Weltweit erste vollelektrische Autofähre für Binnengewässer an Gemeinde Oberbillig an der Mosel abgeliefert

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Stralsund, 24.11.2017 – Die weltweit erste vollelektrische Autofähre für Binnen-gewässer ist an ihrem Bestimmungsort abgeliefert worden. Am 24. November wurde die von den Spezialunternehmen Formstaal GmbH & Co. KG und Ostseestaal GmbH & Co. KG in Stralsund gebaute „Sankta Maria II“ in Oberbillig an der Mosel an den Eigner übergeben. Die rund 1000 Einwohner zählende Gemeinde im Landkreis Trier-Saarburg (Rheinland-Pfalz) hatte nach einer europaweiten Ausschreibung Formstaal/ Ostseestaal den Auftrag zum Bau der ausschließlich mit Solarenergie und Batterie-strom betriebenen Autofähre erteilt. Ausschlaggebend sei das fachliche Konzept der Stralsunder Spezialfirmen gewesen, das von Anfang an überzeugt habe, sagte Andreas Beiling, Ortsbürgermeister von Oberbillig, bei der Übernahme des Schiffes.

Die „Sankta Maria II“ ersetzt die seit 1966 auf der Mosel zwischen Oberbillig und dem luxemburgischen Wasserbillig pendelnde konventionelle Autofähre. „Mit der Neube-schaffung der strombetriebenen Fähre werden jährlich rund 14.000 Liter Diesel ein-gespart und die Abgas- und Lärmemissionen deutlich reduziert“, hob Andreas Beiling hervor. Die Mosel-Gemeinden Oberbillig und Wasserbillig investierten gemeinsam circa 1,5 Millionen Euro in das Neubauprojekt, das von der Europäischen Union mit gut 660.000 Euro gefördert wurde. Am 25. November wird die „Sankta Maria II“ feierlich getauft und ab 10. Dezember den Fährdienst aufnehmen. Das 28 Meter lange umweltschonende Schiff befördert pro Fahrt bis zu 45 Fahrgäste und sechs Autos.

Am Moselufer von Oberbillig übergaben der Formstaal-Geschäftsführer Dr. Thomas Kühmstedt und der für Elektro-Solarschiffe bei Formstaal/Ostseestaal zuständige Manager Ingo Schillinger die neue Autofähre an den Auftraggeber. „Unser jüngstes Schiffsprojekt unterstreicht, dass es vielfältige Anwendungsmöglichkeiten für elektro-solargetriebene Wasserfahrzeuge in der beruflichen Binnenschifffahrt gibt“, betonte Dr. Thomas Kühmstedt. Mit der emissionsfreien Mosel-Autofähre fügen Formstaal/ Ostseestaal ihrem Bauprogramm für Elektro-Solarschiffe einen weiteren Schiffstyp hinzu. Zum ersten Mal wurde ein vollelektrisches Modell für den Frachttransport konzipiert. „Unser Antrieb ist die Sonne, wir bringen die E-Mobilität aufs Wasser“, umriss Dr. Kühmstedt das Credo der Elektro-Solarschiffe vom Strelasund.

Die beiden Spezialunternehmen haben sich in jüngerer Vergangenheit erfolgreich auf dem Markt der maritimen Elektromobilität etabliert. Seit 2013 wurden zehn Projekte realisiert. Dabei handelt es sich überwiegend um Binnenfahrgastschiffe und -fähren, die unter anderem auf Berliner Gewässern fahren und jeweils bis zu 60 Personen befördern. „Mit der Mosel-Autofähre haben wir das dritte Elektro-Solarschiff-Projekt in diesem Jahr zum Abschluss gebracht“, resümierte am Freitag Ingo Schillinger. Im Sommer waren bereits ein Fahrgastschiff für die Weiße Flotte und ein sogenanntes Seminarschiff für einen Berliner Auftraggeber abgeliefert worden.

Um Elektro-Solarschiffe wirtschaftlich betreiben zu können, zeichnet diese eine extreme Leichtbauweise und der Einsatz energieverbrauchsoptimierter Komponenten aus. Mit den Erfahrungen aus den vorangegangenen Schiffsprojekten haben die Stralsunder Konstrukteure eine Reihe innovativer Lösungen beim Bau der Elektro-Solar-Autofähre verwirklicht. Zum Beispiel wurden in das Elektromanagementsystem neuartige Lithium-Polymerbatterien, verbesserte E-Ladetechnik und neu entwickelte Elektromotoren integriert. Die Autofähre ist mit vier Elektromotoren ausgestattet. Erstmals sind diese im Schiffsrumpf so eingebaut, dass sie demontiert werden können, ohne die Fähre aus dem Wasser heben zu müssen. Die optimierte Linien-führung des Rumpfes führt dazu, dass die Wasserverdrängung der Fähre um zehn Prozent geringer ausfällt als bei einem konventionellen Schiff. Im Vergleich dazu sank durch das E-Mobilitätskonzept auch die Geräuschemission um 80 Prozent.

Je nach Bedarf können die umweltfreundlichen Schiffe von Formstaal/Ostseestaal bis zu 45 Meter lang und 10 Meter breit sein und bis zu 300 Gäste befördern. Derzeit sind 14 weitere Projekte für den deutschen Binnenschifffahrts-Markt in Planung. Ingo Schillinger verweist zudem auf erste Anfragen aus Italien und den Niederlanden. „Perspektivisch sehen wir auch im Nahen Osten gute Marktchancen.“

Fakten und Daten zur Elektro-Solar-Autofähre

Länge: 28,00  Meter

Breite:    8,90  Meter

Dienstgeschwindigkeit: 7 km/h

Höchstgeschwindigkeit: 13 km/h

Personenzahl: 45

Personenkraftfahrzeuge: 6

Solarmodule: 15 (gesamt 5,4 kWp)

Batteriekapazität: 252 kWh

Umgesetzt werden die Elektro-Solarschiff-Projekte von Formstaal in Kooperation mit Ostseestaal. Die im Verbund agierenden Unternehmen beschäftigen zusammen 150 Mitarbeiter und erwirtschaften einen Jahresumsatz von insgesamt 25 Millionen Euro. Die Unternehmen gehören zur niederländischen Central Industry Group (CIG).

Kontakt für die Medien:  Thomas Schwandt
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