Sonnen und Tennet vernetzen Photovoltaik-Heimspeicher per Blockchain-Technologie

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Sonnen und Tennet starten ein Pilotprojekt, bei dem dezentrale Photovoltaik-Heimspeicher über eine Blockchain-Lösung zur Stabilisierung des Stromnetzes sowie gleichzeitig zur besseren Integration von erneuerbaren Energien beitragen. Dazu werde ein Pool von Photovoltaik-Heimspeichern von Sonnen vernetzt. Es gehe bei dem Pilotprojekt um einen Test, inwiefern sich bei Engpässen im Stromnetz Notmaßnahmen reduzieren ließen, teilten die Unternehmen am Dienstag mit. Das intelligente Lademanagement der Batteriespeicher von Sonnen passe sich dabei individuell auf die jeweilige Situation im Netz von Tennet an. Diese Zusammenarbeit – die nach Angaben von Sonnen und Tennet erste dieser Art – ist wegweisend für die künftige Einbindung von erneuerbaren Energien in das Stromversorgungssystem.

Die verwendete Blockchain-Technologie für die Vernetzung der Sonnen-Speicher ist von IBM entwickelt worden. Sie sei der „der nächste Schritt in eine saubere und dezentrale Energiezukunft“, heißt es bei dem Allgäuer Speicheranbieter. Zudem sei sie kostengünstig und sicher, da die Daten nur verschlüsselt verarbeitet würden, sagt Sonnen-Vertriebsvorstand Philipp Schröder im Gespräch mit pv magazine.  Ziel von Sonnen sei es, etwa 6000 eigene Heimspeicher-Besitzer für das Pilotprojekt mit Tennet bis zur Jahresmitte zu gewinnen. Sonnenflat-Kunden könnten einfach über Zustimmung in den allgemeinen Geschäftsbedingungen teilnehmen.

Für diese Kunden ergebe sich neben der Regelenergie dann eine weitere Einnahmequelle, so Schröder weiter. Sie erhielten kostenlosen Strom, wenn ihre Speicher – etwa bei negativen Preisen – den Strom aufnehmen. Diesen Strom könnten die Photovoltaik-Heimspeicherbesitzer dann kostenlos verbrauchen. Das Pilotprojekt sei zudem richtungsweisend für eine noch einfachere und effizientere Vernetzung von Batteriespeichern, Photovoltaik-Anlagen und Stromnetzen.

Dabei soll das Modell nach dem Willen von Sonnen nicht nur auf dessen Heimspeichersysteme beschränkt bleiben. „Wir wollen unsere Plattform für alle anderen Photovoltaik- und Energiespeicherhersteller öffnen“, sagt Schröder weiter. In dem Fall sei nur wichtig, dass das Speichersystem über eine IP-Schnittstelle für die Blockchain-Einbindung verfüge. Zudem brauche der Batteriespeicher eine gewisse Mindestleistung und der Hersteller müsse seine Zyklenzahl-Garantie für diese Art der Nutzung des Systems öffnen, sagt Schröder. Neben der Einbindung weiterer Speichersysteme ließe sich das Projekt auch regional leicht auf andere Netzgebiete ausweiten.

Für den Übertragungsnetzbetreiber Tennet ist es eine der Maßnahmen, die helfen sollen, mit Hilfe von verstärkter Datennutzung und der Erschließung neuer Flexibilitätsmechanismen das Stromnetz fit für die Herausforderungen der Energiewende zu machen. Tennet und die anderen Übertragungsnetzbetreiber in Deutschland haben im vergangenen Jahr rund 800 Millionen Euro für die Stabilisierung des Stromnetzes ausgegeben, dazu gehören Kosten für Redispatch, Netzreserve und Abregelung von EEG-Anlagen.

„Die Energiewende bedeutet mehr erneuerbare Energien auf allen Netzebenen. Das stellt uns vor große Herausforderungen. Wir müssen es schaffen, die stark vom Wetter abhängige erneuerbare Stromproduktion flexibel zu steuern. Die Blockchain bietet uns hier neue Möglichkeiten, auch dezentrale verteilte Anlagen sicher und intelligent überregional aus einer Hand zu vernetzen“, sagt Urban Keussen, Vorsitzender der Geschäftsführung von Tennet.

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