Solarwatt steigert Umsatz auf 120 Millionen Euro

Teilen

Detlef Neuhaus ist CEO von Solarwatt.

Foto: Solarwatt

pv magazine: 2020 war ein spezielles Jahr. Wie hat sich die Corona-Krise auf das Geschäft von Solarwatt ausgewirkt?

Detlef Neuhaus (Foto): Im Frühjahr sind wir ehrlicherweise schon mal kurz zusammengezuckt. Niemand konnte ja vorhersehen, welche Folgen Corona tatsächlich haben würde. Wir konnten aber unsere Lieferketten stabil halten. Auch unsere Hygienekonzepte in der Firma haben gut funktioniert, bis heute müssen wir aber immer wieder nachjustieren und fast täglich auf die neuen Gegebenheiten reagieren. Das kann auch mal anstrengend sein, aber unsere Mitarbeiter machen hier wirklich einen überragenden Job und halten sich vorbildlich an die Vorgaben, so dass wir trotz Corona ein wirklich sehr gutes Geschäftsjahr hinlegen konnten.

Haben Sie zwischenzeitlich die Umstellung der Produktion auf Glas-Glas-Module bereut, da Solarglas ja zu den Komponenten gehörte, die nur schwer lieferbar waren?

Nein, das haben wir nicht – und zwar aus zweierlei Gründen: Erstens beziehen wir unsere Gläser vorrangig aus Deutschland, wodurch wir insgesamt nur sehr geringe Einschränkungen hatten. Zweitens glauben wir bei Solarwatt felsenfest an dieses Produkt. Das Glas-Glas-Modul ist ein integraler Bestandteil unseres Photovoltaik-Systems bestehend aus PV-Anlage, Speicher und Energiemanager. Das Modul liefert über viele Jahre zuverlässig sauberen Sonnenstrom, deshalb geben wir darauf auch eine im Markt einzigartige Produkt- und Leistungsgarantie von 30 Jahren.

Trotz Corona-Krise hat der deutsche Markt für Photovoltaik-Anlagen und Heimspeicher 2020 weiter zugelegt. Inwiefern hat Solarwatt davon profitiert?

Der Umsatz des Unternehmens ist in diesem Jahr von knapp 90 auf mehr als 120 Millionen Euro gestiegen. Bei den Modulen haben wir 2020 mit 250 Megawatt quasi am Limit produziert. Deshalb ist es für das weitere Wachstum von Solarwatt extrem wichtig, dass wir unsere Produktionskapazität im kommenden Jahr mit der neuen Fertigungslinie verdoppeln. Leider hat sich der Zeitplan coronabedingt etwas nach hinten verschoben, weswegen wir die neue F8 wohl erst Mitte 2021 eröffnen können. Auch im Speichermarkt haben wir weiter zugelegt. Wir verkaufen aktuell mehr als 75 Prozent unserer Anlagen als Photovoltaik-System, also mit Speicher beziehungsweise Energiemanager. Hier haben wir noch etwas Luft nach oben, aber wir sehen uns auf einem sehr guten Weg.

Kurz vor Weihnachten ist das EEG nun doch noch beschlossen worden. Wie bewerten sie die geplanten Änderungen?

Seit vielen Jahren ist meine zentrale Forderung, dass wir noch mehr Bürokratie aus diesen Prozessen herausbekommen müssen. Es muss für Unternehmen und Privathaushalte einfacher werden, sich an der Energiewende zu beteiligen. Auf  die letzten Meter ist es jetzt besonders in Bezug auf die Photovoltaik noch mal zu wichtigen Änderungen gekommen: Die Ausschreibungspflicht wird nicht herabgesetzt und auch die Smart-Meter-Installation bei Kleinstanlagen scheint erstmal vom Tisch zu sein. Zudem werden Anlagen bis 30 Kilowatt von der Zahlung der EEG-Umlage befreit. Das sind schon mal gute Nachrichten. Dennoch muss die EEG-Novelle im Frühjahr 2021 noch an geltendes EU-Recht angepasst werden, was den Ausstoß von Kohlendioxid angeht. Alles in allem hätte ich mir insgesamt gewünscht, dass die Bundesregierung mit der Überarbeitung ein noch positiveres Signal an die Bevölkerung sendet: Ja, wir wollen die Erneuerbaren und wir tun alles dafür, um die Energiewende so schnell wie möglich voranzutreiben. Das Hü und Hott der vergangenen Wochen war da eher kontraproduktiv und hat leider wieder mehr Verunsicherung in den Markt gebracht.

Würden Sie die Einführung einer bundesweiten Photovoltaik-Pflicht für Neubauten für sinnvoll erachten?

Das ist ein schwieriges Thema, bei dem zwei Herzen in meiner Brust schlagen. Generell würde ich mir wünschen, dass wir eine solche Solarpflicht nicht benötigen. Weil die Bundesregierung die richtigen Rahmenbedingungen schafft, um mehr Menschen an der Energiewende zu beteiligen – oder sie zumindest nicht daran hindert. Davon sind wir leider immer noch ein Stück entfernt. Deswegen kann eine Solarpflicht möglicherweise doch ein wichtiges Instrument sein, um das Ausbautempo der erneuerbaren Energien zu erhöhen. Wir verlieren momentan schlichtweg viel Zeit, die wir eigentlich nicht mehr haben.

Wie wird sich der Photovoltaik- und Speichermarkt in Deutschland im nächsten Jahr nach Ihrer Einschätzung entwickeln?

Photovoltaik wird immer mehr zum Mainstream – getrieben von sinkenden Modulpreisen, aber auch von einem zunehmend ökologischen Bewusstsein in der Bevölkerung. Die Technologie ist ausgereift und liefert für viele Jahre verlässlich Strom. Die positive Entwicklung wird definitiv weitergehen, auch weil Photovoltaik ein wichtiger Stromlieferant für Wärmelösungen und Elektrofahrzeuge ist. Die Elektromobilität wird in den kommenden Jahren ein extrem großer Treiber für Solarstrom werden. Denn wer sich ein Elektroauto kauft, sollte unbedingt auch eine Photovoltaik-Anlage mit in seine Planung einbeziehen. Nur wenn ein Elektrofahrzeug mit grüner Energie betankt wird, ist es auch tatsächlich besser für die Umwelt als ein Verbrenner. Und für diese Sektorenkopplung brauchen wir die passenden Lösungen.

Welche Pläne haben Sie für Solarwatt 2021?

Wie Sie wissen, haben wir in den vergangenen Jahren die Komponenten unseres Photovoltaik-Systems kontinuierlich weiterentwickelt, so dass sich unsere Kunden mit einem möglichst hohen Anteil an selbst erzeugter Energie auch selbst versorgen können. In diesem Bereich wird es kommendes Jahr einige Produktinnovationen geben. Auch für die Kopplung mit den Sektoren Verkehr und Wärme haben wir 2021 neue Angebote im Gepäck. Wir haben darüber hinaus noch das ein oder andere Ass im Ärmel, worüber ich jetzt allerdings noch nicht sprechen darf. Es wird in jedem Fall ein sehr spannendes neues Jahr für Solarwatt und unsere Partner werden.

Dieser Inhalt ist urheberrechtlich geschützt und darf nicht kopiert werden. Wenn Sie mit uns kooperieren und Inhalte von uns teilweise nutzen wollen, nehmen Sie bitte Kontakt auf: redaktion@pv-magazine.com.