SMA: Teils dramatische Verlängerung der Lieferzeiten bei kritischen Komponenten

SMA-Entwicklungszentrum am hessischen Hauptsitz in Niestetal

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pv magazine: Wie lange sind die Lieferzeiten für heute bestellte Produkte aus Ihrer Sicht vor allem für Hybrid- und Batteriewechselrichter?

Boris Wolff: Alle derzeit sicheren Mengen unserer Produktion liefern wir wie geplant aus, bei einigen Produkten liegen wir teils bei einer Verzehnfachung der normalen Lieferzeiten. Wir verfolgen die Entwicklung mit höchster Aufmerksamkeit und haben unsere Anstrengungen in der Beschaffung von Microchips nochmals intensiviert.

Warum sind die Lieferzeiten so lang? Liegt es an dem Nachfrageanstieg, fehlenden Komponenten oder nicht genügend Kapazität in der Produktion?

Derzeit besteht eine starke Verknappung von Halbleitern und elektronischen Bauteilen auf dem Weltmarkt. Es ist also kein Problem einzelner Hersteller. Hintergrund ist, dass die Nachfrage nach elektronischen Bauteilen insbesondere in der Automobil- und Unterhaltungselektronikindustrie – auch aufgrund der Folgen der anhaltenden Covid19-Pandemie – stark angestiegen ist. Die zur Bedienung der Nachfrage benötigten, aber fehlenden Kapazitäten, und der hieraus resultierende Mangel an Elektronik-Komponenten führen zu einer teils dramatischen Verlängerung der Lieferzeiten bei kritischen Komponenten. Neben anderen Industriezweigen trifft dies nun auch die Hersteller von Photovoltaik-Systemen mit aller Härte.

Welche Zunahme bei den Bestellungen verzeichnen Sie?

SMA ist mit einem hohen Auftragsbestand ins neue Jahr gestartet. Der Mangel an elektronischen Bauteilen wird uns aber auch in den kommenden Monaten begleiten. Wir werden jedoch weiterhin alles tun, um unseren weiterhin steigenden Auftragseingang zu bedienen. Mittel- bis langfristig sehen wir hervorragendes Wachstumspotenzial für SMA. Der Kampf gegen die weltweite Klimakrise sowie das verstärkte Streben nach einer von Energieimporten unabhängigen Stromversorgung werden den Umbau zu dezentralen Strukturen auf Basis erneuerbarer Energiequellen in den kommenden Jahren noch einmal beschleunigen. SMA ist sowohl im Kerngeschäft Photovoltaik als auch in bedeutenden Zukunftsfeldern wie Speicher, Elektromobilität und grüner Wasserstofferzeugung hervorragend positioniert, um an diesem Wachstum teilzuhaben.

Haben Sie Pläne die Kapazitäten auszuweiten, um mehr zu produzieren bzw. sehen Sie Wege, dem Mangel an Komponenten entgegen zu wirken? In welchem Zeitraum rechnen Sie mit einer Entspannung?

Wir sind hier im täglichen intensiven Austausch mit kritischen Lieferanten und deren Sub-Lieferanten und natürlich mit unseren Kunden. Neben der Implementierung einer bereichsübergreifenden Taskforce auf Top-Management-Ebene liegt unser Fokus zudem auf dem Einsatz von Alternativ-Geräten und der Nutzung von Redesign-Möglichkeiten besonders betroffener Baureihen, wo immer dies möglich ist. Wir verfügen bereits über eine Fertigungskapazität von 21 Gigawatt. Wenn die Rahmenbedingungen stimmen, können wir uns sehr schnell auf eine signifikante Produktionssteigerung einstellen. Auch wir sind derzeit nicht in der Lage, die weitere Entwicklung verlässlich zu prognostizieren. Wir gehen aber nach jetzigem Kenntnisstand davon aus, dass die Materialversorgung aufgrund der hohen Dynamik im Lieferantenumfeld zumindest in diesem Jahr noch angespannt bleiben wird.

 

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