Zukunftsfähig am neuen Firmensitz im ökologischen Neubau

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Familiär, regional und ökologisch: Das ist das Motto das Getränkehandels Winklmeier im bayerischen Zolling und das war auch das Motto bei dem Bau des neuen Firmengebäudes. Inhaber Kurt Winklmeier wollte den Familienbetrieb für die dritte Generation, seinen Sohn Markus, zukunftsfähig machen. Es sollte so nachhaltig wie möglich sein. Deshalb entschied er sich für einen Holzbau mit einem Energiekonzept aus großer Photovoltaikanlage, Stromspeicher und Wärmepumpe. Und so wie er viele Getränke von regionalen Herstellern anbietet, sollte auch das Gebäude von Handwerksfirmen aus der Umgebung gebaut werden. Nach rund 15 Monaten am neuen Standort ist er mit seinen Entscheidungen rundum zufrieden und freut sich über den hohen Komfort und die Plusenergiebilanz.

Im Februar 1991 hat Kurt Winklmeier den 1969 gegründeten Betrieb von seinen Eltern übernommen. Er führt ihn zusammen mit seiner Frau Christiane, seit sechs Jahren arbeitet ihr Sohn Markus in der Firma mit. Der 27-jährige Junior plant, den Abholmarkt und Lieferservice in einigen Jahren zu übernehmen. „Unser Betrieb soll für die Zukunft gut gerüstet sein“, sagt Kurt Winklmeier und deshalb waren auch räumliche Veränderungen nötig.

Denn vorher befand sich das Getränkelager noch in einem 150 Quadratmeter großen Anbau beim Elternhaus in einem Wohngebiet in Zolling. Die Familie beschloss, den Betrieb zu vergrößern und zu bauen. Sie erwarben ein Grundstück in dem neuen Gewerbegebiet im gleichen Ort, der etwa 50 Kilometer von München entfernt liegt. Anfang 2022 war Baustart für das Gewerbegebäude mit 620 Quadratmetern genutzter Fläche, nach neun Monaten Bauzeit konnten sie einziehen. Mit 460 Quadratmetern nimmt das Lager mit Verkauf den meisten Platz ein. Dazu kommen – ebenfalls im Erdgeschoss – Büros und Sozialräume sowie ein Archiv, ein Büro und eine Galerie in der ersten Etage.

Umweltfreundliches Bauen

Das Gebäude ist in Holzständerbauweise mit viel Vollholz gebaut. „Wenn wir schon versiegeln, dann so nachhaltig wie möglich“, begründet Winklmeier die Bauweise. Außerdem sei das Gebäude so einfach rückbaubar und könne gut recycelt werden. Gedämmt wurde, soweit wie möglich, mit Weichholzplatten und nur dort, wo es wegen der Nicht-Brennbarkeit erforderlich war, mit Mineralwolle.

Die Beheizung der Halle hatte Winklmeier ursprünglich nicht geplant, allerdings gaben die niedrigen Temperaturen in dem Ende der 1980er Jahre gebauten Anbau der Familie zu denken „Da war es sehr kalt und trotzdem haben wir jedes Jahr rund 3.000 Euro für Strom und Öl gezahlt.“

Strombasiertes Energiekonzept

Winklmeiers Energieberater Wolfgang Hilz und Architekt Bernd Kerscher brachten ihn auf die Idee mit der Wärmepumpe. Denn eine Photovoltaikanlage auf dem Dach war ohnehin geplant und die könnte klimafreundlichen Strom für die elektrische Heizung liefern. Und so sieht das installierte Energiekonzept aus:

Auf dem 5 Grad geneigten und nach Süden ausgerichteten Flachdach ist eine Photovoltaikanlage mit 250 monokristallinen Solarmodulen und insgesamt 99,54 Kilowatt Gesamtleistung installiert. Daran angeschlossen ist ein Solarstromspeicher mit 16,6 Kilowattstunden Speicherkapazität. Er speichert den klimafreundlichen Solarstrom zwischen, wenn er gerade nicht direkt verbraucht werden kann. Winklmeiers Ziel war es, so viel Solarstrom wie möglich selber nutzen.

Zwei Wärmepumpen

Strom benötigt der Betrieb für die Kühlung im Sommer, Lampen, Kassen und automatische Türen. Die größten Verbraucher sind allerdings zwei Luft-Wasser-Wärmepumpen mit jeweils 12 Kilowatt Heizleistung. Eine versorgt die Niedertemperatur-Fußbodenheizung in der Halle mit Energie, die zweite die Wandheizungen in den Büros und Sozialräumen. Die Vorlauftemperatur beträgt 21 Grad Celsius, in der Halle mit temperierter Bodenplatte liegt die Zieltemperatur im Winter bei 17 Grad Celsius. Ein 200-Liter-Pufferspeicher speichert Energie für die Bodenplatte in der Halle. Für das warme Wasser im Aufenthaltsraum und im Bad wurde ein 50 Liter-Boiler installiert.

Um den Wärmebedarf zu reduzieren, wurden das Dach und die Außenwände sehr gut gedämmt. „Die 13.000 Getränkekisten, die im Lager stehen, kann man ebenfalls als Wärme-Speichermasse betrachten“, ergänzt Winklmeier. Offiziell hat sein neues Firmengebäude KfW Effizienzhaus-Standard 40. „Aber eigentlich hat es KfW Standard 26“, sagt er mit einem Augenzwinkern und verweist auf den Energieausweis seines Energieberaters Wolfgang Hilz. Demnach verbraucht das Gebäude nur 26 Kilowattstunden je Quadratmeter und Jahr für die Wärmeversorgung.

Im Februar 2023 ging die Photovoltaikanlage ans Netz. Im ersten Betriebsjahr von März 2023 bis Februar 2024 erzeugte sie rund 100.800 Kilowattstunden Strom. 6.650 Kilowattstunden Strom verbrauchte der Getränkehandel in dem gleichen Zeitraum, wobei der Stromverbrauch noch sinken wird. Denn die Wärmepumpen wurden schon im Dezember 2022 in Betrieb genommen, also bevor die PV-Anlage Strom erzeugte, und sie mussten auch erst noch justiert werden. So sorgte ein falsch eingestellter Temperaturfühler beispielsweise eine Zeit lang für einen höheren Stromverbrauch.

Größeres Gebäude – weniger Energiekosten

In dem Jahr bezog Winklmeier 3.854 Kilowattstunden Strom aus dem Netz. Mit einem Einkaufspreis von 37 Cent (Brutto-Preis ab 01.01.24) je Kilowattstunde zahlt er dafür rund 1.426 Euro. Andererseits erhielt er eine Einspeisevergütung für den Solarstrom, den er nicht verwenden konnte und deshalb in das öffentliche Stromnetz einspeiste.

Bei 97.785 Kilowattstunden zu einem Tarif von 5,8 Cent je Kilowattstunde waren das immerhin 5.672 Euro. Damit wurden die Energiekosten für Strom und Wärme ausgeglichen und er hat immer noch ein Plus von rund 4.200 Euro.

Dabei fallen Kurt Winklmeier die 3.000 Euro ein, die er in dem alten kalten Gebäude jedes Jahr für Energie zahlen musste. Jetzt hat er die vierfache Fläche, ein modernes, optisch ansprechendes und beheiztes Firmengebäude in Holzbauweise, dessen angenehmes Raumklima auch den Kunden positiv auffällt, und eine Plusenergiebilanz, mit der er Einnahmen erwirtschaftet.

Die Regionalität, die wie die Nachhaltigkeit zu dem Firmenmotto gehört, zeigt sich unter anderem im Sortiment. Um Treibhausgase durch die Anlieferung zu reduzieren, bezieht Winklmeier zahlreiche Säfte und Biersorten von regionalen Herstellern. Bei der Preisauszeichnung verzichtet er auf Plastikschilder und beschriftet stattdessen gepresste Holzplatten mit Kreide. Für den Bau beauftragte er regionale Handwerksbetriebe. Der am weitesten entfernte Betrieb hat seinen Sitz in Landshut, das etwa 40 Kilometer von Zolling entfernt ist. Im Außengelände hat die Familie eine Blumenwiese für Bienen und Schmetterlinge angepflanzt.

„Wir fühlen uns rundum wohl in unserem neuen Firmengebäude“, sagt Kurt Winklmeier zufrieden und dass er weit mehr Solarstrom erzeugt, als er benötigt, freut ihn noch dazu. Mit dem selbst erzeugten Solarstrom kann er die durch seinen Betrieb verursachten CO2-Emissionen reduzieren und seine Stromkosten langfristig stabil halten. Die Einnahmen durch die Einspeisevergütung für den überschüssigen Strom steigern zudem seine Wettbewerbsfähigkeit und ermöglichen es ihm, seinen Kunden faire Preise anzubieten. Damit hat er den Boden für den erfolgreichen Familienbetrieb in der dritten Generation bereitet.