Die Windbranche jammerte am Dienstag in den ARD Tagesthemen.
(ab Sendeminute 29:28 bis 32:40)
Die kurze Zusammenfassung: Nach 20 Jahren gibt es keine EEG-Förderung, also rechnet sich der Weiterbetrieb wirtschaftlich nicht. Das Repowering stockt, weil für ein neues Windrad der Genehmigungsprozess sehr langwierig ist. Es gibt ein Recycling-Problem, weil der Verbundwerkstoff der Rotorblätter sehr schwer zu trennen ist, um sortenrein wiederverwendbar zu werden.
Meine Antworten: Zum nicht-lohnenden Weiterbetrieb samt Repowering-Problem im Genehmigungsprozess kann man als Solarpark-Fan nur sagen: Das ist schade und beleuchtet den fundamentalen Unterschied von Windparks und Solarparks:
Solarparks lohnen sich nach der EEG-Förderungsdauer von 20 Jahren erst richtig gut, weil die Module viel länger als 20 Jahre halten und der Tausch von defekten Teilen sehr einfach erfolgen kann. Darüber hinaus muss für das Repowering von Solarparks kein Genehmigungsprozess durchlaufen werden. Das führt auf lange Sicht zu extrem niedrigen Stromgestehungskosten bei Solarparks, denn es kann mit Betriebszeiten von mehr als 100 Jahren gerechnet werden.
Zum Recycling von Rotorblättern habe ich gleich vier Ideen, die alle auf derselben Grundidee basieren.
Die Grundidee: Die Rotorblätter bekommen eine völlig neue Verwendung in Form von Spundwänden und Deckel für Zisternen im Erdreich. Rotorblätter als Spundwände werden senkrecht in die Erde eingebracht und bilden ein rechteckiges Behältnis, das anschließend ausgebaggert wird. Rotorblätter als Deckel werden mit den Spundwänden oben verbunden und erhöhen die Stabilität der Wände. Auf den Deckel wird Erdreich aufgebracht, damit die Fläche begrünt werden kann.
Idee 1:
Einsatz in Wassermanagementsystemen in Solarparks: Über Regenrinnen und Wasserleitungen an den Modultischen wird Regenwasser in die Zisterne geleitet. Bei Bedarf wird das Wasser über Spritzdüsen an den Modultischen im Solarpark verregnet oder sogar an umliegende landwirtschaftliche Betriebe abgegeben.
Idee 2:
Einsatz in Redox-Flow-Batterien: Zwei Zisternen ergeben einen sehr preiswerten und großen Speicher im Untergrund für die Aufnahme der energiespeichernden Elektrolyte für Redox-Flow-Batterien.
Idee 3:
Einsatz als Wasser-Wärmespeicher im Verbindung mit Nahwärmenetzen zur Speicherung von erneuerbaren Strom.
Idee 4 (aus aktuellem Anlass):
Einsatz als Wasserspeicherbecken in der Nähe von Flüssen in hochwassergefährdeten Gebieten.
Wer hat noch bessere Ideen?
— Der Autor Ralf Schnitzler ist studierter Landwirt und war von 2009 bis 2012 bei Juwi Solar Teamleiter Deutschland für das EPC-Business im Segment der Freifläche. Die letzten beiden Jahre arbeitete er bei der Bejulo GmbH in Mainz. Dabei lernte er die von Bejulo errichteten Biodiv-Solarparks in der Nähe von Cottbus kennen und bekam die Idee zum bundesweiten Biotopverbundnetz aus Biodiv-Solarparks. Seit April 2021 entwickelt er als freier Berater diese Idee weiter. Mehr über seine Arbeit und Biodiv-Solarparks finden sie unter www.gemeinsameinfachmachen.de. —
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Mmmh …. als Sprungbretter im Freibad?
Arschbombe vom 100 m Turm … 🙂
Im Ernst: Mikroplastik ist ein Problem, besonders im Erdreich ist das schwer abbaubar. Ob die Brandschutzmittel im Schaum ueberhaupt legal in grundwasserfuehrenden Bereichen verbaut werden duerfen?
Neben der stofflichen Verwertung der Teile, die auch z:B. zur Stabilisierung von Dämmen an Flüssen und Poldern eingestzt werden können und so Dammbrüche wegen Aufweichung oder Perforierung duch Tiere (Bisamratten) verhindern, könne wertvolle Rohstoffe aus Restmaterial, wie auch bei anderen Kunst- und Verbunwerkstffen durch Pyrolyse gewonnwn werden.
Das Problem ist den Herstellern und Betreibern seit Jahren bekannt. Da es jedoch nur darum geht, aus politischen Gründen möglichst viel WEA aufzustellen, ob sie was bringen oder nicht, wird das Thema RC schon immer ausgeblendet.
Vermutlich gibt es auch keine ausreichend hohen Bankbürgschaften für Rückbau und Verwertung als Auflagen der BImSchG-Genehmigung , so daß das Gerümpel halt stehen bleibt, nachdem die Subvention kassiert wurde. Man wird Wege zur Refinanzierung des Rückbaus finden, und die zahlt wieder der Verbraucher, wer sonst?
Windkraftanlagen haben eine längere Lebensdauer als Solarmodule. Die Weiterbetriebsgutachten von Ü20 Anlagen (z.B. TÜV Süd) gehen derzeit bis 35 Betriebsjahre. Zur Zeit gibt es für Ü20 Strom 5,5 bis 6 Cent je kWh. Damit ergibt sich eine Wirtschaftlichkeit für die allermeisten Ü20 WEA. Sind sogar wirtschaftlicher wie Ü20 PV. Beim Repowering werden die alten WEA abgebaut und in Polen oder Ukraine aufgebaut, weil hier die Vergütung um 20 % höher ist als in Deutschland. Die Bankbürgschaften sind bisher überdimensioniert für den Rückbau, weil die Genehmigungsbehörden immer auf der sicheren Seite sind. Deshalb erkundigt Euch bitte zuerst, bevor Ihr eine Blödsinn schreibt.
Lieber Josef Gold, ich glaube, da liegen Sie falsch. Solarmodule haben eine Lebensdauer von ca. 40 Jahre. Wer zahlt 5,5 bis 6 Cent je Kilowattstunde, wenn es die Kilowattstunde aus alten Solarparks erheblich preiswerter gibt? Selbst Betreiber neuer Solarparks würden sich freuen, wenn sie 5,5 bis 6 Cents bei ihren PPA´s erlösen könnten. Nach mehr als 20 Jahren Förderung sollte die Windradindustrie nicht so jammern, wie es in den Tagesthemen anklingt.
@Rudolf Rothe, Juri Hertel: Danke für die weitere Ideen.
Noch ne Idee:
Rotorblätter mit ihren kräftigen Gewindestangen als Befestigungspunkte für Häuser in Leichtbauweise, die ein paar Meter über dem Boden ihre Bodenplatte haben sollen. Könnte in Küsten- oder Flussnähe ein Beitrag zum hochwasserresilienten Bauen werden.
Daraus kann man Aussenmöbel und Wartehäuschen bauen. Ich weiß nicht mehr wo der Bericht lief aber es soll ein Unternehmen in Polen geben dass es noch in kleinen Mengen macht.
Die Windturbinen Firma Vestas arbeitet mit anderen Firmen an einem Projekt dass das Recycling von Windrädern ermöglichen soll. CETEC Project heißt der Spaß. Das wäre doch eine gute Lösung, dann könnte man das ganze in eine circular economy überführen.
Auch den Ansatz von modvion, mehr Holz bei Windrädern einzusetzen, sehe ich als sehr attraktiv.
Ich halte wenig davon, hier von der PV-Seite aus „Steine auf Windräder zu werfen“ oder der Gegenseite Jammern vorzuwerfen. Das hat für mich etwas von Sandkastenstreitereien. Ums Recycling muss sich die Windindustrie kümmern und tut es ja auch, wie man leicht googlen kann. Die Solarindustrie wartet sicher auch nicht auf Vorschläge der Windindustrie, was man mit ausgedienten Modulen anfangen kann (Tablett?).
Sowohl bei PV als auch Windkraft hängt die Wirtschaftlichkeit ganz entscheidend von der Frage der Vergütung ab. Diese, genau wie die Frage ob ein Repowering genehmigungspflichtig ist oder nicht, sind politische Entscheidungen und keine Frage der Technologie. Aktuell ist die Vergütung bei Windrädern so geregelt, dass man nach einigen Jahren sehr hoher Vergütung auf sehr niedrige (3,9ct bei offshore) fällt – dass dann irgendwann ansteigende Wartungskosten und niedrige Vergütung in einem Missverhältnis stehen ist klar.
So oder so – wir benötigen beides, und Ziel der Bemühungen muss sein, politische Bedingungen zu schaffen, die einen möglichst wirtschaftlichen Aufbau und Betrieb ermöglichen.