Praxisbeispiel: Wann sich das Wechselangebot von Sonnen in die neue Flat lohnt

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Wie bei allen anderen wurde auch mein Sonnenflat home-Vertrag zum 31. August 2022 gekündigt. Nun war die Frage, was zu tun ist: Entweder das Wechselangebot zum Nachfolgevertrag annehmen, gegebenenfalls  bis zum 31. Oktober noch die Wechselprämie von 500 Euro mitnehmen oder eben den Vertrag auslaufen lassen und den Sonnen-Speicher ohne Flat und Community nur noch für mich selbst weiter betreiben?

Da ich zwei Photovoltaik-Anlagen mit unterschiedlichen Vergütungssätzen betreibe, konnte ich mir im Sonnen-Kundenportal das Wechselangebot nicht selbst online erstellen. Ich musste über das Kontaktformular Sonnen anschreiben. Drei Tage später kam eine Rückfrage zu den Daten meiner Photovoltaik-Anlagen. Bereits am nächsten Tag lag das Wechselangebot mit der für mich ermittelten Freimenge des Bezugsstromes vor. Nun war es möglich, die Verträge zu vergleichen.

Folgende Grunddaten zur Anlage und zum Verbrauch sind vertragsunabhängig:
Die ältere Photovoltaik-Anlage ist seit 2012 in Betrieb und wurde sechs Jahre später auf eine Gesamtleistung von 11,1 Kilowatt erweitert. Der Jahresertrag liegt bei insgesamt 10.700 Kilowattstunden und die Einspeisevergütung kumuliert bei 15,87 Cent pro Kilowattstunde. Mit der Erweiterung kam auch der Sonnen-Speicher mit 8 Kilowattstunden dazu. Der Hausverbrauch samt Elektroauto betrug vergangenes Jahr 5.580 Kilowattstunden, davon waren 4.745 Kilowattstunden Eigenverbrauch! Die Differenz daraus, also 835 Kilowattstunden war Bezug aus dem Netz. Die Autarkie lag bei 86 Prozent. Eingespeist wurden 5.955 Kilowattstunden Solarstrom.

Eine von insgesamt zwei Photovoltaik-Anlagen, die Christian Hengstberger betreibt. Diese ist in Ost-West-Ausrichtung auf seiner Garage installiert.

Foto: Christian Hengstberger

Die Gegenüberstellung der Verträge:

Vertrag alt / neuSonnenflat homeSonnenflat
Bezugspreis je kWh23ct26,7ct
Freimenge Verbrauch (Flat)5500 kWh
Freimenge Bezug4420 kWh
Bezug tatsächlich835 kWh  835 kWh
Freimenge Bezug ungenutzt3585 kWh
Einspeisevergütung kumuliert15,87ctabgetreten
Ausgaben
Mitgliedsbeitrag pro Jahr240 €0 €
Flat-Verbrauch um 80 kWh überschritten (je 23ct)  18 €
Einnahmen
Einspeisevergütung945 €
Rückvergütung ungenutzte Freimenge, 26,7ct je kWh957 €
Jahresergebnis687 €957 €

Fazit

Der neue Vertrag ist für mich um 270  Euro pro Jahr günstiger. Zusätzlich erhalte ich noch die genannte Wechselprämie und fünfmal eine jährliche Gewinnbeteiligung von 77,35 Euro.

Grundsätzlich finde ich den neuen Sonnenflat-Vertrag positiv. Denn es spielte bisher keine Rolle, wann und wie ich etwa mein Elektroauto geladen habe, ob in der Nacht, am Tag oder gar optimiert auf meinen Photovoltaik-Überschuss. Die Abrechnungsgröße war immer nur der Gesamtverbrauch. Das tat in der Öko-Seele echt weh.

Im neuen Vertrag hingegen wird ausschließlich der Bezugsstrom und damit der Eigenverbrauch finanziell bewertet. Wer also weitgehend mit direktem oder gespeichertem Strom von der Sonne auskommt, wird belohnt.

Die Freimenge im Bezugsstrom

Grob gesagt ist in der von sonnen individuell ermittelten Freimenge der Wert der bisherigen Einspeisevergütung hinterlegt, wobei eine Eigenversorgung von 75 Prozent vorausgesetzt wird. Bei mir also die 945 Euro. Jede Kilowattstunde der Freimenge hat den Wert des regional üblichen Bezugspreises, in diesem Fall 26,7 Cent.

Der Gewinn…

…liegt nun im Nichtausschöpfen der Bezugsstrom-Freimenge und der damit einhergehenden Rückvergütung.

So läuft der neue Vertrag…

gut für den, der seinen Verbrauch grob um 75 Prozent (oder mehr) mit eigenem Strom decken kann. Wer dagegen bisher kaum solaren Eigenverbrauch generiert hatte, konnte trotzdem mit einer hohen Einspeisevergütung punkten. Das geht mit dem neuen Vertrag nicht mehr.

Gute Voraussetzung

Das Verhältnis der Photovoltaik-Anlagengröße zum Verbrauch ist ein entscheidender Faktor, wenn es darum geht, ob der Wechsel in den neuen Sonnen-Tarif vorteilhaft ausfällt. Mein Credo war schon immer, dass die Photovoltaik-Anlage mindestens doppelt so groß sein sollte wie der Gesamtverbrauch also bei 5.000 Kilowattstunden Verbrauch eine Photovoltaik-Anlage mit 10 Kilowatt Leistung. Nur dann ist es auch bei nicht so sonnigen Tagen möglich, sich nennenswert selbst zu versorgen. Hier gilt nun, je kleiner die Photovoltaik-Leistung umso kleiner die Bezugsstrom-Freimenge sowie der mögliche Eigenverbrauch. Die Rückvergütung sinkt. Zum anderen ist natürlich auch das Nutzerverhalten elementar – die Optimierung auf hohen Eigenverbrauch zahlt sich nun aus.

Der Pferdefuß

Der Sonnenflat-Vertrag kann bis zu zwei Photovoltaik-Anlagen mit unterschiedlicher EEG-Vergütung aufnehmen. Eine Kombination mit einer Post-EEG-Anlage (Ü20-Anlage) ist aber nicht möglich. Solche Anlagen benötigen den Vertrag SonnenFlat direkt mit eigenem Speicher des Herstellers. Ein zweiter Speicher dürfte für die Mehrzahl völlig unwirtschaftlich sein. Da bitte ich Sonnen inständig um eine andere Lösung.
Wer nur eine Photovoltaik-Anlage hat, wird wohl nach der EEG-Zeit nur den Vertrag umstellen müssen.

Die Angaben sind nach bestem Wissen, aber auch Einschätzungen entstanden und daher ohne Gewähr. Sie sind als Hilfestellung gedacht, denn die Entscheidung über seine Vertragsabschlüsse muss letztendlich jeder selber verantworten.

— Der Autor Christian Hengstberger ist Mitglied im Rosenheimer Solarförderverein e.V. (rosolar). —

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