Photovoltaik im Stresstest: Memodo-Chef Daniel Schmitt über Preiskampf, Überangebot und neue Chancen

Memodo, Daniel Schmitt, CEO, Memodo Expert Days 2024

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Auf den Memodo Expert Days vor einem Jahr haben die anwesenden Installateure in einer Umfrage erstaunlich positive Antworten auf die Frage gegeben, was sie für 2025 erwarten. Hat sich das bewahrheitet?

Daniel Schmitt: Das ist so pauschal nicht zu beantworten. Für viele Installateure war und ist 2025 erneut ein richtig schwieriges Jahr. Massiver Preisverfall, extremer Wettbewerb und eine große Verunsicherung und Investitionsmüdigkeit bei Endkunden haben vielen schwer zugesetzt. Viele unserer Kunden mussten ihre Umsatzerwartungen für dieses Jahr gleich mehrmals korrigieren. Es gibt aber auch Profiteure der aktuellen Situation. Betriebe mit geringen Fixkosten, kleinen Lagerbeständen und viel Empfehlungsgeschäft kommen derzeit gut durch die aktuelle Marktsituation. Auch Betriebe mit ganzheitlichen Konzepten, die Photovoltaik mit Wärmepumpe und intelligenter Steuerung über ein Energiemanagement anbieten, profitieren.

Wie stellt sich für Euch der Photovoltaik-Markt derzeit dar?

Komplex. Der Markt für Eigenheim-Photovoltaik steht gehörig unter Druck. Aktuell stimmt das Angebot-Nachfrage-Verhältnis überhaupt nicht. Auf eine verhaltene Nachfrage kommen weiterhin sehr viele Anbieter, die teils unter Gestehungskosten anbieten, um noch eine Auslastung der eigenen Mitarbeiter zu gewährleisten. Hinzu kommt eine regelrechte Schnäppchenjägerei von Endkunden. Diese bedienen sich nicht selten an Abverkaufsmengen zu Sonderpreisen im Internet oder Ebay um anschließend die Photovoltaik-Komponenten nur noch montieren und in Betrieb nehmen zu lassen.

Finden sich Handwerksbetriebe, die dazu zur Verfügung stehen?

Vor zwei Jahren war diese Praxis undenkbar, da kein Handwerksbetrieb das mitgemacht hätte. Heute treibt die mangelnde Auslastung viele Installateure in die Arme solcher Endkunden.

Ein weiteres, sehr großes Problem ist die nie dagewesene Preistransparenz für Endkunden. Ein Klick reicht, um quasi alle Angebote zu vergleichen und den Druck auf Installateure zu erhöhen. Leider schauen hier viele Hersteller nur achselzuckend zu und haben bisher kein probates Mittel gefunden, wieder eine gewisse Preisstabilität herzustellen. Dieser Druck wird erst nachlassen, wenn sich Angebot und Nachfrage wieder eingependelt haben und keine Abverkaufsmengen mehr vorhanden sind.

Aber auch wir Großhändler sind in der Pflicht, Installateure zu schützen. Leider sehen das nicht alle unsere Marktbegleiter so. Einige namhafte Händler verkaufen ganz aktiv und gezielt an Wiederverkäufer. Es mangelt leider vielen Herstellern wie Händlern an Disziplin.

Auch im Gewerbesegment ist der Preiskampf längst angekommen. Da hier die Eintrittsbarrieren deutlich höher sind, ist dieser Markt etwas stabiler. Jedoch leiden Projektierer und EPCs hier besonders unter der allgemeinen Konjunkturschwäche und den unklaren politischen Rahmenbedingungen für Photovoltaik und Gewerbespeicher.

Was erwartet ihr für eine Entwicklung im Jahr 2026?

Survival of the fittest. Da wir nicht mit einer Nachfragebelebung rechnen, wird insbesondere die erste Jahreshälfte von einem starken Wettbewerb geprägt sein. Gleichzeitig werden sich die Preise für Module, Wechselrichter und Stromspeicher weiter stabilisieren. Wer seine Kostenstruktur nicht im Griff hat, keine Mehrwerte bieten kann oder zu 100 Prozent vom Lead-Zukauf abhängig ist, wird es sehr schwer haben.

Memodo Expert Days 2025

Daniel Schmitt können Sie bei den Memodo Expert Days treffen, ebenso wie pv magazine-Redakteure, die dort die Podiumsdiskussion zu den im Interview angesprochenen Themen moderieren.

7. Oktober in Stuttgart mit Chefredakteur Michael Fuhs

15. Oktober in Berlin mit Nachrichten-Chefin Sandra Enkhardt

21. Oktober in München mit Cornelia Lichner, Redakteurin

29. Oktober in Köln und

11. November in Leipzig mit Marian Willuhn, Senior Redakteur

18. November in Wien mit Jochen Siemer, Senior Redakteur

Die Veranstaltungen sind kostenfrei und bieten Fachvorträge, Podiumsdiskussionen, einen großen Messebereich mit Produkten von über 30 Herstellern sowie Essen und Getränke.

Zur Anmeldung

Die chinesische Regierung hat Maßnahmen ergriffen, weil der Wettbewerb unter den Modulherstellern ruinös geworden ist und sie mehr Produktionskapazitäten geschaffen haben, als es Nachfrage gibt. Wenn diese Maßnahmen wirken, könnte dies dazu führen, dass Module teurer werden. Wie beurteilt Ihr das?

Ja, definitiv könnte diese Wirkung eintreten und das ist auch gut so. Allen Marktteilnehmern muss klar sein: Dauerhafte Preise unter Produktionskosten führen immer zu einer deutlichen Verschlechterung der Qualität. Das kann niemand wollen. Wir sehen bereits seit einigen Wochen diverse Maßnahmen der chinesischen Hersteller, die zu einer Preissteigerung führen werden. Wir rechnen aktuell mit mindestens 10 Prozent Preissteigerung ab Januar.

Deutschland läuft sich warm für einen heißen EEG-Herbst. Die Wirtschaftsministerin lässt durchblicken, dass sie die Einspeisevergütung für kleine Dachanlagen streichen will. Was hältst Du davon?

Naja, unser Problem ist ja gerade, dass der Photovoltaik-Markt in den letzten Jahren viel zu heiß gelaufen ist. Etwas Abkühlung schadet da vielleicht nicht. Aber nun im Ernst, Photovoltaik-Strom ist heute so günstig wie nie zuvor, eine Diskussion über die Einspeisevergütung ist daher legitim und richtig. Was mich stört, ist die Polemik in der Debatte und das allgemeine Bashing auf die Erneuerbaren. Es ist schon unglaublich, dass wir im Jahr 2025 den Menschen wieder erklären müssen, dass Photovoltaik eine gute Sache ist.

Grundsätzlich wären aber planvolle Investitionszuschüsse in den Bau von Photovoltaik- und Speicheranlagen sinnvoller als eine stupide Einspeisevergütung für 20 Jahre. Außerdem benötigt es einen viel schnelleren Smart-Meter Rollout und die schnellere Integration von elektrischen Verbrauchern wie Elektroautos und Wärmepumpen in den Strommarkt.

Hat sich nach eurer Einschätzung das Solarspitzen-Gesetz bereits auf den Markt ausgewirkt?

Leider hat es zu Beginn zu sehr vielen Fragen und Verunsicherung geführt. Und Verunsicherung ist in der aktuellen Lage nie gut. Es fehlt weiterhin ein klarer und konkreter Plan, was wir als Land beziehungsweise Europäische Union eigentlich wollen. Das Rumgeeiere und ständige Infragestellen des Erreichten durch Frau Reiche oder ein Multi-Milliarden-Deal für US-Gas seitens der EU sind da wenig hilfreich. Wir brauchen klare Antworten auf eigentlich einfache Fragen: Smart-Meter ja oder nein. E-Mobilität ja oder nein. Produktion in Europa ja oder nein.

Mein Eindruck ist, dass sich viele Installateure noch nicht ausreichend mit der Thematik Energiemanagementsystem und Smart Meter auseinandergesetzt haben. Anlagen werden häufig hart auf 60 Prozent gedrosselt. Dabei bieten EMS echte Mehrwerte für Endkunden und helfen Installateuren, sich im harten Wettbewerb abzuheben.

Gibt es relevante Entwicklungen bei den Produkten, auf die Ihr bei den Partnertagen eingehen wollt?

Da gibt es vieles. Es tut sich gerade wieder einiges bei Photovoltaik-Modulen und die ein oder andere Neuerung bei Stromspeichern gibt es bei den Expert Days natürlich auch zu sehen. Und weiterhin ganz heiß: Gewerbespeicher und Energiemanagementsysteme – ohne geht’s eigentlich nicht mehr.

Was beschäftigt Eure Partner derzeit besonders?

Installateure wie Hersteller beschäftigen im Moment vor allem drei Fragen: Wie kann ich mich zu Wettbewerbern abgrenzen und durchsetzen? Wie kann ich kosteneffizient anbieten? Welche neuen regulatorischen Eingriffe kommen?

Bei der letzten Frage wird auch das Thema Made in EU beziehungsweise Cybersicherheit thematisiert. Der Fokus hat sich hier nun stark von den Modulen auf die Wechselrichter und Speicher verschoben.

Wir haben sicher nicht auf alle diese Fragen eine Antwort und vermutlich ist diese auch für jeden etwas anders. Die Memodo Expert Days sind aber genau dazu da, sich hierüber auszutauschen, voneinander zu lernen und mit neuen Impulsen in die Planung für 2026 zu starten.

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