Axpo entwickelt Szenario für klimaneutrale Stromversorgung der Schweiz

Matterhorn Schweiz

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Axpo, größter Energieproduzent der Schweiz, hat ein Szenario präsentiert, das darstellt, wie das Land zu welchen Kosten seine Stromversorgung bis 2050 klimaneutral gestalten kann – und dabei zugleich wie geplant aus der Atomenergie aussteigt. Zentrales Ergebnis: Die Schweiz muss den Ausbau der Erneuerbaren, allen voran der Photovoltaik, vervielfachen. Unterbleibt das, muss ab 2035 ein Drittel des Stroms importiert werden.

Konkret geht das Axpo-Szenario davon aus, dass die Photovoltaik-Leistung von heute 3 Gigawatt bis 2030 auf fast 10 Gigawatt, bis 2040 auf 26 Gigawatt und bis 2050 auf 41 Gigawatt steigen wird. Dazu kommen Photovoltaik-Anlagen in den Bergen, etwa an Staumauern, die zwar zusammen nur eine sehr geringe Leistung haben, aber wichtig sind, weil sie helfen, die winterliche Stromlücke der Schweiz zu schließen. In 2050 wird die Photovoltaik auf das Jahr gerechnet etwa 40 Prozent der erwarteten Nachfrage von 86 Terawattstunden decken können. Dabei nimmt Axpo im Szenario an, dass die Genehmigungsprozesse für den Erneuerbaren-Ausbau massiv beschleunigt werden.

Die Windenergie wird auch künftig nur eine sehr untergeordnete Rolle spielen. Die Produktion der Wasserkraftwerke bleibt auch langfristig etwa auf dem heutigen Niveau – sie werden gegen Mitte des Jahrhunderts bilanziell ähnlich viel zur Versorgung beitragen wie die Photovoltaik. Das letzte Atomkraftwerk wird 2045 abgeschaltet. Wenn sich der Atomausstieg ab 2040 beschleunigt, wird die Schweiz dem Szenario zufolge zusätzliche, mit CO2-neutralem Brennstoff befeuerte Gaskraftwerke – 1,8 Gigawatt in 2050 – einsetzen müssen, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten.

Wie bereits heute wird die Schweiz in diesem Szenario im Winterhalbjahr auf Stromimporte angewiesen sein. Im Sommer verzeichnet das Land dagegen große Überschüsse. Bilanziell gleichen sich Im- und Exporte auf Jahressicht etwa aus.

Im Axpo-Szenario müsste sich der Netzzuschlagsfonds mit maximal rund elf Milliarden Franken (umgerechnet 10,3 Milliarden Euro) im Jahr 2046 verschulden können – das ist zurzeit nicht möglich, betont Axpo. Danach beginnt der Verschuldungsgrad wieder abzusinken.

Plattform für eigene Szenarien

Axpo präsentiert sein Szenario in Form eines frei zugänglichen Online-Dashboards namens Power Switcher, mit dem Interessenten selbst gewählte Ausbauszenarien konfigurieren können. Zugleich lässt sich erkennen, ob das jeweilige Szenario die künftige Nachfrage decken kann oder wie viel Importe notwendig wären, um einen Blackout abzuwenden.

Neben dem Axpo-Szenario sind auch diejenigen des Bundesamts für Energie sowie von Nationalrat Roger Nordmann (Sozialdemokratische Partei der Schweiz), Nationalrat Jürg Grossen (Grünliberale Partei Schweiz) und vom ehemaligen Nationalrat Rudolf Rechsteiner (Sozialdemokratische Partei der Schweiz) dargestellt. Ebenso ist ersichtlich, wie sich ein «Weiter wie bisher» auswirken würde.

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