Studie: Sonnenfinsternis kostet Volkswirtschaft 3,4 Millionen Euro – Abschaltung der PV-Anlagen noch mehr

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Die partielle Sonnenfinsternis am Freitag führt weiterhin zu regen Diskussionen, ob Deutschland Gefahr läuft, einen Stromausfall zu riskieren. In einem White Paper hat Energy Brainpool nun die möglichen Einflüsse auf den Strommarkt untersucht. Bei der Sonnenfinsternis, die in Deutschland zwischen 9:30 Uhr und 12 Uhr bis zu 73 Prozent die Sonne verdecken könnte, seien deutliche Auswirkungen auf den Strommarkt zu erwarten. An einem unbewölkten Tag seien mit volkswirtschaftlichen Mehrkosten von bis zu 3,39 Millionen Euro zu rechnen, heißt es bei Energy Brainpool. Die Mehrkosten für die Volkswirtschaft berechneten sich einerseits durch einen höheren Börsenstrompreis während der Sonnenfinsternis sowie die erforderlichen Maßnahmen der Übertragungsnetzbetreiber, um etwa zusätzliche Regelleistung zu beschaffen. Normalerweise – also ohne Sonnenfinsternis – würde an einem unbewölkten Tag der Solarstrom um diese Zeit teurere konventionelle Kraftwerke an der Strombörse verdrängen und so zu niedrigeren Preisen führen.

Verlauf der deutschlandweiten Photovoltaik-Einspeisung im Falle eines sonnigen 20. März mit den zugehörigen stündlichen (relevant für die vortägige Stromvermarktung an der Börse) und viertelstündlichen (relevant für die untertägige Vermarktung an der Börse) Mittelwerten dieser Last. (Grafik: Energy Brainpool)

Allerdings würde eine Abschaltung der Photovoltaik-Anlagen noch teurer sein, heißt es in dem White Paper. Die nach dem EEG bestehende Entschädigungspflicht für die Photovoltaik-Anlagenbetreiber würde sich auf insgesamt 9,95 Millionen Euro summieren. Bei Energy Brainpool geht man davon aus, dass der starke Leistungsanstieg von 18 Gigawatt von 10:30 Uhr bis 12:00 Uhr bei sonnigem Wetter eine große Herausforderung für die Übertragungsnetzbetreiber werden dürfte.

Vergleich der Mehrkosten, die durch die Sonnenfinsternis anfallen; Szenario Betrieb aller Solaranlagen gegen Szenario mit Teilabschaltung des deutschen Solarparks. Es wurde angenommen, dass nicht alle PV-Anlagen vom Netz genommen werden können, sondern nur jene, die fernsteuerbar sind. Dies betrifft 16,25 Prozent der installierten Leistung der Photovoltaik-Anlagen in Deutschland, also etwa 6,24 Gigawatt. (Grafik: Energy Brainpool)

Drei Kategorien von volkswirtschaftlichen Mehrkosten

Insgesamt unterteilt Energy Brainpool die volkswirtschaftlichen Mehrkosten durch die partielle Sonnenfinsternis in drei Kategorien. Erstens sei aufgrund der geringeren Photovoltaik-Einspeisung am Großhandelsmarkt mit einer Erhöhung der Tagespreise um rund 1,40 Euro pro Megawattstunde zu rechnen. Zweitens werden die Regelleistungspreise deutlich steigen und über dem Niveau der Vorwochen liegen. Zudem wollten die Übertragungsnetzbetreiber bei sonnigem Wetter zusätzliche Minutenreserven ausschreiben, die noch zusätzlich in die Kostenbetrachtung eingingen (für eine Erklärung der Begriffe und Märkte, siehe Glossar Energiemarkt). Drittens die Kosten für die Abschaltung von Photovoltaik-Anlagen. In diesem Falle stehe den Betreibern ein Vergütungsanspruch für den potenziell erzeugten Strom zu, auch wenn dem keine Leistung gegenüberstünde, heißt es bei Energy Brainpool. Der Vorteil einer Abschaltung von Photovoltaik-Anlagen würde aber in der Reduzierung eventueller Risiken bestehen, die sich aus den starken Rampen bei Verdunkelung und dann bei Wiedererscheinen der Sonne ergeben. Diese Risiken umfassen Energy Brainpool zufolge im schlimmsten Fall einen partiellen Systemausfall, jedoch auch das Risiko sehr hoher und volatiler Marktpreise sowie hoher Kosten aus dem Abruf von Regelleistung, welche sich in den Ausgleichsenergiepreisen widerspiegeln. (Sandra Enkhardt)

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