Energiestiftung SES präsentiert Konzept für Ausbau der Solar- und Windenergie in der Schweiz

Matterhorn Schweiz

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Bei gerade einmal drei Prozent liegt der Anteil der Photovoltaik und Windenergie an der Stromerzeugung in der Schweiz, acht mal weniger als in Deutschland. Europaweit rangiert das Land damit nur auf Platz 26. Klimafreundlich ist der Strommix der Eidgenossen zwar trotzdem, vor allem dank einer starken Wasserkraft. Dennoch: Die Zurückhaltung beim Ausbau der Photovoltaik und der Windenergie bedeutet, dass große ökonomische und ökologische Chancen ungenutzt bleiben. Die Schweizerische Energie-Stiftung SES hat nun ein Konzept präsentiert, mit dem sich das ändern soll.

Dabei propagiert die SES ein System, das in Deutschland schon seit einigen Jahren genutzt wird, aber zumindest in der Windbranche nicht gerade für Begeisterung sorgt: wettbewerbliche Ausschreibungen mit Marktprämien. Wenn der Preis an der Strombörse witterungsbedingt unter den wettbewerblichen Zuschlagswert fällt, erhalten die Betreiber eine Marktprämie, die sie vor Preisschwankungen schützt. Studienautor Rudolf Rechsteiner sieht in diesem Modell einen starken Hebel, die Finanzierung neuer Kapazitäten in der Schweiz zu verbilligen und so die Gestehungskosten zu reduzieren.

Zur Verbesserung der Wettbewerbsposition für Solarstrom schlägt die gemeinnützige Stiftung zudem eine neue Gebührenordnung für die Netznutzung vor, die dem Verursacherprinzip besser Rechnung trägt. Der Transport von Elektrizität soll – wie bei Großverbräuchen – nur mit den Kosten jener Netzebene belastet werden, die tatsächlich beansprucht wird. Der Kauf und Verkauf von Strom innerhalb des Verteilnetzes würde tariflich entlastet. Der Marktwert von dezentral erzeugtem Solarstrom könnte sich so um umgerechnet etwa 4,5 Cent pro Kilowattstunde verbessern.

Um mehr Standorte für große, kostengünstige Photovoltaik-Anlagen nutzbar zu machen, sollen bestehende Infrastrukturen einem Nutzungsrecht unterstellt werden. Die Potenziale sind erheblich: Dächer und Fassaden von Ställen, Lagerhallen, Parkplätzen, Lärmschutzwände, Zäune und Mauern entlang von Verkehrswegen nennt die SES als Beispiele. „Flächen auf Infrastrukturen der öffentlichen Hand sollten als Cluster ausgeschrieben werden. So erhalten wir billigeren Strom als aus neuen Wasserkraftwerken, auch im Winterhalbjahr“, erklärt Rechsteiner.

Neben der Ausgestaltung einer dem Ausbau der erneuerbaren Stromerzeugung förderlichen Strommarktordnung gilt es nach Ansicht der Stiftung auch, eine politische Stellschraube anzupassen. „Die Ziele für den Ausbau der erneuerbaren Energien in der Schweiz müssen erhöht werden“, fordert Felix Nipkow, Leiter Fachbereich erneuerbare Energien bei der SES. „Sie tragen den Klimazielen ungenügend Rechnung.“ Bis 2035 brauche es eine Verzweieinhalbfachung der angestrebten 11,4 Terawattstunden auf 26 Terawattstunden. Bis 2050 soll ein neues Ziel von 45 Terawattstunden anvisiert werden, fordert die SES. Zudem gelte es, die Effizienzpotenziale besser auszunutzen: Eine zu hundert Prozent erneuerbare Energieversorgung solle die Messlatte setzen. Die anstehenden Revisionen des Stromversorgungs- und des Energiegesetzes biete die politischen Hebel hierzu.

Im vergangenen Jahr wuchs die installierte Solar- und Wind-Leistung (zusammen mit kleinen Wasserkraft- sowie Biomasse-Anlagen) um 7,2 Prozent. Das ist die niedrigste Rate seit 2008. Getragen wurde Zuwachs vor allem von der Photovoltaik – hier stieg die installierte Leistung um 15 Prozent. Das Plus geht vor allem auf das Konto von Kleinanlagen auf Einfamilienhäusern. Anlagen in der Landwirtschaft und im Gewerbe fiel der Zuwachs dagegen deutlich kleiner aus als in den Vorjahren.

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