Entwurf für VDE-Produktnorm von Stecker-Solar-Geräten zur Kommentierung freigegeben

Balkonmodule

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Stecker-Solar-Geräte – auch als Photovoltaik-Balkonmodule oder Mini-Photovoltaik-Anlagen bezeichnet – erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Nach einer jüngsten Erhebung der HTW Berlin sind allein in den Jahren 2020 und 2021 insgesamt 128.000 dieser Anlagen mit rund 51 Megawatt Gesamtleistung in Deutschland installiert worden. Mehr als 200.000 Stecker-Solar-Geräte – bestehend aus Solarmodul, Wechselrichter und Schlussleitung – gibt es damit bereits in Deutschland und sie alle sind bislang nicht zertifiziert.

Bereits seit 2017 betreibt die DKE Deutsche Kommission Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik in DIN und VDE die Entwicklung einer Produktnorm voran. Nun liegt der erste Entwurf zur Kommentierung vor. Ziel ist es, einen sicheren Betrieb der Photovoltaik-Balkonmodule für die Anwender zu ermöglichen. Nach der Erhebung der HTW Berlin nutzen bis zu 70 Prozent der Stecker-Solar-Geräte den bei Haushaltsgeräten üblichen Schuko-Stecker.

Allerdings habe die DKE bereit in ihrer Installationsnorm aus dem Jahr 2018 darauf hingewiesen, dass es sich bei Mini-Photovoltaik-Anlagen nicht um Haushaltsgeräte handelt. Da der Strom bei Stecker-Solar-Geräten auch eingespeist werde, empfahl die DKE eine spezielle Energiesteckvorrichtung oder vergleichbare Konzept, um die elektrische Sicherheit der Gebäudeinstallation zu gewährleisten. Zugleich sollte dafür gesorgt werden, dass die Steckerstifte aus Metall nicht berührbar sind, wodurch Anwender vor einem Stromschlag geschützt werden. Angesichts der steigenden Nutzer von Photovoltaik-Balkonmodulen wird nach Ansicht der DKE dringend eine Produktnorm benötigt, die alle Sicherheitsaspekte berücksichtige. Denn je mehr Geräte auf dem Markt sind, umso höher könne das Schadenrisiko sein.

Zwei Möglichkeiten zur Installation von Stecker-Solar-Geräten gibt es nach Ansicht der DKE. Sie könnten direkt verdrahtet werden, was durch einen Handwerker erfolgen muss, oder die Anwender könnten sie direkt über eine Energiesteckvorrichtung anschließen. In dem Entwurf zur Produktnorm sind die verschiedenen Möglichkeiten enthalten, um den Anschluss der Photovoltaik-Balkonmodule sicher zu gestalten. Zudem gibt es einen Anhang zum Thema Schuko-Stecker. Dieser sei derzeit „weder erlaubt noch verboten ist, um diese Grauzone innerhalb der Kommentierungsphase fachlich zu beraten und aufzulösen“, heißt es vom VDE. Die technischen Sicherheitsanforderungen sollten umfassend beschrieben werden, damit Hersteller und Anbieter von Stecker-Solar-Geräten damit arbeiten können. Es werde auch erläutert, was hinsichtlich der elektrischen Sicherheit der Gebäudeinstallationen zu beachten sei.

Die neue Produktnorm deckt dem VDE zufolge sowohl Modelle ab, die fertig zusammengebaut sind und direkt montiert werden können, als auch die Vielzahl an Produkten, die aus ein oder zwei Modulen, einem Wechselrichter und mehreren Leitungen bestehen. Die Sicherheitsanforderungen werden dabei mit Prüfkriterien ergänzt, nach denen sich die Photovoltaik-Balkonmodule testen lassen. So könne die elektrische Sicherheit per Konformitätserklärung belegt werden. Die Endkunden und Anwender haben mit der neuen Produktnorm dann einen Nachweis zur technischen Sicherheit und Qualität des Produkts. In der Norm soll es zudem eine Zusammenstellung geben, was bei der Anmeldung und Montage der Stecker-Solar-Geräte zu beachten ist.

Aufgrund der hohen Relevanz des Themas weist die DKE nach eigenen Angaben aktiv auf den Beginn der Kommentierungsphase hin. „Wir haben ein aktuelles Thema, das wichtig ist für die persönliche Energiewende der Bürgerinnen und Bürger. Das möchten wir sicher gestalten und voranbringen, mit einer größtmöglichen Transparenz im Normungsprozess. Daher hoffen wir auf eine rege Beteiligung der Öffentlichkeit“, stellt Alexander Nollau fest, Abteilungsleiter Energy bei der DKE. Zugleich bestehe ein großes Interesse an der Beschleunigung des Verfahrens. An der Kommentierung könnten sich alle Bürger beteiligen und sämtliche Kommentare würden bearbeitet. So seien je nach Sachlage auch Schlichtungsverfahren anschließend möglich.

Wer sich beteiligen und den Entwurf einsehen will,  muss sich auf dem VDE-Normenkommentierungsportal kostenfrei anmelden. Aktuelle Planung sehen vor, dass die Produktnorm bis Ende 2023 final veröffentlicht wird. „Und wir können beruhigen: Bis dahin im Markt befindliche Geräte werden von der Produktnorm nicht betroffen sein und können weiter betrieben werden,“ so Nollau weiter.

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