Die deutsche Energiewende – ein Erfolgsmodell? Symposium zum Abschied von ISE-Chef Hans-Martin Henning

Prof. Hans-Martin Henning, Fraunhofer ISE, Impulsvortrag „Die deutsche Energiewende – eine Übersicht“, Symposium „Die deutsche Energiewende – ein Erfolgsmodell?“, Verabschiedung v. Henning, 30.9.2025

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von Ines Rutschmann

Mehr als 30 Jahre hat Hans-Martin Henning am Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE in Freiburg gewirkt. Seit 2017 leitete er das größte Institut der Fraunhofer-Gesellschaft gemeinsam mit Andreas Bett. Dieser eröffnete gestern eine Veranstaltung im Konzerthaus Freiburg, um „einen hervorragenden Wissenschaftler in den wohlverdienten Ruhestand zu verabschieden“.

Zum Abschied hatte sich Henning ein Symposium mit Vertretern aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik gewünscht. Titel: Die deutsche Energiewende – ein Erfolgsmodell? Es ist das Thema, zu dem der promovierte Physiker und Professor für Solare Energiesysteme geforscht und auch die Politik beraten hat. Er war Vorsitzender des Expertenrats für Klimafragen der Bundesregierung und schied aus diesem bereits Ende August dieses Jahres aus.

Den Auftakt zur Einschätzung der Lage machte Henning selbst. Die Emissionen haben sich in Deutschland seit 1990 halbiert, die Wirtschaft ist ähnlich stark gewachsen wie in Großbritannien oder Dänemark. „Alles in allem nicht unerfolgreich“, sagte er. Auf dem Weg zur Klimaneutralität sei aber noch viel zu tun. Sieben Handlungsfelder zählte er auf: Das Stromnetz müsse flexibilisiert und digitalisiert werden. Wasserstoff werde gebraucht, auch in anderen Farben als grün, und das Kernnetz sei zügig auszubauen. Die Strompreise müssten niedriger und fossile Energie teurer werden. Fördermittel sollten zielgerichteter und sozial ausgleichend eingesetzt werden. „Einkommensstarke Haushalte brauchen keine Förderung“, sagte er, „da beziehe ich mich mit ein.“ Der Net Zero Industry Act, eine 2024 von der EU erlassene Verordnung zur Förderung von Investitionen in grüne Technologien, müsse in Deutschland zügig umgesetzt werden. Und die Klimaschutzziele sollten wirklich verfolgt und eingehalten werden. „Das ist für die Glaubwürdigkeit wichtig“, schloss Henning.

Seinem Vortrag folgten sieben weitere, in denen die Referenten die Lage ähnlich beurteilen, verknüpft mit konkreten Wünschen. „Ich wünsche mir, dass man ein Ziel vorgibt und dann dem System sagt: Ringt um die beste Lösung“, sagte etwa Holger Hanselka, Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft. Stattdessen sage aber die Politik, was der richtige Weg sei. Dabei müsse Deutschland dahin kommen, „dass wir Technologien und Produkte entwickeln, am eigenen Markt erproben und dann die Welt bedienen – mit dem Ziel 2045 vor Augen“.

Damit investiert werde, brauche es Planungssicherheit und Verlässlichkeit, meinte wiederum Thekla Walker, Ministerin für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft in Baden-Württemberg. Unterschiedliche Parteien müssten sich dazu zusammensetzen und Leitlinien für die Klimapolitik beschließen. „Wir haben das Know-how, aber es darf keinen Wechsel mehr geben – wir reden über Investitionen in den nächsten Dekaden und nicht die nächste Legislaturperiode.“

Zehn Jahre sind tatsächlich der Planungshorizont, den der Heizanlagenhersteller Vaillant benötigt, wenn er investiert. „Wenn wir eine Fabrik bauen wollen, brauchen wir drei Jahre Vorlauf und in sieben Jahren sollte sie sich rechnen“, sagte Norbert Schiedeck, Geschäftsführer der Vaillant Group. Sein Wunsch für die Zukunft ist, „dass wir sachlich reden und diskutieren. Technologieoffenheit ist gut, aber zu elektrifizieren ist heute Stand der Dinge und dann muss das gemacht werden.“ Von der Politik wünsche er sich mehr Klarheit und dass sie „mehr auf Erkenntnis setzt und weniger auf populistische Polemik“.

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