McKinsey: Entlang der Rheinschiene werden bis 2030 jährlich eine Million Tonnen Wasserstoff gebraucht

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Der mögliche Weg Deutschlands zu einer Wasserstoffrepublik ist der Schwerpunkt des aktuellen Energiewende-Index‘ von McKinsey. Denn vor allem in Raffinerien und Betrieben der Stahl- und Chemieindustrie, die nicht direkt elektrifiziert werden können, führe kein Weg am Einsatz von Wasserstoff vorbei. Das Problem: „Anschubfinanzierungen sind zwar auf den Weg gebracht worden, bislang fehlt aber ein klares Zielbild, das Produzenten, Lieferanten und Abnehmern verlässlich angibt, mit welchen Mengen Wasserstoff zu welchen Preisen sie rechnen können“, so McKinsey. Dieses Zielbild und der Weg dahin müsse nun erarbeitet werden, damit kurzfristig Investitionsentscheidungen getroffen werden. Sobald es ein einheitliches Verständnis über Bedarfe, Zahlungsbereitschaften und Preise gebe, sei der Grundstein für die Marktentwicklung gelegt.

Die Rheinschiene zwischen Duisburg und Karlsruhe gilt als eines der größten potenziellen Wasserstoffcluster in Deutschland. McKinsey hat berechnet, dass die großen industriellen Abnehmer dort bis 2030 pro Jahr eine Million Tonnen Wasserstoff benötigen werden. Dieser Bedarf könnte bis 2050 auf mehr als 3,5 Millionen Tonnen ansteigen. Die tatsächlich realisierte Nachfrage werde wesentlich von dem Preis abhängen, zu dem potenzielle Abnehmer Wasserstoff beziehen können.

McKinsey geht aktuell davon aus, dass 2030 in Deutschland Wasserstoff für etwa 6,50 bis 8,50 Euro pro Kilogramm produziert werden kann. Der relativ hohe Preis komme daher, dass zum einen der grüne Strom statt für die Wasserstoffproduktion zu höheren Preisen direkt auf dem Strommarkt verkauft werden könne. Zum anderen seien zusätzliche Aufwendungen für die Speicherung einzupreisen. Günstiger könnte grüner Wasserstoff nach McKinsey-Analysen aus Nordafrika über Pipelines oder aus ferneren Regionen über Schiffstransporte importiert werden. Trotz zusätzlicher Kosten für Speicherung und Transport könnte dieser grüne Wasserstoff bei etwa 3,50 bis 5,50 Euro pro Kilogramm liegen. Ein ähnliches Ergebnis hatte eine am Montag vorgelegte Studie des Fraunhofer ISE ergeben. Blauer Wasserstoff aus den USA oder Norwegen könnte sogar schon für 2,50 bis 3 Euro pro Kilogramm bezogen werden.

Der Energiewende-Index identifiziert weitere drei entscheidende Faktoren, die das Zielbild abdecken müsse. Erstens müsse die Beschaffung von Wasserstoff strategisch geplant werden, unter Berücksichtigung von Herkunftsländern, Preisentwicklungen und möglicher Transportwege. Zweitens seien langfristige Verträge für eine verlässliche Bereitstellung nötig, inklusive spezifischer Mengen und Preispunkte. Und drittens versetze ein konkretes Zielbild die Politik in die Lage, gezielte Anreize für die Produktion und Nutzung von Wasserstoff zu setzen. Um beispielsweise einen Wasserstoffpreis von vier Euro pro Kilogramm für alle potenziellen Abnehmer entlang des Rheins wirtschaftlich attraktiv zu machen, müssten pro Jahr weniger als zwei Milliarden Euro zur Unterstützung aufgebracht werden. Das sei im Vergleich zu den 2022 aus dem EEG-Konto getätigten Auszahlungen in Höhe von fast 14 Milliarden Euro eine geringe Summe.

Weiterer wichtiger Aspekt für die Marktentwicklung der Wasserstoffwirtschaft ist McKinsey zufolge der Ausbau des Transportnetzes. Große Abnehmer im Ruhrgebiet könnten demnach schon durch die Umrüstung von rund 500 Kilometer bestehenden Pipelines und einige neu gebaute Leitungen bedient werden. Um die Industriebetriebe entlang des Rheins bis nach Karlsruhe zu erreichen, müssten allerdings deutlich mehr als 1000 Kilometer umgerüstet beziehungsweise neu verlegt werden. Schon wenn auch nur 20 bis 30 Prozent der Leitungen neu zu bauen sind und das Gros durch Umrüstung bestehender Pipelines erschlossen werden kann, wären das Investitionskosten im einstelligen Milliardenbereich. Gleichzeit könnte die Umrüstung schnell an Grenzen stoßen, wenn die Pipelines weiterhin für den Gastransport benötigt werden.

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