Sachsen will Solarindustrie nach Mitteldeutschland zurückbringen

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In Sachsen produzieren einige Photovoltaik-Hersteller ihre Solarmodule: Meyer-Burger in Freiberg, Solarwatt in Dresden und Heckert Solar in Chemnitz. Doch die Kapazitäten sind verglichen mit der Konkurrenz auf dem Weltmarkt eher klein und auch die Vorprodukte müssen meist aus Asien bezogen werden. Ausnahme ist da Meyer Burger, das seine Heterojunction-Solarzellen im benachbarten Thalheim in Sachsen-Anhalt produziert. Doch Ingots und Wafer werden nicht hier hergestellt und auch beim Polysilizium gibt es zwar mit Wacker Chemie einen großen deutschen Konzern, doch eben nur einen.

Der sächsische Energie- und Klimaschutzminister Wolfram Günther lud daher am Donnerstag unter anderem Michael Kellner, Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, und Vertreter der mitteldeutschen Solar- und Halbleiterindustrie ein, um über die Potenziale und konkrete Schritte zum Wiederaufbau einer Photovoltaik-Industrie in der Region zu sprechen. Mit dabei waren auch seine Kollegen aus Sachsen-Anhalt.

„Fossile Abhängigkeiten machen uns extrem verwundbar. Wir sehen aber auch: Die Potenziale von erneuerbaren Energien als wirksame Preisbremse werden nicht ausreichend genutzt“, erklärte Günther auf der Veranstaltung. „Wir müssen auf allen Ebenen den Ausbau der Erneuerbaren beschleunigen. Photovoltaik ist hierbei eine tragende Säule.“

Sachsen und Mitteldeutschland generell verfügten über gute Unternehmen in diesem Bereich und breit aufgestellte Forschung. „In der Summe heißt das: Mitteldeutschland verfügt über die idealen Voraussetzungen dafür, dass eine europäische Solar-Renaissance zu großen Teilen hier stattfinden kann“, sagte Günther weiter. Er verwies auch auf die neuen Ziele der Bundesregierung, die den Photovoltaik-Ausbau bis 2030 auf 215 Gigawatt steigern will. „Diese Ziele sind nicht nur eine Chance für den Klimaschutz und für die europäische Energiesouveränität, sondern bieten enorme wirtschaftliche Potenziale für Sachsen und Mitteldeutschland“, betonte der Landesminister.

Auf dem Treffen kamen auch die aktuell großen Herausforderungen für die Photovoltaik-Branche zur Sprache. Sie reichen von Fachkräftemangel, hohe Produktionskosten aufgrund gestiegener Energie- und Rohstoffpreise sowie Abhängigkeit von China bei Ausgangsmaterialien. Allerdings gelte, wenn Europa nach Energiesouveränität strebe, müsse es die Technologie auch vor Ort selbst entwickeln und herstellen können. „Photovoltaik als eine der Schlüsseltechnologien der Energiewende muss innerhalb Europas produziert werden. Damit meine ich nicht die autarke Vollversorgung unseres Marktes, sondern die Fähigkeit, die komplette Wertschöpfungskette verfügbar zu haben und skalierbar zu machen“, sagte Günther weiter. Dafür gebe es aktuell ein sehr günstiges Zeitfenster.

Es gibt Ansätze, die Wiederbelebung einer Photovoltaik-Industrie in Europa aktiv zu unterstützen. So veröffentlichte die EU-Kommission im Mai im Zuge des Pakets „RePowerEU“ eine Solarstrategie, die unter anderem die Stärkung der europäischen Solarindustrie anstrebt. Sachsen unterstütze auch das Ziel eines „Important Project of Common European Interest“ (IPCEI) für Photovoltaik. Ein solches IPCEI soll die Unterstützung der EU-Mitgliedstaaten für innovative Photovoltaik-Fertigungstechnologien mobilisieren und ihre Umsetzung für die kommerzielle Produktion erleichtern. Verschiedene Konsortien sind dafür aktuell im Gespräch und auch der europäische Branchenverband Solarpower Europe beteiligt sich aktiv an der Schaffung eines IPCEI.

Mitte September hat der Bundesrat zudem dem Entschließungsantrag auf Initiative Sachsens zugestimmt. Der Bund wird darin aufgefordert, der möglichen Gefährdung der Photovoltaik-Ausbauziele aufgrund von Rohstoffmangel entgegenzuwirken, Maßnahmen für ausreichend Fachkräfte zu ergreifen und sich bei der EU gegen Preisdumping und für die Herstellung fairer internationaler Wettbewerbsbedingungen einzusetzen. Im Endeffekt soll damit auch der Wiederaufbau der Solarindustrie gelingen.

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