BEE fordert ambitionierte Überarbeitung der europäischen Erneuerbare-Energien-Richtlinie

Flaggen vor EU Parlament

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Die Treibhausgas-Emissionen in der EU müssen bis 2030 deutlich stärker sinken als bislang vorgesehen, haben die Mitgliedsstaaten und die EU-Kommission beschlossen. Daher gilt es, nun auch bei der anstehenden Überarbeitung der Erneuerbare-Energien-Richtlinie (REDIII) mehr Ehrgeiz zu zeigen, erklärt der Bundesverband Erneuerbare Energien (BEE) anlässlich des derzeit stattfindenden EU-Sondergipfels. „Um das neue EU-Ziel bis 2030 zu erreichen, müssen die bestehenden Richtlinien überarbeitet und um höhere Zielvorgaben und geeignete Rahmenbedingungen ergänzt werden“, sagt BEE-Präsidentin Simone Peter. Alle Mitgliedstaaten müssten den Ausbau der Erneuerbaren Energien beschleunigen und so den Anteil der Erneuerbaren-Energien am europäischen Energie-Mix deutlich erhöhen.

Der Anteil der Erneuerbaren Energien müsse so festgelegt werden, dass er die Minderung der Treibhausgas-Emissionen effizient unterstützt. „Für das Jahr 2030 bedeutet das neue Minderungsziel einen EU-weiten Anteil von mindestens 45 Prozent Erneuerbaren Energien am Brutto-Endenergieverbrauch. Dafür braucht es verbindliche Ausbau-Ziele für Erneuerbare Energien auch auf der nationalen Ebene“, so Peter weiter. Außerdem gelte es, bestehende administrative und regulatorische Hürden zu beseitigen. „Genehmigungsverfahren, Ausschreibungen, Finanzierungsinstrumente und Marktdesign müssen auf ein auf Erneuerbaren Energien basierendes Energiesystem ausgerichtet werden. Bürgerenergiekonzepte wie Energy Sharing und Community Modelle haben dabei eine wichtige Rolle und steigern auch die öffentliche Unterstützung für die Energiewende“, so Peter.

Schließlich sei es unabdingbar, dass nur Erneuerbare Energien und Technologien gefördert werden. Auf keinen Fall dürften in die Richtlinie Anreize für die Nutzung von fossiler oder atomarer Energie aufgenommen werden – auch nicht als „Brücke. „Es geht darum, die Transformation hin zu 100 Prozent Erneuerbaren Energien beschleunigt voranzutreiben und so den Klimaschutz und regionale Wertschöpfung zu fördern“, erklärt Peter.

GP Joule fürchtet Stilllegung von Post-EEG-Anlagen

Auch der Erneuerbare-Projektierer GP Joule meldet sich zur Klima- und Energiepolitik der EU zu Wort. Mitgründer und CEO Ove Petersen hat sich in einem Offenen Brief an Frans Timmermanns, Vizepräsident und Kommissar für Klimaschutz der EU-Kommission, gewandt, um auf die Folgen einer geplanten Vorschrift zu Treibhausgas-Minderungen im Verkehr hinzuweisen.

Konkret geht es um einen Entwurf des delegierten Rechtsakts der Europäischen Kommission zu Art. 27 Abs. 3 der Erneuerbaren-Energien-Richtlinie (RED II). Darüber will die EU sicherstellen, dass für die Erzeugung von Elektrolyse-Wasserstoff für den Verkehr nur „zusätzlicher“ Ökostrom eingesetzt wird. So will die EU verhindern, dass der Aufbau einer grünen Wasserstoffwirtschaft zulasten der Erneuerbaren im Stromsektor geht. „Das ist politisch nachvollziehbar“, bestätigt auch Ove Petersen.

Doch die EU will diese „Zusätzlichkeit“ sicherstellen, indem sie alte Wind- und Solarparks von der Belieferung der Elektrolyseure ausschließt. „Das ist kontraproduktiv“, sagt Petersen. Damit würde für den gerade erst entstehenden Wasserstoffmarkt eine relativ günstige Stromquelle wegfallen. Mehr noch: „Elektrolyseure zur Wasserstoffherstellung können Ökostrom aus den Post-EEG-Anlagen gezielt in den Zeiten nutzen, wenn er keine anderen Abnehmer im Strommarkt findet oder das Stromnetz ausgelastet ist. Verhindert man dies, werden im schlimmsten Fall sogar abbezahlte Wind- und Solarparks unwirtschaftlich und daher stillgelegt“, erklärt Petersen. Dann stehe unterm Strich nicht mehr Ökostrom zur Verfügung, sondern weniger.

Darüber hinaus widerspreche die geplante Vorschrift dem Ziel, erneuerbare Energien auch zeitlich in den Strommarkt zu integrieren. „Es ist nicht so, dass ein bestimmtes Windrad immer einen bestimmten Elektrolyseur versorgen würde. Angebot und Nachfrage werden vielmehr im Viertelstundentakt gematcht. Diese flexible Marktintegration wird mit wachsendem Anteil von Wind- und Solarstrom immer wichtiger werden“, erklärt Petersen.

Alles in Allem bringt die Vorschrift der EU-Kommission viel Gutes, ist aber noch nicht in allen Punkten bis zu Ende gedacht und sollte an dieser Stelle noch nachgebessert werden – auch und vor allem im Sinne der künftigen Wasserstoffpläne und Klimaziele der EU, sagt der GP-Joule-Chef. „Wenn man zusätzliche Ökostrommengen will, hilft es nichts, den Betreibern bestehender Anlagen das Leben zu erschweren. Für zusätzlichen Wind- und Solarstrom brauchen man vielmehr bessere Investitionsbedingungen für neue Anlagen – da ist noch Luft nach oben“, so Petersen.

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