Schweiz setzt auf mehr Photovoltaik im Winter

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Die Schweiz hat – wie Deutschland auch – den Atomausstieg bereits beschlossen. Zudem strebt das Land an, seine Emissionen bis 2050 auf Netto-Null zu reduzieren. In beiden Fällen spielt der Ausbau der Photovoltaik eine gewichtige Rolle. Denn mit dem Atomausstieg droht der Schweiz gerade im Winter eine Stromlücke, die auch mit mehr Photovoltaik-Anlagen gefüllt werden kann und soll. Der Bundesrat in Bern hat in dieser Woche den Bericht „Stromerzeugung im Winter dank Photovoltaik“ verabschiedet, der aufzeigt, wie die Solarstromproduktion gerade in der kalten Jahreszeit erhöht werden kann.

Nach dem Bericht liegt das Potenzial für Photovoltaik-Anlagen auf und an Gebäuden in der Schweiz bei rund 67 Terawattstunden, 50 Terawattstunden könnten auf den Dächern und 17 Terawattstunden an Fassaden erzeugt werden. Bis Ende 2019 war nur ein Bruchteil des Potenzials ausgeschöpft. So lieferten die in der Schweiz installierten Photovoltaik-Anlagen jährlich etwa 2,5 Terawattstunden Solarstrom, rund 27 Prozent davon entfielen auf das Winterhalbjahr. Bis 2050 strebt die Regierung an, dass jährlich 34 Terawattstunden Solarstrom liefert und auch der Anteil der Photovoltaik-Produktion steigt. Daher untersucht der verabschiedete Bericht, wie sich die Wahl spezifischer Flächen, die geografische Lage – also Mittelland oder alpine Regionen – sowie die Installationsart auf die Solarstromproduktion im Winter und auf die Wirtschaftlichkeit der Photovoltaik-Anlagen auswirkt.

Die im Winter erzeugte Photovoltaik-Menge lässt sich mit einer Optimierung der genutzten Gebäudeflächen ohne größere Zusatzkosten von derzeit 27 auf 30 Prozent steigern, wie es im Bericht heißt. Die Photovoltaik-anlagen müssten dazu auf der nach Süden ausgerichteten Fassade installiert werden. Derartige Anlagen würden jedoch bislang kaum gebaut, weshalb zusätzliche Anreize wie eine höhere Einmalvergütung für solche Photovoltaik-Anlagen vorgeschlagen werden. Eine Steigerung des Winteranteils auf 35 Prozent sei theoretisch auch möglich, würde jedoch „unverhältnismäßig hohe Kosten verursachen“.

Neben Photovoltaik-Anlagen an und auf Gebäuden wird in dem Bericht auch die Möglichkeit zur Steigerung des Photovoltaik-Winterstromanteils durch Kraftwerke im alpinen Hochland thematisiert. Erste Projekte dieser Art haben Schweizer Energiekonzerne wie Axpo und Ewz bereits angestoßen und umgesetzt. Für Dach- und Fassadenanlagen gebe es in diesen Regionen aber zu wenig Gebäude. Zugleich wird in dem Bericht auf die deutlich höheren Installationskosten für die Photovoltaik-Anlagen im alpinen Hochland verwiesen. Diese lägen bei dem von Axpo geplanten Kraftwerk am Muttsee-Stausee etwa viermal höher als für eine vergleichbare Photovoltaik-Anlage im Mittelland. Allerdings würde der im Winter erzeugte Photovoltaik-Anteil bei etwa 50 Prozent liegen und damit zwei- bis dreimal höher liegen als bei Dachanlagen im Mittelland. „Wenn man die Betriebskosten außer Acht lässt, kostet demnach eine Kilowattstunde Winterstrom der Muttsee-Anlage doppelt so viel wie die einer nach Süden geneigten PV-Anlage im Mittelland und ist 25 Prozent teurer als die einer ähnlich großen horizontal installierten PV-Anlage im Mittelland“, heißt es im Bericht. Neben den höheren Kosten wird zudem auf die Anliegen des Natur-, Landschafts- und Heimatschutzes verwiesen, wenn es um den Bau solcher alpinen Photovoltaik-Anlagen geht.

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