Greenpeace legt Fahrplan für schrittweisen Kohleausstieg bis 2030 vor

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Durch ein schnelles Einleiten des Kohleausstiegs kann Deutschland seine Klimaziele noch erreichen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Berliner Analysten von Energy Brainpool im Auftrag von Greenpeace. Schwerpunkt der Untersuchung ist ein Fahrplan, der detailliert aufzeigt, welche Kohlekraftwerke schrittweise abgeschaltet werden müssen, um den CO2-Ausstoß bis zum Jahr 2020 um 40 Prozent gegenüber 1990 zu senken, wie die Umweltschutzorganisation am Montag mitteilte. „Mit dem 40-Prozent-Ziel steht und fällt die Glaubwürdigkeit der Kanzlerin im internationalen Klimaschutz“, sagt Greenpeace-Klimaexperte Karsten Smid. „Nur wenn klimaschädliche Kohlemeiler gut geplant vom Netz gehen, wird das Klimaziel erreicht.“

Mit einem Anteil von 80 Prozent erneuerbarer Energien am Stromverbrauch bis 2030 seien die Analysten zwar von einem ambitionierten, aber umsetzbaren Energieszenario ausgegangen. Ergänzt und gesichert solle die Energievorsorgung dabei vorerst durch Gaskraftwerke. Um dieses Ziel zu erreichen, müsse im ersten Schritt knapp 18 der 46,6 Gigawatt Stein- und Braunkohleleistung innerhalb der aktuellen Dekade stillgelegt werden. Greenpeace zufolge kann Deutschland so etwa 50 Millionen Tonnen CO2 zusätzlich einsparen, die laut „Projektionsbericht“ der Bundesregierung fehlen, um das 40-Prozent-Ziel zu erreichen.

Zeitgleich erfordere die Versorgungssicherheit ein Zubau von fast 29 Gigawatt an Gaskraftwerken und 2,3 Gigawatt Biomasse-Anlagen. Für das 80-Prozent-Ziel Anteil erneuerbare Energien am Stromverbrauch müsse zusätzlich die installierte Leistung von Photovoltaik auf 200 Gigawatt und Windkraft auf 165 Gigawatt ausgebaut werden. So ist eine Stilllegung aller restlichen Braun- und Steinkohlekraftwerke ohne die Gefährdung der Grundversorgung möglich, wie die Umweltschutzorganisation erklärt.

Vor dem Hintergrund des Ausstiegs der USA aus dem Pariser Klimaabkommen und des kommendes G20-Gipfels räume auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) offen ein, dass mehr Anstrengung im Klimaschutz nötig sei. „Es steht außer Zweifel: Wir alle, auch Deutschland, haben dazu selbstverständlich unsere Hausaufgaben zu machen. Und da gibt es auch bei uns noch einiges zu tun“, sagte Merkel vergangenen Donnerstag in einer Regierungserklärung. Auch ohne die USA würden die restlichen G20-Länder für zwei Drittel der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich sein. Aus diesem Grund sei der Schutz des Klimas ein Schwerpunkt des anstehenden Gipfels in Hamburg. „Die Kanzlerin muss verhindern, dass die Energiewende auf halbem Weg stecken bleibt. Nur der Kohleausstieg wird sie wieder in Gang bringen“, so Greenpeace-Experte Smid.

Das Fraunhofer ISE und der Bundesverband Erneuerbare Energien haben am Wochenende die Halbjahresbilanzen zur Entwicklung der erneuerbaren Energien bekanntgegeben. Demnach ist im ersten Halbjahr 2017 der Anteil an Solar-, Wind- und Wasserkraft an der öffentlichen Stromversorgung auf 37,8 Prozent angestiegen. Trotzdem stagniere der CO2-Ausstoß Deutschland seit mehreren Jahren. Nach Angaben von Greenpeace stiegen die Emissionen im vorigen Jahr auf 906 Millionen Tonnen an und ist damit wieder so hoch wie 2008.

 

 

 

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