Selbst riesige Bergbaukonzerne stellen auf 100 Prozent Erneuerbare um, aber in Deutschland kommt der Ökostromausbau weiter massiv unter die Räder

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Die wirtschaftliche Entwicklung der erneuerbaren Energien ist phänomenal. Nun steigen immer mehr Bergbaukonzerne aus ökonomischen Gründen auf eine Energieversorgung mit 100 Prozent erneuerbaren Energien um. So hat der Bergbaugigant BHP für seine chilenischen Kupferminen beschlossen, alle Kohlelieferverträge zu kündigen und auf Solarenergie und Wasserkraft umzusteigen.

Das ist ein erheblicher Beitrag zum Klimaschutz, denn BHP vermeidet damit zukünftig jährlich drei Millionen Tonnen CO2-Emissionen. Auch andere Bergbauunternehmen, wie zum Beispiel OZ Minerals mit seinen Nickelminen in Australien, stellen auf Solar- und Windstrom um.

Neben dem direkten Klimaschutzeffekt werden auch die aus dem Bergbau kommenden Materialien damit immer sauberer. Der ökologische Rucksack von Batterien, E-Autos, Windkraftanlagen, Photovoltaik-Anlagen und anderen wird immer kleiner, je weniger Bergbauunternehmen und Komponentenhersteller fossile und atomare Energie nutzen und auf Erneuerbare Energien umsteigen. So nimmt zum Beispiel auch der Wasserverbrauch für die Herstellung entsprechender Produkte ab, wenn wie im Beispiel von BHP nun keine Kohle mehr genutzt wird und so auch der beim Kohlebergbau erhebliche Wasserverbrauch wegfällt. Zudem wird jegliche Transportenergie mit LKW und Zügen, die die Kohle transportieren, wegfallen. Solar- und Windenergie sind vor Ort vorhanden, Kohle faktisch fast nie. Die Umstellung von BHP ist also gleichzeitig ein erheblicher Beitrag zur Verkehrsvermeidung.

Alte Ökobilanzen, die noch mit fossil/atomarem Energieeinsatz rechneten, müssen nun laufend umgeschrieben werden, je mehr Bergbaukonzerne auf erneuerbare Energien umsteigen. Die Ökobilanz von E-Autos und anderen Nullemissionstechnologien werden somit immer besser. Fossil betriebene Verbrennungsmotoren können da nie mithalten, da ja schon ihre Antriebsenergie immer aus fossilen Rohstoffen, meist Erdöl oder auch Erdgas, kommt.

Im Gegensatz zu der rasanten Ausbauentwicklung in weiten Teilen der Welt ist Deutschland inzwischen weit abgeschlagen. Dies wird sich in der Wirtschaft noch als hohe Belastung erweisen. Denn das klimaschädliche Aufrechterhalten der fossilen Energieversorgung sorgt verglichen mit einer Umstellung auf erneuerbare Energien für viel höhere Kosten und wird daher zunehmend subventioniert.

Trotz eklatanter ökonomischer Vorteile wird in Deutschland der Ausbau der erneuerbaren Energien aber weiter abgewürgt. Die Ergebnisse der letzten Ausschreibungsrunde sind niederschmetternd.

Die Ausschreibung für Windenergieanlagen an Land war massiv unterzeichnet. Erneut gingen nur Gebote für etwa ein Drittel der Gebotsmenge ein. Bei einer ausgeschriebenen Menge von 675 Megawatt wurden nur 25 Gebote mit einem Volumen von 204 Megawatt eingereicht. Nun sind schon die Ausschreibungsvolumina viel zu niedrig, um echten Klimaschutz zu leisten, und sogar diese werden noch weit unterschritten.

Auch für Solarenergie war die ausgeschriebene Menge von 150 Megawatt deutlich zu wenig gegenüber dem, was für den Klimaschutz benötigt wird. Anders als bei der Windenergie wurde die Solarausschreibung durch 153 Gebote mit einem Leistungsumfang von 648 Megawatt deutlich überzeichnet. Insgesamt erteilte die Bundesnetzagentur 27 Zuschläge für eine zu errichtende Solarleistung von 153 Megawatt. Damit ist klar, dass es viel mehr Investoren im Solarbereich gibt, der größte Teil aber kann nicht investieren, weil das Instrument der Ausschreibungen dies nicht zulässt.

Beide Ausschreibungen zeigen wieder auf, dass die Ausschreibungen das eigentliche Problem des Ausbaus der erneuerbaren Energien sind. Seit dem Ende der festen Einspeisevergütung mit Umstellung auf Ausschreibungen ist der Ausbau der erneuerbaren Energien massiv eingebrochen.

Die deutsche Wirtschaft wird das noch enorm zu spüren bekommen, da sie nicht von den großen ökonomischen Vorteilen der erneuerbaren Energien profitieren kann und von den Preissprüngen fossiler Rohstoffe abhängig bleiben wird. Ganz anders Weltkonzerne wie BHP, die eben verstanden haben, dass erneuerbare Energien hohe ökonomische Vorteile bieten und gleichzeitig Klimaschutz voranbringen.

— Der Autor Hans-Josef Fell saß für die Grünen von 1998 bis 2013 im Deutschen Bundestag. Der Energieexperte war im Jahr 2000 Mitautor des EEG. Nun ist er Präsident der Energy Watch Group (EWG). Mehr zu seiner Arbeit finden Sie unter www.hans-josef-fell.de. —

Die Blogbeiträge und Kommentare auf www.pv-magazine.de geben nicht zwangsläufig die Meinung und Haltung der Redaktion und der pv magazine group wieder. Unsere Webseite ist eine offene Plattform für den Austausch der Industrie und Politik. Wenn Sie auch in eigenen Beiträgen Kommentare einreichen wollen, schreiben Sie bitte an redaktion(at)pv-magazine.com

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