Kohleausstieg mit Ökostrom wird entgegen BDI-Behauptungen Strompreise senken und nicht steigern

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Der Bundesverband der Deutschen Industrie e. V (BDI) und andere starke Lobbyverbände betreiben Panikmache in Sachen Strompreiseffekt des geplanten Kohleausstiegs. In einem gemeinsamen Positionspapier vom 22.1. heißt es, ein politisch beschleunigter Rückgang der Kohleverstromung könne bis 2030 bis zu 54 Milliarden Euro an zusätzlichen Stromkosten verursachen, was die große Abhängigkeit von den weltweiten Energierohstoffpreisen zeige. (https://bdi.eu/publikation/news/ausstieg-aus-der-kohleverstromung-strompreisanstieg-muss-kompensiert-werden)

Hieraus leitet BDI-Präsident Dieter Kempf im Handelsblatt seine Forderung ab: „Ohne Kompensation für unsere Unternehmen würde dieser politisch getriebene Anstieg der Strompreise dem Wirtschaftsstandort Deutschland schwerste Schäden zufügen.“ (https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/strompreise-spitzenverbaende-der-wirtschaft-warnen-vor-fruehzeitigem-kohleausstieg/23894812.html?ticket=ST-1813751-n7kc1sUAGVpa2c3zhmpU-ap2)

Im Gegenteil zur Behauptung des BDI lassen sich durch den Umstieg auf erneuerbare Energien Strompreisrisiken sowie Abhängigkeiten von internationalen Energierohstoffpreisen deutlich verringern. Dies betont auch ein kürzlich von der EU-Kommission veröffentlichter Bericht zu Energiepreisen und -kosten. (https://eur-lex.europa.eu/legal-content/EN/TXT/?uri=CELEX%3A52016DC0769).

Die EU-Studie zeigt zudem auf, dass die Kosten für neue erneuerbare Energien-Anlagen absehbar kaum über den Stromgroßhandelspreisen liegen werden. Wie bitte sollen denn mit einem Umstieg auf erneuerbare Energien dann die Strompreise steigen?

Aus der Tatsache, dass der Ausbau Erneuerbarer die Großhandelspreise in Deutschland stark gedämpft hat, kann man folgern, dass mit einem Umstieg auf erneuerbare Energien dies so bleiben wird. Es ist abwegig hier mehrere Milliarden Euro Zusatzkosten zu nennen.

Der BDI rechnet vor allem mit hohen Erdgaspreisen und eben kaum mit den brennstoffkostenfreien erneuerbaren Energien. Deshalb ist die Umstellung auf Erneuerbare die einzige Alternative, denn sie bringt ganz im Gegenteil sogar eine Reihe von positiven Effekten mit sich. Dies sind unter anderem der Rückgang der externen Schadenskosten, die nicht nur durch Kohlendioxidemissionen sondern auch durch Stickoxide, Feinstaub und weitere Belastungen verursacht werden.

Der Ausbau der erneuerbaren Energien hat viele positive ökonomische Effekte. Durch den Wegfall von Schadenskosten ist sogar davon auszugehen, dass die volkswirtschaftlichen Kosten sogar sinken werden. Die letzte Studie der Energy Watch Group mit einer europaweiten Umstellung auf erneuerbare Energien zeigt weiterhin, dass ein Umstieg auf erneuerbare Energien sogar ohne Betrachtung von Kosten durch Stickoxide und Feinstäube kostengünstiger sein wird als das heutige System. (http://energywatchgroup.org/wp-content/uploads/2018/12/EWG-LUT_Full-Study_Energy-Transition-Europe.pdf)

— Der Autor Hans-Josef Fell saß für die Grünen von 1998 bis 2013 im Deutschen Bundestag. Der Energieexperte war im Jahr 2000 Mitautor des EEG. Nun ist er Präsident der Energy Watch Group (EWG). Mehr zu seiner Arbeit finden Sie unter www.hans-josef-fell.de. —

Die Blogbeiträge und Kommentare auf www.pv-magazine.de geben nicht zwangsläufig die Meinung und Haltung der Redaktion und der pv magazine group wieder. Unsere Webseite ist eine offene Plattform für den Austausch der Industrie und Politik. Wenn Sie auch in eigenen Beiträgen Kommentare einreichen wollen, schreiben Sie bitte an redaktion(at)pv-magazine.com

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