ein paar Jahre ins Land gehen, bis sich mal wieder ein Fenster der Gelegenheit, wie wir es vor Corona kurz hatten, öffnet.
Zunächst einmal „danke“, denn daß die Algen und Meere ebenso wie die Sonne keine Rechnung schicken würden, ist wirklich ein dummer Spruch, der eben auch regelrecht falsch ist und zudem verdummend wirkt.
Aber auch „Biomasse als Ersatz für Brennstoffe“ ist alles andere als nachhaltig. Wir müssen CO2-Entnahme und -Speicherung auf natürliche Weise stattfinden lassen, was ich in Kapitel 8 meines Buches quantitativ und vollständig belegt dargestellt habe (https://www.bernhard-wessling.com/zufall-2).
„Jetzt sind es auch noch die Algen und Meere, die keine Rechnung schicken würden.“ lese ich und frage, wer das behauptet hat. Ich fühle mich unschuldig. Ich habe geschrieben: „Der Kohlenstoff wird in den Pflanzenkörper eingebaut, der Sauerstoff in die Luft entlassen, (…). Für diesen Vorgang wird nicht einmal eine künstliche Umwandlungstechnik benötigt. Die Sonne liefert sowohl die Ausgangsenergie als auch die Umwandlung – beides ohne Rechnung!“ Das bezieht sich rein auf die Photosynthese und den Aufbau des Pflanzenkörpers und trifft dafür doch auch zu – oder? Es hat nichts damit zu tun, dass anschließend menschliche Aktivitäten erforderlich sind wie Transport und Weiterverarbeitung der Algen, wofür dann auch Rechnungen anfallen. Der Wahnsinnsaufwand für technischen Entzug des CO2 aus der Luft, fällt aber flach.
@Christfried Lenz,
moin, ich nehme an, „JCW“ meinte diesen Satz in dem EWG-Konzept:
„Um das große Ziel von 450 Gigatonnen gebundenem Kohlenstoff zu erreichen, müssten dafür Millionen von Kubikkilometern Tiefenwasser auf großen Flächen genutzt werden. … das nährstoffreiche Tiefenwasser ist kostenlos verfügbar.“
Das habe ich ja bereits in meiner Stellungnahme dazu (siehe oben bzw hier: https://www.bernhard-wessling.com/nachhaltigkeit_und_entropie) als irreführend herausgestellt, denn man benötigt eine gewaltige Infrastruktur, um „Millionen von Kubik-Kilometer“ an Teifenwasser ständig nach oben zu pumpen.
Und Ihr Satz „Die Sonne liefert sowohl die Ausgangsenergie als auch die Umwandlung – beides ohne Rechnung!“ ist bzgl. der Sonnenergie und wenn mann Euros oder US_Dollars betrachtet, formal richtig, trifft aber aus zweierlei Sicht nicht nicht den Kern der Sache:
1. muß eine Milliarde Tonnen nach der anderen alle 2 – 3 Wochen ständig geerntet, getrocknet und gepreßt sowie in der Tiefe versenkt werden,
2. geschieht das Ganze nicht ohne Entropie-Kosten, das heißt: nicht ohne Schäden für die Ökosysteme, und diese Schäden sind gewaltig.
Hallo Herr Weßling, den Satz von JCW, auf den ich mich beziehe, haben auch Sie aufgegriffen, daraus zitiert und sich dafür bedankt. Jetzt ziehen Sie eine Stelle aus der Studie der EWG heraus und schreiben, dass Sie „annehmen“ dass JCW sich auf diese beziehen würde. – In der Diskussion auf solcher Ebene sehe ich keine Möglichkeit des Fortschritts.
Diese „Algen-Option“ scheint sich in Süd-Australien „von selbst“ zu entwickeln, aber in einer desaströsen Art und Weise: https://www.abc.net.au/news/2025-07-21/sa-murray-watt-in-adelaide-algal-bloom-funding/105554050
Die Aussicht, das Megatonnen von Algen unser aller Kohlenstoffproblem lösen könnte hat etwas schrecklich Naives an sich.
Unter der Annahme, das es möglich wäre Tonnen von Algen zu verpressen und dann, gleichsam als „Blei“ in der Tiefsee zu versenken, wo sie „aufschlagen“ und eine Dreckwolke erzeugen, ist absolut irrational und straft alle bekannten Worthülsen zum Schutz der Meere als Lügen.
Die Akzeptanz des Überschwingen der globalen Luft-/Wassertemperatur und mögliche Senkung mittels technischer Neuerungen ist eine monströse Einbildung von Technokraten.
Ob unserer erklärten Unfähigkeit zügigst zu 100% EE zu kommen, wird eine 3++ °K Welt extrem wahrscheinlich.
die verpressten Algen müssten in fossile Öl-/Gaslagerstätten eingebracht werden, die Transportkosten (an Land) wären ‚horrend‘ (?)
die anschliessende Diskussion wäre dann wieder zur d. Marktführerschaft bei Verbrennungsmotoren, Abgasfilterung und NOx-Emissionen zu finden (?)
und Hybrid-Antrieben (?)
Eine recht verfusselte Diskussion!
Herr Lenz beschreibt es sehr treffend:
Es ist zviel CO² in der Stratosphäre; ein passender Reflektor für alle Wärmestrahlungen, die nach außen dringen wollen.
Und das CO² sollen wir mit Algen abbauen die dann in der Tiefsee versenkt werden sollen?
Wie die Atommüllverklappung in der Nordsee anfang der 60ger? Super Idee; Algen werden ihre Dichte ändern und werden dann „plötzlich“ aufschwimmen. Gehts noch.
Bitte ab sofort nur erst gemeinte Beiträge, Ihr könnt das bestimmt a bissl besser.