Technische und rechtliche Rahmenbedingungen behindern Stecker-Solar-Markt

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Stecker-Solar-Geräte haben in Deutschland bislang noch nicht den Durchbruch geschafft. Dabei könnten sie gerade Mietern die direkte Teilhabe an der Energiewende ermöglichen, in dem sie sich die Mini-Photovoltaik-Anlagen etwa an ihrem Balkon installieren. Doch die rechtlichen und auch technischen Unklarheiten schrecken viele Menschen vom Kauf und der Installation von Stecker-Solar-Geräten ab, wie das jüngst veröffentlichte Arbeitspapier „Nutzungsmodelle, technische und rechtliche Rahmenbedingungen für Steckersolarsysteme“ der HTW Berlin zeigt. Es entstand im Zuge des IFAF-Forschungsprojektes „PV.Plug-in Tools“. Die Autorinnen Rosa Hoelger und Barbara Praetorius vermissen demnach an vielen Stellen passgenaue Regelungen. Als Beispiel führen sie das komplexe, auf Photovoltaik-Dachanlagen ausgerichtete Meldeverfahren im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur an, das auch für Photovoltaik-Balkonmodule vollzogen werden muss. Dazu kämen weitere technische Details, wie die Zulässigkeit des Betriebs einer solchen Anlage mit einem Schüko-Stecker, die bis heute nicht rechtlich geklärt seien.

Abhilfe bei all diesen Unklarheiten könnte eine Produktnorm für Photovoltaik-Geräte mit Stecker-Anschluss schaffen, die derzeit im Programm „Wissens- und Technolo-gietransfer durch Patente und Normen“ (WIPANO) von sechs Partnern entwickelt wird. Daran beteiligt sind das Fraunhofer ISE, die DGS, die Deutsche Kommission Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik in DIN und VDE (DKE), Indielux, Solarinvert und das Solar-Info-Zentrum. Bis zum 31.Juli 2022 wollen sie die Produktnorm entwickelt haben. Die Hoffnungen der beteiligten Partner liegen in der Vereinfachung der Anschlussbedingungen. „Im Mittelpunkt des Vorhabens steht die Entwicklung einer Norm inklusive Prüfverfahren für das Produktdesign von Mini-Photovoltaik-Anlagen und ihre sichere Anwendung in Hausinstallationen. Dies ist ein wesentlicher Baustein für einen mittelfristig deutlichen Anstieg des Installati-onsvolumens dieses Gerätetyps in Deutschland und international“, heißt es von der DKE.

Die Forscherinnen der HTW Berlin kommen zu dem Schluss, dass der mit der Erfüllung der technischen und rechtlichen Vorgaben verbundene zeitlich und finanzielle Aufwand „höchstwahrscheinlich zur Verunsicherung und Abschreckung potenzieller Nutzer“ beiträgt. „Eine Abwesenheit klarer Standards bedeutet auch hohe Informationskosten und ein wirtschaftliches Risiko, da Normen und Standards Vergleichbarkeit, Information und Sicherheit für den Verbraucher, und damit auch Verkaufbarkeit herstellen. Für Handelsunternehmen ist die Rechtssicherheit eines Produktes ein entscheidendes Kriterium für die Aufnahme in das Sortiment. Die derzeitige Entwicklung einer Produktnorm im Rahmen des WIPANO-Programms könnte erheblich zur Vereinfachung und höherer Rechtssicherheit beitragen“, so das Fazit der HTW-Wissenschaftlerinnen.

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