PV-Symposium vom 18. bis 21. Mai: „Wir brauchen eine geschlossene Wertschöpfungskette für Photovoltaik in Europa“

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Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts (BVerfG) von Ende April zu den Klimazielen Deutschlands hat eine neue Hektik in der Politik ausgelöst. Verleiht das Wahljahr dem Ausbau der Photovoltaik einen neuen Schub? Im Vorfeld des PV-Symposiums vom 18. bis 26. Mai 2021 trafen sich Prof. Dr. Michael Powalla vom ZSW, wissenschaftlicher Beirat, und Dr. Gunter Erfurt, CEO von Meyer Burger und Diskussionsteilnehmer beim Symposium, zum Gespräch über die Trendwende in der europäischen Produktion.

Powalla: Beim Klimaschutz ist es fünf vor zwölf – wenn nicht sogar fünf nach zwölf, das hat das Urteil des BVerfG gezeigt. Nun ist entschlossenes Handeln gefragt. Und da zeigt sich: So viel Auswahl an Erzeugungsmethoden für erneuerbare Energien haben wir in Deutschland nicht – wir müssen auf Wind und Photovoltaik setzen, und das im großen Stil. Die Ausbauziele müssen massiv angehoben werden, um dieser epochalen Herausforderung gerecht zu werden.

Erfurt: Die Energiewende ist eine Generationenaufgabe – und die Stromerzeugung durch Photovoltaik keineswegs eine Konsumentscheidung, sondern eine systemrelevante Technologie. Strategisch war es ein riesengroßer Fehler, die Produktion von Europa nach Asien ziehen zu lassen. Diesen Fehler müssen wir mit klugen Investitionen wieder beheben – am 18. Mai eröffnen wir unsere Produktion in Thalheim (Bitterfeld-Wolfen) und in Freiberg. Die politische Resonanz, die wir auf diesen Schritt bekommen, zeigen: Es tut sich was!

Powalla: Wir stecken derzeit bei der Photovoltaik noch in globalen Abhängigkeiten, deren mögliche Implikationen derzeit gut bei der Halbleiterindustrie zu sehen sind. Aufwendige Logistik und unterbrochene Lieferketten haben den Modulpreis als größte Herausforderung längst abgelöst. Was wir nun brauchen, ist ein europäisches Ökosystem der Photovoltaik, in dem Politik, Finanzwirtschaft, Unternehmen und Forschung zusammen die Produktion vor Ort aufbauen – und das gleichzeitig Investitionssicherheit für Firmen bietet.

Erfurt: In der Forschung und Entwicklung in Deutschland und Europa hat dieses Ökosystem glücklicherweise überlebt, damit ist die Grundlage geschaffen, dass es auch bei der Produktion wieder losgehen kann. Natürlich können wir die Globalisierung nicht zurückdrehen, aber wir haben jetzt die Chance, eine europäische Wertschöpfungskette aufzubauen und nachhaltig wachsen zu lassen.

Powalla: Von der Forschung bis zu den Installateuren halten diese Wertschöpfungsketten ein enormes Potenzial an Arbeitsplätzen bereit. Was derzeit fehlt, ist die Produktion – doch hier gibt es hoffnungsvolle Zeichen, da hat eine Trendwende begonnen. Ich kann Meyer Burger nur alle Daumen drücken, dass das Vorhaben ein Erfolg wird!

Erfurt: Auch wir operieren nicht im luftleeren Raum. Wir brauchen verlässliche und klare Leitplanken aus der Politik, die Investoren sichere Bedingungen ermöglichen. Nur so können auch aus dem Markt die entsprechenden Initiativen kommen, um die ehrgeizigen Ausbauziele zu erfüllen. In diesem Ökosystem sind wir alle aufeinander angewiesen – nicht zuletzt auf die Akzeptanz in der Bevölkerung. Sichere und sinnstiftende Jobs vor Ort sind ein Anfang, um die Menschen mitzunehmen. Auch aus anderen Branchen bekommen wir das Signal: „Lass uns mal mit einem frischen Blick auf die PV schauen“ – das stimmt mich sehr hoffnungsvoll.

Powalla: Das PV-Symposium ist die richtige Gelegenheit, um diese Fragen zu diskutieren. Wie können wir – aus verschiedenen Teilen der Wertschöpfungskette – zusammenarbeiten, um diese neuen Impulse für den Aufbau unseres Ökosystems zu nutzen? Diskussionsstoff gibt es sicherlich genug – der Ausbau der Photovoltaik ist schließlich eine absolute Notwendigkeit, das sollte nun jeder verstanden haben.

Zum PV-Symposium: Das Online-PV-Symposium bietet vom 18. bis 21. Mai und am 25./26. Mai 2021 einen umfassenden Überblick zu den neuesten Erkenntnissen aus Forschung, Wirtschaft und Politik. Auch online kommen der fachliche Austausch und das Netzwerken dank innovativer Formate nicht zu kurz. Mehr Informationen, Programm und Anmeldung unter https://www.pv-symposium.de/