Schneller mehr vom Richtigen tun: 50Hertz steigert Investitionen in die Energiewende-Infrastruktur

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Für den Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz beginnt jetzt eine entscheidende Dekade der Energiewende. Das Unternehmen will bis 2025 fast doppelt so viel in die Netzinfrastruktur investieren wie in den zurückliegenden fünf Jahren. Allein in diesem Jahr sind 860 Mio. Euro Investitionen eingeplant, rund 160 Mio. Euro mehr als im Vorjahr. Ziel ist es, Übertragungsleitungen und Umspannwerke fit zu machen, um immer mehr Strom aus Erneuerbaren Energien sicher und zuverlässig in das Gesamtsystem zu integrieren. 2020 stieg der Anteil der Erneuerbaren am gesamten Stromverbrauch im Netzgebiet von 50Hertz auf 62 Prozent. Zugleich mussten immer weniger Windkraftanlagen abgeregelt werden, und die Kosten für das gesamte sogenannte Engpassmanagement fielen auf 33 Mio. Euro.

„Schneller mehr vom Richtigen tun.“ Auf diese Formel hat Stefan Kapferer, Vorsitzender der Geschäftsführung von 50Hertz, auf der heutigen Bilanzpressekonferenz die Herausforderungen bei der Umsetzung der Energiewende gebracht. Der Ausbau der Erneuerbaren Energien und der dazugehörigen Infrastruktur müsse forciert und für die notwendigen Investitionen ins Netz der geeignete politische und regulatorische Rahmen geschaffen werden.

Netzausbau kommt gut voran

62 Prozent des Jahresstrombedarfs im Netzgebiet von 50Hertz – neben den ostdeutschen Flächenländern sind das die Stadtstaaten Hamburg und Berlin – wurde im Jahr 2020 durch Sonne, Wind und Biomasse gedeckt. Das ist ein neuer Rekord bei der Einspeisung von Grünstrom im Osten Deutschlands. Die installierte Leistung Erneuerbarer Energien stieg von rund 34 Gigawatt (GW) im Jahr 2019 auf ca. 36 GW im Jahr 2020 an. Zugleich musste immer seltener in die Fahrweise von Erzeugungsanlagen eingegriffen werden. Bei diesem sogenannten Engpassmanagement (Einspeisemanagement von Erneuerbaren-Energien-Anlagen und Redispatch mit konventionellen Kraftwerken) konnte 50Hertz die Mengen von rund 2,5 Terawattstunden (TWh) in 2019 auf nur noch 1,5 TWh (2020) senken. Die Kosten für diese Maßnahmen fielen von 84 Mio. Euro (2019) auf 33 Mio. Euro (2020). Im Jahr 2015 hatten diese Kosten noch über 350 Mio. Euro betragen.

Im Netzgebiet von 50Hertz ist der Ausbau der Infrastruktur im vergangenen Jahr vorangeschritten. Neben der Inbetriebnahme des deutsch-dänischen Offshore-Interkonnektors „Combined Grid Solution“ konnte mit der 380-kV-Leitung Wolmirstedt – Stendal/West eine weitere Höchstspannungsleitung ans Netz gebracht werden.

Zu den Top-Projekten von 50Hertz gehören der SuedOstLink von Wolmirstedt bei Magdeburg bis zur Grenze nach Bayern als 525 kV Höchstspannungs-Gleichstromübertragungsleitung (HGÜ) in Erdverkabelung. Das Projekt befindet sich im Planfeststellungsverfahren, eine Verlängerung bis zum Umspannwerk Klein-Rogahn in Mecklenburg-Vorpommern ist aktuell ins neue Bundesbedarfsplangesetz aufgenommen worden.

Offshore hat 50Hertz in diesem Jahr mit dem Kabellegen zum Anschluss der beiden Offshore-Windparks Baltic Eagle und Arcadis Ost 1 vor der Küste Rügens begonnen. In Bau befinden sich außerdem Freileitungsprojekte nördlich von Berlin (Nordring Berlin), zwischen Nordbrandenburg und Berlin (Uckermarkleitung), zwischen Sachsen und Thüringen (Pulgar bei Leipzig – Vieselbach bei Erfurt) sowie die Kabeldiagonale unterhalb von Berlin.

Weiter sagte Stefan Kapferer: „Wir haben das Netz in den vergangenen Jahren gut ausgebaut. Das zeigen auch die gesunkenen Kosten für die Eingriffe in die Fahrweise der Kraftwerke und der erneuerbaren Erzeugungsanlagen. Diesen erfolgreichen Weg wollen wir fortsetzen. Aber der Weg von der Gesetzgebung über die Planung, die Genehmigung, den Bau bis hin zur Inbetriebnahme ist weiterhin zu lang. Hier müssen alle Beteiligten prüfen, an welchen Stellschrauben wir drehen können – ohne dass die wesentliche Öffentlichkeitsbeteiligung auf der Strecke bleibt. Mit der von uns gestarteten Initiative „von 60 auf 100 bis 2032 – neue Energie für eine starke Wirtschaft“ haben wir den Ansporn, noch schneller und effizienter zu werden und sind dazu im Dialog mit Politik und Wirtschaft – um die Rahmenbedingungen zu verbessern und konkrete Projekte voranzubringen. Dafür ist es auch erforderlich, dass wir bei 50Hertz weitere Effizienzpotentiale heben.“

Onshore Windkraft Ausbau müsste sich verdoppeln

Beim Ausbau der Erneuerbaren, so Kapferer, gebe es aktuell Licht und Schatten. Der Zubau an Windkraftanlagen im Netzgebiet von 50Hertz stieg 2020 gegenüber dem Vorjahr zwar leicht auf 427 MW. Allerdings konnten die Zahlen früherer Jahre – die für das Erreichen der Klimaschutzziele erforderlich wären – noch nicht wieder erreicht werden. „Um es klar zu sagen: Der jährliche Zubau an Onshore-Windkraftanlagen in unserem Netzgebiet müsste sich verdoppeln, damit wir unser 100-Prozent-Ziel bis 2032 auch erreichen“, machte 50Hertz-CEO Kapferer deutlich.

Einen positiven Trend gab es dagegen bei Photovoltaik-Anlagen auf Dächern und Freiflächen: Hier wuchs die installierte Leistung um rund 45 Prozent, von 761 MW (2019) auf 1.348 MW (2020). Um Energiewende- und Klimaschutzziele zu erreichen, muss nach Auffassung von 50Hertz jetzt vor allem der Ausbau der Offshore-Windenergie vorangetrieben werden. In der deutschen Ostsee seien Projekte von über drei Gigawatt möglich, die derzeit nicht im Flächenentwicklungsplan berücksichtigt sind, betont der 50Hertz-CEO. „Falls sich daran nichts ändert“, so Kapferer, „dann kommt der Ausbau der Offshore-Windenergie in der deutschen Ostsee nach 2026 zum Erliegen – und das, obwohl sich Deutschland zusammen mit anderen Ostsee-Anrainerstaaten im vergangenen Jahr zur Erschließung des Gesamtpotenzials von rund 90 GW bekannt hat.“

Stabiler regulatorischer Rahmen unerlässlich für Investitionsprogramm

Für eine behutsame Weiterentwicklung des Regulierungsrahmens mit Augenmaß plädierte 50Hertz-Finanzgeschäftsführer Marco Nix: „Unsere positiven Bewertungen beim Finanz- und Nachhaltigkeitsrating belegen, dass unsere Arbeit der vergangenen Jahre Früchte trägt. Das stabil gute Finanzrating verdeutlicht das vorhandene Vertrauen in die erfolgreiche und planmäßige Umsetzung unseres Investitionsprogramms, das trotz eines unsicheren Marktumfelds vorherrscht. Exemplarisch zeigt sich das in der ersten Ausgabe eines Grünen Bonds in Höhe von 750 Mio. Euro im Mai und einer weiteren Platzierung von 200 Mio. Euro im November. Die guten Bewertungen der Ratingagenturen sind durch langjährig nachhaltige und zuverlässige Performance erarbeitet und an Bedingungen geknüpft – etwa die eines stabilen regulatorischen Rahmens.“

Wirtschaftlich ist 50Hertz gut gerüstet, um die anstehenden Aufgaben bewältigen zu können. Mit einem Ergebnis nach IFRS in Höhe von 193 Mio. Euro bei einem Umsatz aus dem Netzgeschäft von rund 1,45 Mrd. Euro war das Jahr 2020 ein wirtschaftlich gutes Jahr für 50Hertz (Ergebnis 2019: 178 Mio. Euro). 50Hertz plant im Zeitraum von 2021 bis 2025 Investitionen von insgesamt 4,7 Mrd. Euro in die Netzinfrastruktur. 2016 bis 2020: 2,9 Mrd. Euro) Diese Mittel fließen vor allem in den Ausbau neuer und in die Verstärkung bestehender Leitungen sowie in den Neubau bzw. in die Ertüchtigung von Umspannwerken.