Bundesnetzagentur Monitoringbericht 2021: Die größten fünf Energieversorger verlieren weiter Marktanteile

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Der Anteil von erneuerbaren Energien am hiesigen Strommarkt betrug im Jahr 2020 einen neuen Höchstwert von 45 Prozent. Das geht aus dem aktuellen Monitoringbericht 2021 der Bundesnetzagentur und des Bundeskartellamts hervor. Anders als er Name des Berichts vermuten lässt, werden darin die Marktdaten aus dem Jahr 2020 ausgewertet.

Im vergangenen Jahr wurden demnach in Deutschland 530,7 Terrawattstunden Strom erzeugt. Laut Bundesnetzagentur waren das 5,5 Prozent weniger als im Vorjahr. Grund für den Rückgang wäre die Corona-Pandemie. Durch den Ausstieg aus Kern- und Kohleverstromung und den Ausbau der Erneuerbaren stieg ihr Anteil  am Bruttostromverbrauch bei 45 Prozent. Ein neuer Höchstwert. So wuchs der Anteil der Erneuerbaren im Jahr 2020 um 3,4 Prozent, was 7,7 Terrawattstunden, beziehungsweise 6,1 Gigawatt entspricht. Den Löwenanteil der neu installierten Leistung machte mit 4,6 Gigawatt die Photovoltaik aus. Bei der Windenergie an Land kamen nur 1,2 Gigawatt hinzu. Die kumulierte Erzeugungskapazität aller Anlage betrug 2020 sechs Gigawatt mehr als im Vorjahr: 233 Gigawatt.

Auch bei der Stromerzeugung verzeichneten die Erneuerbaren einen kräftigen Zuwachs, während die fossilen und nuklearen Erzeugungsanlagen ein deutliches Minus beim Marktanteil hinnehmen mussten. Der obersten Netzbehörde nach lag das vor allem an den geregelten Abschaltungen, die sich aus dem Kohle- und Atomausstiegsgesetzen ergeben. Besonders der Anteil des Stroms aus Steinkohlekraftwerken sank mit 25 Prozent stark. Bei der Braunkohleverstromung belief sich der Rückgang auf 20 Prozent. Insgesamt sank die Stromerzeugung aus nicht-erneuerbaren Quellen um 11,6 Prozent.

In den ersten drei Ausschreibungsrunden, die den Kohleausstieg abwickeln sollen, wurden Braun- und Steinkohlekraftwerke mit einer Gesamtleistung von 8434 Megawatt bezuschlagt. Die bezuschlagten Anlagen aus der ersten der drei Runden kamen auf eine kumulierte Leistung von 4788 Megawatt. Für diese Anlagen trat das Verbot der Kohleverstromung bereits am 8. Juli 2021 in Kraft. „Mit der voranschreitenden Energiewende, dem gleichzeitigen Ausstieg aus der Stromerzeugung aus Kernkraft und Kohle und dem Ausbau der erneuerbaren Energien sehen wir derzeit ganz erhebliche Umbrüche bei Marktpositionen und Strukturen“, sagt Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamtes. „Umso mehr kommt es darauf an, auf allen Marktstufen wettbewerbliche Strukturen und Auswahl für Verbraucherinnen und Verbraucher zu sichern.“

Das Abschalten der alten konventionellen Kraftwerke und das Ersetzen der Leistung durch dezentrale erneuerbare Quellen führte dazu, dass der kumulierte Marktanteil der größten fünf Energieversorger zurückging. So lag der Marktanteil 2020 bei 65,3 Prozent. Ein Jahr zuvor waren das noch 70,1 Prozent. Auch der Anteil der nicht-erneuerbaren Erzeugungskapazitäten der fünf größten Energieversorger lag 2020 mit 56,7 Prozent leicht unter dem Vorjahresniveau von 57,5 Prozent. Zwar nehme die Markkonzentrierung kurzzeitig ab, doch die beiden Behörden sind sich bewusst, dass durch die noch anstehenden Abschaltungen der Kohle- und Kernkraftwerke die inländische Bedarfsdeckung von immer weniger Kraftwerksbetreibern abhängt. Noch gebe es keinen Grund zur Sorge, denn es sei kein marktbeherrschender Akteur am Strom oder Gasmarkt platziert. Das stimme auch nach der Innogy-Übernahme durch Eon.

Die Kosten zur Wahrung der Netzstabilität sind um 100 Millionen Euro angestiegen. Angesichts der Höhe der Kosten von 1,4 Milliarden Euro im Jahr 2020 bezeichnen die Behörden diesen Zuwachs noch als moderat. Immerhin konnten 95 Prozent des Stroms, der aus erneuerbaren Energiequellen erzeugt wurde, auch zu den Verbrauchern transportiert werden. So erklärt sich auch, warum trotz steigender Anteile von Erneuerbaren die Netzentgelte auf gleichem Niveau verharrten. Diese lagen bei den Haushaltskunden in etwa auf Vorjahresniveau bei 7,52 Cent pro Kilowattstunde. Bei gewerblichen Stromabnehmern sind es im arithmetischen Mittel 6,64 Cent pro Kilowattstunde und somit drei Prozent mehr. Bei Industriekunden sind die Netzentgelte um ein Prozent auf 2,67 Cent pro Kilowattstunde gesunken. Die Entwicklung an den Strom- und Gasgroßhandelsmärkten ist der Bundesnetzagentur nach ambivalent. Nachdem die Preise in der Frühphase der Pandemie zuerst gefallen waren, stiegen diese bekanntermaßen bis zum Ende 2020 an, was auch den Trend im Jahr 2021 aufzeigt.

„Die Zahlen des Monitoringberichts zeigen, dass bei der Umsetzung der Energiewende noch eine Wegstrecke vor uns liegt – und durch die Corona-Pandemie sind auch die Herausforderungen auf den Energiemärkten nicht kleiner geworden,“ sagt Jochen Homann, Präsident der Bundesnetzagentur. Am Spotmarkt Phelix-Day-Base betrug der Durchschnittspreis im Jahr 2020 30,46 Euro pro Megawattstunde. Die Preise lagen allerdings am Ende des Jahres rund neun Prozent über den Werten vom Anfang des Jahres. Durch die finanziellen Folgen der Pandemie für Endverbraucher wurde Anfang 2020 das Leistungsverweigerungsrecht ausgeweitet. Die Maßnahme führte dazu, dass die Anzahl der Stromsperrungen 2020 um 20 Prozent gesunken ist.

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