Zu Jahresbeginn machte der „Batterie-Tsunami“ die Runde. Hintergrund war die massive Zahl an Netzanschlussanfragen bei Übertragungs- und Verteilnetzbetreibern für große Batteriespeicher. pv magazine kam für die Februar-Ausgabe auf mehr 340 Gigawatt, wobei nur die vier Übertragungsnetzbetreiber und ausgewählte Verteilnetzbetreiber angefragt wurden. Die Plattform „Regelleistung-Online“ hat aktuell nochmal nachgefragt und kommt zu dem Schluss, die Summe liege mittlerweile „mit Sicherheit“ über 500 Gigawatt.
Die Plattform hat ebenfalls den Stand bei den vier Übertragungsnetzbetreibern abgefragt sowie bei den Verteilnetzbetreibern Edis, Westnetz und Mitnetz. Dabei kommen bereits 470,5 Gigawatt zusammen. Bekanntlich gibt es in Deutschland nicht nur 3, sondern etwa 800 Verteilnetzbetreiber. Die regionale Verteilung ist dabei sehr heterogen. Unter den Übertragungsnetzbetreibern haben nach dem aktuellen Stand 50 Hertz mit 103 Gigawatt und Amprion mit 86 Gigawatt deutlich mehr Netzanschlussanfragen vorliegen als Tennet (52 Gigawatt) und Transnet BW (18 Gigawatt). In Summe sind dies 259 Gigawatt und dazu kommen 211,5 Gigawatt bei Verteilnetzbetreibern.
„Die über 500 Gigawatt an Netzanschlussanfragen sind kein realistischer Indikator für den Markthochlauf von Batteriespeichern, sondern Ausdruck eines fehlgeleiteten Genehmigungssystems“, heißt es auf „Regelleistung-Online“. „Statt mit immer größeren Zahlen zu jonglieren, braucht es ein transparentes, priorisiertes Verfahren, das Projekte mit echtem Realisierungshorizont bevorzugt.
Aktuell würden die falschen Anreize gesetzt, was zu der Anfragenflut für Netzanschlüsse von großen Batteriespeichern führe. Dazu zählten das Prinzip „first come, first served“, also wer zuerst anfragt, der bekommt auch die Zusage als erster, die unzureichende Vorprüfung und der hohe Bearbeitungsaufwand. Grundlegend sind sich alle Beteiligten, also sowohl Netzbetreiber als auch Projektierer, einig, dass das aktuell geltende Netzanschlussverfahren nicht geeignet ist und eher Rechtsunsicherheit schafft.
Vorschläge für ein besseres Verfahren für einen beschleunigen Speicherzubau liegen auch auf dem Tisch, etwa eine durch Digitalisierung verbesserte Netzanschlussprüfung. So könnten Projektierer vorab prüfen, ob ein Netzanschluss an ihrem Wunschstandort überhaupt möglich ist. Zudem, so heißt es auf „Regelleistung-Online“ weiter, sollte es ein transparentes, einheitliches Verfahren zur Reservierung von Netzanschlusskapazität inklusive klar geregelter Reservierungsgebühren, Baukostenzuschüsse und Fristen geben. Mit der Reform sollten flexible und dynamische Netzentgelte eingeführt werden, um netzdienliches Verhalten von Speichern zu belohnen. Auch ein bundesweit einheitliches Online-Portal für Netzanschlussfragen wäre hilfreich, um das Verfahren zu beschleunigen und transparenter zu machen. Eine weitere Alternative wären Kapazitätsauktionen und eine Priorisierung von Projekten nach Reifegrad, Standortnähe oder Systemdienlichkeit, heißt es weiter.
Doch dazu wären umfassende regulatorische Änderungen notwendig. Niemand kann absehen, was wann wirklich davon umgesetzt wird. Deswegen suchen Netzbetreiber auch eigene Wege, um der Antragsflut Herr zu werden. So gibt es etwa bei 50 Hertz bereits Machbarkeitsprüfungen, womit unrealistische und technisch nicht umsetzbare Projekte aussortiert werden. Auch könnten Anschlussbegehren für Batteriespeicher in Options- und Wartelisten überführt und nach Kriterien wie Reifegrad, Systemnutzen oder Antragszeitpunkt sortiert werden. Eine weitere Option für Netzbetreiber wäre „Regelleistung-Online“ zufolge, auch rückwirkende Reservierungsgebühren zu erheben.
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Mal schauen wie lange die bureg und netzbetreiberlobby die Speicher im Großformat noch verzögern können. Irgendwann wird der Druck zu groß und dann müssen sie nachgeben.
500GW Leistung, d.h. Faktor 2-3 Kapazität, d.h. es reicht für einen ganzen Tag Strom nur aus Speichern. Und wir sind noch nicht mal bei den für Natriumionenakkus prophezeiten 10$/kWh angekommen.
500 GW Leistung aus Batteriespeichern … würden auf einen Verbrauch von 70 GW Netzlast treffen.
Ein wenig überdimensioniert.
Sollten 500 GWh gemeint sein – also die Kapazität der Speicher – würden diese auf 1.600 GWh pro Tag treffen. Etwa 7 Stunden.
Darwin, es sind schon GW gemeint.
Und lieber Darwin: Die laden dann schon mit relativ hoher Leistung, wenn die installiert werden gibt schon weit über 200GW Erneuerbare, aber die Abgabe werden sie über viele Stunden strecken. Der eingespeicherte Solarstrom muss schließlich bis zum nächsten Morgen reichen. Damit auch die von den in alten Kategorien denkenden geforderte „Grundlast“ zur Verfügung steht. Auch wenn es die von diesen Betonköpfen geforderten „Grundlastkraftwerke“ dann nicht mehr geben wird.
Welchen Sinn soll es machen mit 500 GW Leistung in ein Netz einzuspeisen das nur 70 GW abnimmt ?
Ich könnte die Speicher direkt an die PV und die WKA setzen. Um die 70 GW abzudecken – etwa die 600 TWh von heute pro Jahr – dann bräuchte man 200 GW PV und 200 GW WKA (in etwa solche Größenordnungen). Selbst da macht es keinen Sinn 500 GW vorzuhalten.
Aber selbst das macht man ja nicht – man will 500 GW quasi öffentliche Leistung gestützt aus unzureichenden Speichern bereitstellen und sich bezahlen lassen. Unzureichend – weil die Speicher kaum 8 Stunden abdecken werden. Die Gaskraftwerke kommen dann noch oben drauf.
Völlig absurd.
Es gibt ein einfacheres System. Man begrenzt die Einspeiseleistung der EEs auf 30%. Damit sind nie mehr als 70 GW PV oder WKA am Netz. Die Speicher sind direkt an die EEs gebunden. Es wird also auch von den PV+Speicher bzw. WKA+Speicher nicht mehr als 70 GW eingespeist – nur die Zeiten werden durch die Speicher ausgedehnt.
Speicher ? Sollten etwa 1 Tag abdecken – oder 3 Tage bei 66% Defizit in der Erzeugung.
Damit kommt auf jedes kWp PV oder WKA ca 4 kWh Speicher.
Damit hat man 90% des Jahres die Stromversorgung sichergestellt ohne das jemand explizit regeln musste oder jemanden subventioniert wird.
Den REST sollten dann die Netzbetreiber über ihr Notfallmanagement abdecken.
Lieber darwin-c, ich drösel den Absatz von Wurzelsepp für dich nochmal auf:
„500GW Leistung, d.h. Faktor 2-3 Kapazität, d.h. es reicht für einen ganzen Tag Strom nur aus Speichern. Und wir sind noch nicht mal bei den für Natriumionenakkus prophezeiten 10$/kWh angekommen.“
Bei einem Verhältnis von 3 zu 1 (Kapazität zu Leistung) sind es also 1500 GWh Kapazität bie 500 GW Leistung.
Sind also alle diese Speicher voll geladen, können diese Speicher circa 24 Stunden lange den Strombedarf von ganz Deutschland decken, wenn sie mit durchschnittlich 62,5 GW Leistung einspeisen. In der Nacht etwas weniger, am Tag etwas mehr. Niemand hat gesagt, dass die Speicher mit maximaler Leistung alles sofort abgeben müssen. Das ist ja das schöne, dass die Speicher ihre Leistung dynamisch anpassen können zwischen 0 und Maximalleistung.
Um diese Speicher zu füllen, müssen auch die Einspeiser in die gleiche Netzebene.
Fast richtig. Zwischen den Netzebenen sorgt ein sog. Transformator für einen Energiefluss.
Ja und wenn man Auto fahren will sollte man das am besten auf einer Straße tun.
Es tut mir Leid, aber bei einem solchen Kommentar merkt man einfach, das keinerlei Wissen über das Stromnetz vorhanden ist.
( Die vorhandene Transformatorleistung zwischen den Netzebenen kann man auf etwa 100-300GW einordnen?
Genaue Auflistungen/Zusammenfassungen sind der Öffentlichkeit bisher nicht bekannt? )
Zitat:
„Die Plattform hat ebenfalls den Stand bei den vier Übertragungsnetzbetreibern abgefragt sowie bei den Verteilnetzbetreibern Edis, Westnetz und Mitnetz. Dabei kommen bereits 470,5 Megawatt zusammen. Bekanntlich gibt es in Deutschland nicht nur 3, sondern etwa 800 Verteilnetzbetreiber. “
Liegt hier ein Tippfehler vor? Sollen es hier nicht auch „bereits 470,5 Gigawatt zusammen“ heißen. Davor und danach ist nur von Gigawatt die Rede.
Danke für den Hinweis. Natürlich sollte das Gigawatt heißen. Ich habe es eben geändert.
Einen schönen Tag,
Sandra Enkhardt