Agora Energiewende: Senkung der CO2-Emissionen stagniert trotz mehr Erneuerbarer

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Agora Energiewende hat am Freitag seine Studie „Die Energiewende im Stromsektor: Stand der Dinge 2017“ veröffentlicht.  Demnach steigerten die erneuerbaren Energien ihren Anteil am Bruttostromverbrauch auf 36,1 Prozent. „Das sind 3,8 Prozentpunkte mehr als 2016 – einen stärkeren Zuwachs gab es noch nie“, heißt es von dem in Berlin ansässigen Think-Tank. Vor allem die Windkraft habe enorm zugelegt und erstmals mehr Strom produziert als die Steinkohle- und Atomkraftwerke. Diese seien auf das niedrigste Erzeugungsniveau seit 1990 gefallen.

Der Think-Tank weist in seiner Studie auch auf die weiter gefallenen Preise für Photovoltaik, Windkraft an Land und auf See in den Ausschreibungen im vergangenen Jahr hin. „Damit ist Strom aus leistungsstarken neuen Erneuerbare-Energien-Anlagen nunmehr durchweg günstiger als Strom aus neuen konventionellen Kraftwerken“, so die Einschätzung. Bei Photovoltaik-Anlagen war der durchschnittliche Zuschlagswert in der letzten Ausschreibung auf unter fünf Cent pro Kilowattstunde gefallen. Bei Onshore-Windkraft beträgt er weniger als vier und bei Offshore-Windkraft weniger als zwei Cent pro Kilowattstunde.

Trotz des Zuwachses bei den erneuerbaren Energien sei die Bilanz bei der Reduktion der Treibhausgasemissionen schlecht. Im dritten Jahr in Folge stagniert der CO2-Ausstoß, wie Agora Energiewende schreibt. Zwar seien die Emissionen im Stromsektor in Folge der sinkenden Steinkohleverstromung leicht rückläufig gewesen, dafür jedoch im Verkehrs-, Gebäude- und Industriesektor aufgrund höheren Öl- und Gasverbrauchs gestiegen. „Der gegenwärtige Trend läuft darauf hinaus, dass Deutschland im Jahr 2020 seine Emissionen nur um 30 Prozent statt wie geplant um 40 Prozent gegenüber 1990 vermindert“, sagt Patrick Graichen, Direktor von Agora Energiewende. Ein wesentlicher Grund dafür sei auch der steigende Energieverbrauch. 2017 sei 0,8 Prozent mehr Energie als 2016 verbraucht worden. Die 2010 vor der Bundesregierung beschlossenen Energieeffizienzziele sind für 2020 nahezu unerreichbar, heißt es bei Agora Energiewende weiter.

In der Studie ist auch ein weiterer Anstieg der Stromverkäufe ins Ausland für 2017 ermittelt worden. Mehr als 60 Terawattstunden seien per Saldo exportiert worden – was immerhin rund zehn Prozent des in Deutschland verbrauchten Stroms entspricht. Dies liege auch daran, dass Deutschland den zweitniedrigsten Börsenstrompreis in Europa habe. Daher lohne es sich für die Kohle- und Gaskraftwerksbetreiber in Deutschland, ihren Strom ins Ausland zu verkaufen, heißt es weiter. Die so erzielten Erlöse hätten sich 2017 auf etwa 1,4 Milliarden Euro summiert. Dabei seien die Börsenstrompreise aufgrund höherer Importkosten für Kohle und Erdgas im vergangenen Jahr leicht gestiegen. Als Konsequenz geht Agora Energiewende davon aus, dass die Preise für Haushaltsstrom in diesem Jahr um 1,4 Prozent steigen dürften. Damit würden sie erstmals die Marke von 30 Cent pro Kilowattstunde überspringen.

„Bei den erneuerbaren Energien sind wir 2017 mit Blick auf Ausbau und Kostensenkung gut vorangekommen. Beim Klimaschutz steht das Vorreiterland Deutschland jedoch kurz vor dem Scheitern“, sagt Graichen. Er sieht drei Ursachen dafür. Die Emissionen im Verkehr stiegen seit Jahren. Die Effizienz in der Industrie steige nicht im gleichen Maße wie die Produktion und Braunkohle als CO2-schädlichster Energieträger werde auf konstant hohem Niveau genutzt. Graichen forderte die noch zu bildende neue Bundesregierung daher auf, im Sinne der Klimaschutzziele massiv und schnell gegenzusteuern.

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