Wärmepumpe in den Keller, Photovoltaik-Anlage aufs Dach, Wallbox in die Garage. Und am besten noch neue Fenster und eine Isolierung des Gebäudes. Die Wunschlisten sind lang, gerade jetzt, wenn in der Energiewende auch gesetzlich aufs Tempo gedrückt werden soll. Leider fehlt es vor allem an einem: Handwerker, die das nötige Wissen haben, um die vielen Wünsche zu erfüllen. Und nicht nur in der Energiewende sind fehlende Arbeitskräfte ein Problem: Gerade bei mittelständischen Unternehmen wird der Fachkräftemangel zum Geschäftsrisiko.
Dabei ist eine Entwicklung zu beobachten: Die begehrten Fachkräfte, besonders im Handwerk, haben die Wahl und können sich ihre Arbeitsplätze aussuchen. Es ist ein Wettbewerb um Mitarbeiter entstanden, bei dem Unternehmen aktiv um qualifizierte Handwerker werben müssen. Besonders mittelständische Unternehmen sehen sich mit diesem Problem konfrontiert. Deshalb müssen sie kreative Lösungen finden, um ihre Mitarbeiter langfristig an sich zu binden – und für neue Kollegen attraktiv zu sein.
Individuelle Stärken betonen
Ein entscheidender Faktor liegt in der Sichtbarkeit des Unternehmens. Auf offene Stellen muss aufmerksam gemacht werden! Oft gehen Stellenanzeigen unbeachtet unter, weil die Suche nicht offensiv genug betrieben wird. Vor allem wird sie nicht dort durchgeführt, wo sich arbeitssuchende Personen aufhalten. Eine gezielte Kommunikation nach außen, sei es über Online-Plattformen, soziale Medien oder lokale Veranstaltungen, kann dazu beitragen, Aufmerksamkeit zu erzeugen und das Interesse von Handwerkern zu wecken.
Um potenzielle Bewerber anzusprechen, sollten Unternehmen ihre individuellen Stärken und Alleinstellungsmerkmale betonen. Dies kann beispielsweise eine Spezialisierung auf erneuerbare Energien, innovative Technologien oder nachhaltige Lösungen sein. Auch besondere Mitarbeitervorteile, Strukturen wie die 4-Tage-Woche oder eine dezentrale Organisation mit eigenem Firmenfahrzeug können genutzt werden, um herauszustechen. Diese einzigartigen Stärken eines Unternehmens, möglicherweise in Verbindung mit namhaften Kunden, dienen als überzeugende Referenzen, die Bewerbungen anziehen.
Attraktivität durch Flexibilität und Vorteile
Wer es sich aussuchen kann, möchte etwas angeboten bekommen: Um im Wettbewerb um Fachkräfte erfolgreich zu sein, sollten Betriebe ein attraktives Arbeitsumfeld schaffen. Je konkreter die Vorteile in den Stellenanzeigen dargestellt werden, desto besser! Bietet ein Unternehmen besondere Arbeitsvorteile – beispielsweise flexible Arbeitszeiten, spezielle Arbeitskleidung, ausbezahlte Überstunden – sollte das unbedingt in jeder Stellenanzeige hervorgehoben werden. Solche Zusatzleistungen helfen natürlich auch, gegenüber Wettbewerbern herauszustechen und Mitarbeiter langfristig an den Betrieb zu binden.
Zu den beliebtesten Mitarbeitervorteilen gehören dabei neben einer gründlichen Einarbeitung in neuere Themen, wie der Energiewende, ein innerbetrieblicher Karriereweg mit Weiterbildungsförderung. Ein Firmenwagen, der auch privat genutzt werden darf, lockt potentzelle Mitarbeiter ebenso an. Arbeitgeber könnten beispielsweise auch damit werben, dass Fahrzeit auch als Arbeitszeit gilt – ein weiterer attraktiver Vorteil.
Der Bewerbungsprozess: Je kürzer, desto besser
Eine Schlüsselrolle bei der Personalgewinnung liegt im Recruiting- und Bewerbungsprozess. Hierbei gilt die einfache Faustregel: je unkomplizierter, desto besser. Niemand möchte sich lange mit Anschreiben und Lebensläufen herumschlagen. Je niederschwelliger der Bewerbungsprozess gestaltet wird und je schneller er abgeschlossen ist, desto größer sind die Chancen, neue Mitarbeiter zu gewinnen.
Es ist entscheidend, möglichst viele Hürden abzubauen. Wenn potenzielle Kandidaten sich beispielsweise unkompliziert bewerben können, vielleicht sogar ohne Anschreiben, wird die Zahl der Bewerbungen zunehmen. Zudem ist es wichtig, schnell zu reagieren: Mehr als 48 Stunden sollten nicht verstreichen, bis der erste Kontakt nach Eingang der Bewerbung hergestellt wird. Eine Rückmeldung per Telefon oder sogar über WhatsApp anstelle einer E-Mail kann oft einen bleibenden Eindruck hinterlassen.
Es ist ratsam, Gespräche außerhalb der regulären Arbeitszeiten anzusetzen, damit Handwerker keinen Urlaub nehmen müssen, um an ihnen teilzunehmen. Für Probearbeit sollte ein Tag ausreichend sein, und es ist wichtig, den Bewerber angemessen zu entlohnen, da er auch dafür Urlaub nehmen muss.
Fazit
Die Personalrekrutierung ist zwar zeitaufwändig, aber in der heutigen Zeit für viele Unternehmen unverzichtbar. Durch die Implementierung einiger der genannten Maßnahmen können bereits positive Ergebnisse erzielt werden.
Indem Unternehmen diese Maßnahmen ergreifen und sich als attraktive Arbeitgeber positionieren, können sie im Wettbewerb um Fachkräfte erfolgreich sein. Die Gewinnung und Bindung qualifizierter Mitarbeiter ist von entscheidender Bedeutung, um den Anforderungen der Energiewende gerecht zu werden und das volle Geschäftspotenzial auszuschöpfen.
—- Der Autor Konrad Geiger ist Gründer und Geschäftsführer von Power Us. Power Us ist mit über 50.000 Nutzern und Nutzerinnen die führende Karriereplattform für Elektroniker und Anlagenmechaniker SHK. Vor Power Us hat er an der WHU – Otto Beisheim School of Management studiert und unter anderem für Google in Dublin gearbeitet. —
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Die Entpersonalisierung des Einstellungsprozesses trägt Blüten. Wenn mich Jemand auf eine Homepage verweist, auf der ich meine Details hinterlassen soll, dann verabschiede ich mich höflich und spontan. Der Spaß heißt erfahrungsgemäß übersetzt, „Wir sind nicht interessiert!“.
Ich mache mir jedenfalls nicht mehr die Mühe, herauszufinden, wer eigentlich doch Jemanden sucht und nur schlechte Manieren hat.
Rekrutierung ist etwas, wo es um Menschen geht. So lange man es sich leisten kann, Talente durch das Raster fallen zu lassen und ausreichend Nachschub aus standardisierten, und am Besten noch an Serviceanbieter ausgelagerten, Prozessen zu gewinnen, kann es ja nicht wirklich ein Problem geben.
Der Artikel gefällt mir, aber ich würde hinzufügen wollen, dass der potentielle Mitarbeiter (durchgängig) das Gefühl haben sollte, als Mensch/Person gesehen zu werden.
@Redaktion: Hat PowerUs eigentlich für diese Meinungsmache bezahlt? Und wer hat hier wen kontaktiert? Hat die Redaktion PowerUs angefragt ob man einen Beitrag schreibt oder umgekehrt?
Ich finde es immer schwierig nachzuvollziehen, wo das PV Magazin die Grenze zwischen unabhängigem kritischem Fach-Journalismus und bezahlten Inhalten von gewerblich orientierten Anbietern zieht.
Hallo Herr Meurer,
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Sandra Enkhardt