Grüner Wasserstoff aus Chile

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Santiago de Chile.  Auf einer internationalen Konferenz zum Thema  Wasserstoff, die durch das Energieprogramm der GIZ in Chile, der Wirtschaftsförderinstitution CORFO und dem chilenischen Energieministerium organisiert wurde, diskutierten Experten aus 15 Ländern von 81 verschiedenen Unternehmen und Institutionen über die neuesten Entwicklungen zur Produktion von Wasserstoff mit erneuerbaren Energien und deren Anwendung im Energie-, Bergbau- und Transportsektor.

Wasserstoff gilt als einer der wichtigsten Energieträger der Zukunft. Die Großindustrielle Herstellung von Wasserstoff wird aber erst dann sinnvoll nachhaltig, wenn dafür erneuerbare Energien, wie Wind- und Solarenergie, genutzt werden.

Im Rahmen einer vom Bundesumweltministerium (BMUB) finanzierten Maßnahme der Internationalen Klimainitiative (IKI), die in Chile von der GIZ gemeinsam mit dem chilenischen Energieministerium durchgeführt wurde, belegte bereits 2014 ein technisch und wirtschaftlich realisierbares Erzeugerpotenzial mit erneuerbaren Energien von 1.865 GW. Das entspricht dem 100-fachen, was das Land an elektrischen Erzeugerkapazitäten auf absehbare Zeit nach heutigem Stand benötigt. Selbst wenn Chile große Energiemengen in die Nachbarländer Argentinien und Bolivien exportieren würde, verbleibt ein enormes Potential, das für produktive Industrieprozesse, zur Meerwasserentsalzung, für die Landwirtschaft, die Bergbauindustrie aber auch zur Produktion von Wasserstoff als Energieträger zur Nutzung in Chile oder für den Export verfügbar wäre.

Am 10.05.2017 versammelte die von der GIZ, CORFO und dem Energieministerium organisierte erste chilenische Wasserstoffkonferenz über 150 nationale und internationale Experten aus Politik, Wissenschaft und der Privatwirtschaft, um sich über die neuesten technischen Erkenntnisse und zukünftigen möglichen Anwendungen von Wasserstoff, insbesondere im Bereich des chilenischen Bergbaus, auszutauschten.

„Von Seiten des Energieministeriums sind wir sehr daran interessiert das Potenzial das die Möglichkeit der Produktion von „grünem“ Wasserstoff, die uns der Norden Chiles bietet für die nachhaltige Entwicklung des Landes zu nutzen“, betont der Minister Andrés Rebolledo.

Im April dieses Jahres unterschrieb die chilenische Präsidentin Michelle Bachelet das Pariser Abkommen und Chile verpflichtet sich damit die CO2-Emissionen pro Einheit des Bruttosozialprodukts bis 2030 um 30% gegenüber dem Referenzjahr 2007 zu reduzieren.

Ein wichtiger Ansatzpunkt zur Verminderung der CO2-Emissionen Chiles ist der Bergbausektor.

Der chilenische Bergbau verbraucht zum Beispiel jedes Jahr ca. 78.000 TJ Diesel, davon fast 90 % für den Transport innerhalb der Minen. Das entspricht etwa 5-6 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent pro Jahr. Ein Muldenkipper durchschnittlicher Größe verbraucht täglich etwa 3.000 ltr. Dieseltreibstoff, was eine jährliche Emission von mehr als 3.000 t CO2-Äquivalent pro Fahrzeug bedeutet. Schätzungsweise 1.600 Muldenkipper mit über 50 Tonnen Nutzlast sind zur Zeit im Einsatz.

Die GIZ unterstützt die chilenische Regierung bei ihrem Bestreben, den Bergbausektor langfristig auf eine nachhaltige Energieversorgung umzustellen und CO2-Emissionen zu reduzieren.

„Wasserstoff wird oft mit Recht als der Kraftstoff der Zukunft genannt, weil nicht nur seine Herstellung durch erneuerbare Energien sondern auch die Nutzung des Wasserstoffes nachhaltig und umweltverträglich sind“, bestätigte Markus Böhm von Siemens, Spezialist für Wasserstofferzeugungsanlagen, der für die Konferenz aus Deutschland anreiste.

Auch in Europa gibt es erfolgversprechende Ziele zur Wasserstoffnutzung,  führte Martin Roeb vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) aus. Bis 2020 wird sich zeigen, dass Kraftstoffzellen und Wasserstofftechnologien einen Pfeiler des europäischen Energie- und Verkehrssystems einnehmen und einen wertvollen Beitrag hin zur De-Karbonisierung der Energiewirtschaft leisten. Es ist zu erwarten, dass sich die Produktionskosten für Brennstoffzellen reduzieren werden und sich deren Lebensdauer erhöht, was neue Perspektiven im Transportsektor eröffnet. Durch die Steigerung der Energieeffizienz wird auch die Wirtschaftlichkeit der Wasserstoffnutzung als Speichermedium zur besseren Integration erneuerbarer Energien verbessert.

In diese Richtung weist das neue, von CORFO anlässlich der Wasserstoffkonferenz bekannt gegebene „Programm zur Entwicklung Wasserstoff–Diesel für LKWs im Bergbau (CAEX)“. Ziel des Programms ist es eine LKW-Flotte aus Hybrid-Fahrzeugen zu schaffen, bei denen 60-70 % des Diesels durch Wasserstoff ersetzt werden soll. Eduardo Bitran, Vizepräsident der Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft CORFO, kündigt für Juni 2017 Ausschreibungen zur Vergabe von speziellen Fördermitteln für interessierte Firmen an. Das Programm erstreckt sich vorerst über drei Jahre. Für 2021 wird die industrielle Nutzung von Wasserstoff im Bergbau erwartet.

Über die Wasserstoffkonferenz kamen bereits einige der wichtigsten nationalen und internationalen Akteure in der Wasserstofftechnologie zu ergiebigen Diskussionen zusammen. Die große Nachfrage nach der Teilnahme an der Veranstaltung zeigte, dass zu diesem Fachthema weiterer Handlungsbedarf besteht. Deutschland kann mit seinem technischen Know-how hier einen wichtigen Beitrag leisten.

Kontakt:
Rainer Schröer
rainer.schroeer@giz.de