Photovoltaik hat, ähnlich der Windenergie, einen enormen Flächenbedarf. Während im städtischen Raum schnell nachzuvollziehen ist, dass die für die Nutzung von Photovoltaik verfügbaren Flächen begrenzt sind, scheint das Problem im ländlichen Raum nicht sofort augenfällig. Fährt man aus der Stadt raus, ist überall Landschaft oder Gegend, also Fläche zuhauf. Nur verfügbar ist sie nicht. Denn im Alltagsbewusstsein sitzt fest verankert: Wo das eine ist, kann das andere nicht sein. Entweder Acker oder Photovoltaik. Entweder nachhaltige Energieerzeugung oder Gemüse.
Trotzdem bleibt es dabei: Die Energiewende ist beschlossene Sache. Bis zum Jahr 2050 will Deutschland seine Energie hauptsächlich aus regenerativen Quellen wie Wind- und Wasserkraft, Sonnenenergie, Geothermie oder nachwachsenden Rohstoffen zu beziehen, zugleich soll der Energieverbrauch signifikant gesenkt werden. Daher braucht es Lösungen.
Dabei ist der Flächenbedarf für die Photovoltaik eigentlich überschaubar: Pro Gigawatt installierte Photovoltaik-Leistung wird eine Fläche von rund 10 Quadratkilometern benötigt. Würde Deutschland zu 100 Prozent erneuerbar versorgt und dafür etwa 500 Gigawatt Solarparks gebaut, dann wären das rund 5000 Quadratkilometer, also 1,4 Prozent der gesamten deutschen Landesfläche oder gerade mal etwa 3 Prozent der heute landwirtschaftlich genutzten Flächen.
Gleichwohl ist die aktuelle Praxis in Anbetracht der Ziele wenig nachhaltig: Seit Photovoltaik eine Wachstumsbranche ist, die sozusagen im Rücken die politische Willensbekundung zur Energiewende weiß, ist der Kampf um Flächen entbrannt, sind die Preise für Boden exorbitant gestiegen, haben sich Player auf dem Markt platziert, deren Dienstleistung darin besteht, die Mangelware Fläche als Angebot zu vermitteln und damit ihre Margen zu verdienen. Kriterien der Nachhaltigkeit oder Verknüpfung verschiedener Interessen im Sinne der Nachhaltigkeit spielen dabei eine untergeordnete
oder keine Rolle. Die einen haben, die anderen brauchen, auf der Basis werden Geschäfte vermittelt. Das ist nicht schlecht, aber auch nicht gut.
Hier braucht es neue Konzepte und Kooperationen:
Der erste Paradigmenwechsel wäre, zu fragen, ob das andere sehr wohl sein kann, wo das eine ist. Und ob sich das eine und das andere nicht klug und nachhaltig zum gegenseitigen Nutzen verbinden lassen. In der Marktwirtschaft nennt man so etwas Win-Win. Wird häufig versprochen, hat sehr oft einen Pferdefuß, weil am Ende doch der eine mehr Gewinn macht und die andere größere Verluste schreibt.
Vor zwei Jahren wurde die Idee für die „Ackercrowd“ geboren, wir sind also noch ein junges Start-up. Eine praxisorientierte Gedankenwerkstatt, die sich zum Ziel gesetzt hat, das „ökologische Grundeinkommen“ in die Landwirtschaft zu bringen: Bedarfsgerechte Lösungen für Höfe, um Landwirte mit Beratung, Planung, Umsetzung und anschließender Pflege wichtiger Ökosystemleistungen – Humusaufbau, Biodiversität, Kohlenstoffbindung, Entwicklung von Kulturlandschaften, Stickstoffreduzierung – zu unterstützen. Dafür haben wir ein Finanzierungsmodell entwickelt, drei Pilotprojekte laufen bereits.
Ackercrowd will den Widerspruch zwischen Agrarwirtschaft und Naturschutz auflösen. Will Ackerflächen zu nachhaltigen Ökosystemen entwickeln. Dafür werden die Höfe beraten, gibt es Hilfe bei der Planung und Umsetzung und es gibt einen bedingungslosen Direktkredit, denn klar ist, dass sich solche Systeme erst nach ein paar Jahren rechnen. Die ersten Jahre sind reine Aufbauarbeit. Die Tilgung der Kredite erfolgt über die Vergütung der Ökosystemleistung, die auf der Fläche generiert wird.
Dafür braucht es mehr als gute Worte. Entwickelt wird unter anderem ein System zur Ausgabe von Zertifikaten, um Kompensationsleistungen darstellen und vergüten zu können. Ackercrowd ist bereits jetzt mehr als Idee. Es ist Expertise, Konzept und Projekt zugleich.
Mit der Entwicklung der „Ackercrowd“ entstand die Idee, dass die Landwirtschaft, speziell die Hofwirtschaft, Kooperationspartner der Solarwirtschaft wird. Und zwar, indem sie Flächen für Photovoltaik oder Ausgleichsmaßnahmen bereitstellt. Kooperation und Kompensation wären die richtigen Begriffe dafür: Ackerflächen sollen transformiert werden. Dafür stellen Bauern Flächen bereit, die auch für Photovoltaik genutzt werden können. Mit den Ausgleichszahlungen für die Flächen werden landwirtschaftlich genutzte Flächen so umgestaltet, dass sie sowohl nahrhafte Lebensmittel produzieren als auch Treibhausgase binden, Lebensräume erhalten und neu aufbauen, Arten schützen. Gut möglich, dass die Solarbranche als Industrie der Nachhaltigkeit Interesse daran hat, Kompensationsleistungen in ein weiteres Projekt der Nachhaltigkeit und regional, in die Gemeinden und Höfe vor Ort, zu investieren. Zum Beispiel in aufbauende Landwirtschaft. Schließlich leisten beide einen wichtigen Beitrag zur Klimawende.
Wir gehen mit der „Ackercrowd“ noch einen Schritt weiter. Was, wenn Flächen sowohl für das eine (Photovoltaik) als auch für das andere (aufbauende Landwirtschaft) gleichzeitig genutzt werden könnten? Lassen sich zum Beispiel essbare Dauergehölze mit Photovoltaik-Anlagen kombinieren? Hier werden Ansätze, die bisherige Ideen der noch jungen Agro-Photovoltaik, konsequent weiterentwickelt.
Doch warum, ließe sich fragen, sollte eine Wachstumsbranche, wie die Photovoltaik, mit einer zwar auch wachsenden, aber noch kleinen Initiative, wie es „Ackercrowd“ ist, kooperieren? Weil darin Zukunft steckt und weil sich hier tatsächlich eine Win-Win-Situation darstellen lässt, bei der keine der beiden Seiten auf lange Sicht doch verliert. Gemeinsam werden die Ideen in konkreten Projekten erlebbar.
— Frank Nadler ist Mit-Initiator und Sprecher von Ackercrowd. Zusammen mit seiner Crowd entwickelt der Diplom-Wirtschaftsingenieur zukunftsfähige Transformations-Konzepte in den Sektoren Landwirtschaft und Ernährung sowie Mobilität und Logistik. www.ackercrowd.de —
Die Blogbeiträge und Kommentare auf www.pv-magazine.de geben nicht zwangsläufig die Meinung und Haltung der Redaktion und der pv magazine group wieder. Unsere Webseite ist eine offene Plattform für den Austausch der Industrie und Politik. Wenn Sie auch in eigenen Beiträgen Kommentare einreichen wollen, schreiben Sie bitte an redaktion(at)pv-magazine.com.
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Weltmarktpreise
Auch in Deutschland haben wir Weltmarktpreise für Agrarerzeugnisse.
Deutsche Bauern kommen damit mehr schlecht als recht klar.
Viele müssen aufgeben und haben keine Perspektive mehr.
Sollen sie weiterarbeiten bis zum umfallen damit die Erzeugerpreise weiter niedrig bleiben ?
Ich meine nein.
Kleinbauern in Entwicklungsländern haben wegen dieser Misere mit Ihren Kleinstbetrieben gar keine Chance mehr,
flüchten in die Städte oder sogar nach Europa.
Die Heuschreckenplage kommt nun noch hinzu.
1kg Roggen hat zur Zeit einen Erzeugerpreis von ca. 15 € Cent.
500 GW Installierte Leistung Solar Freiflächen PV würde den Roggenpreis nicht messbar verändern.
Von dem gesparten Geldern an Einspeisevergütung gegenüber Dachanlagen kann man eine Menge Entwicklungs und Hungerhilfe leisten.
Eine Echte Transformation würde allerdings in greifbare Nähe rücken.
Ich bin gegen Freiflächenphotovoltaik auf landw. Fläche, und zwar weil die Weltbevölkerung zunimmt und zur Zeit schon sehr viele Menschen täglich verhungern. Außerdem muss geklärt bzw. daran gearbeitet werden das die Stromabnahme gesichert ist dann wir der Strombedarf leicht durch die Dachflächen abgedeckt. Es muss für den kleinen Stromerzeuger eine gesicherte Perspektive geben. (Nicht so wie jetzt das er nach 20 Jahren keinen Stromabnehmer mehr hat)
1.4 % der gesamten Landesfläche kann durch Dachflächen leicht gedeckt werden.
Genau darauf zielt dieser neue Ansatz ab: Die landwirtschaftliche Fläche wird weiterhin zur Lebensmittelerzeugung verwendet. Die landwirtschaftlichen Betriebe erhalten ein weiteres finanzielles Standbein und sind somit robuster aufgestellt. Das stärkt sogar die Versorgungssicherheit. Heute werden große Flächen mit Energiepflanzen mit hohem Ressourceneinsatz ineffizient bewirtschaftet (z.B. 1mio ha BiogasMais). Hier gibt es viel Potenzial…
Viele Landwirte haben Grenzertragsflächen die oft nur noch bewirtschaftet werden um die Jährliche Agrarprämie zu erhalten.
Auf diesen Flächen macht Agro PV definitiv keinen Sinn . Das sage ich als Landwirtschafts Meister.
Agro PV kann zB. auf sehr guten Böden mit Gemüseanbau Sinn machen.
Es kommt also sehr auf den Standort an und den Aufwand den man betreibt um beides zu kombinieren.
Für die Klimaziele 2030 benötigen wir 100 000 Hektar Solarparks.
Grenzertragsflächen gibt es in Deutschland viel mehr.
In Deutschland stellen in den nächsten Jahren die Ersten Biogasanlagen Ihren Betrieb wegen Zeitablauf oder aus Wirtschaftlichkeitsgründen den Betrieb ein.
Allein hierdurch werden mehr als 100 000 Hektar frei.
Bevor man plant, muss man rechnen. Die noch nicht pv-genutzten Dachflächen reichen für eine mit der Windenergie kombinierten und dezentralen Stromversorgung völlig aus. Die Freiflächen-PV ist ein Irrweg.
Die Solarpflicht für Bestandsgebäude dürfte nicht durchsetzbar sein und ist unmöglich.
Mit entsprechend hoher Förderung kann man es natürlich ankurbeln.
Freiflächen Solar = Bezahlbare Energiewende.
Solange Quadratkilometer kommunaler und gewerblicher Dachflächen frei von PV Anlagen sind, sollten Freiflächen Tabu sein. Es sind ja bereits Gebäude, die am Stromnetz hängen. Je weiter eine Freianlage in der Landschaft liegt, umso aufwändiger die Erschließung. Zudem besitzen Freiflächen, und besonders Grenzertragsflächen in der Landschaft, einen ökologischen und esthetischen Wert, den man nicht mit Solarparks zupflastern sollte. Jeder Dachbesitzer sollte überlegen, ob er nicht anstelle kurzlebiger Konsumgüter einen nachhaltigen Beitrag zur Energiewende leisten sollte. Das Preis-Leistungs – Verhältnis ist derzeit günstig und den eigenen Jahresstromverbrauch hat man innerhalb weniger Monate selbst erzeugt. Der Rest ist für die Energiewende!
Die Kombination von PV und Gemüseerzeugung kann Synergieeffekte erzeugen….
ZB haben wir zwei große Gewächshäuser zu Aufbau einer solidarischen Landwirtschaft in Aussicht….
Die metallische Substanz ist noch gut aber Scheiben sind viele kaputt.
Das Reparieren der Scheiben ist für uns keine Option, da zu teuer.
Ideal wäre ein Ersetzen der Scheiben durch semitransparente Solarmodule…
Falls jemand eine Idee hätte wer so etwas projektieren könnte und an wen man sich wenden kann ?…
Guten Morgen Herr Jock,
möchten Sie mir Ihre Kontaktdaten senden ? Oder gerne können Sie sich auch bei mir melden. Mir gefällt Ihr Ansatz sehr gut, da ich gerne an ganzheitlichen Lösungen arbeite.
Sie erreichen mich unter: mcgowan@tommatech.de
Viele Grüße
http://Www.endorado.at
Die Solarzelle ist das Dach!
Nach meinem ethischen Verständniss sollte erst die letzte Dachfläche mit PV belegt sein, bevor ich mir über die Belegung von landwirtschaftlichen Nutzflächen Gedanken machen will.
Wirtschaftliche Überlegungen sollte hier mehr in den Hintergrund treten.
Was sagen denn eigentlich die Kirchen dazu, die sich seit Jahren so genüsslich mit irgendwelchen Ratschlägen zur Energiewende vornehm zurückhalten.?