von Ines Rutschmann
Mehr als 30 Jahre hat Hans-Martin Henning am Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE in Freiburg gewirkt. Seit 2017 leitete er das größte Institut der Fraunhofer-Gesellschaft gemeinsam mit Andreas Bett. Dieser eröffnete gestern eine Veranstaltung im Konzerthaus Freiburg, um „einen hervorragenden Wissenschaftler in den wohlverdienten Ruhestand zu verabschieden“.
Zum Abschied hatte sich Henning ein Symposium mit Vertretern aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik gewünscht. Titel: Die deutsche Energiewende – ein Erfolgsmodell? Es ist das Thema, zu dem der promovierte Physiker und Professor für Solare Energiesysteme geforscht und auch die Politik beraten hat. Er war Vorsitzender des Expertenrats für Klimafragen der Bundesregierung und schied aus diesem bereits Ende August dieses Jahres aus.
Den Auftakt zur Einschätzung der Lage machte Henning selbst. Die Emissionen haben sich in Deutschland seit 1990 halbiert, die Wirtschaft ist ähnlich stark gewachsen wie in Großbritannien oder Dänemark. „Alles in allem nicht unerfolgreich“, sagte er. Auf dem Weg zur Klimaneutralität sei aber noch viel zu tun. Sieben Handlungsfelder zählte er auf: Das Stromnetz müsse flexibilisiert und digitalisiert werden. Wasserstoff werde gebraucht, auch in anderen Farben als grün, und das Kernnetz sei zügig auszubauen. Die Strompreise müssten niedriger und fossile Energie teurer werden. Fördermittel sollten zielgerichteter und sozial ausgleichend eingesetzt werden. „Einkommensstarke Haushalte brauchen keine Förderung“, sagte er, „da beziehe ich mich mit ein.“ Der Net Zero Industry Act, eine 2024 von der EU erlassene Verordnung zur Förderung von Investitionen in grüne Technologien, müsse in Deutschland zügig umgesetzt werden. Und die Klimaschutzziele sollten wirklich verfolgt und eingehalten werden. „Das ist für die Glaubwürdigkeit wichtig“, schloss Henning.
Seinem Vortrag folgten sieben weitere, in denen die Referenten die Lage ähnlich beurteilen, verknüpft mit konkreten Wünschen. „Ich wünsche mir, dass man ein Ziel vorgibt und dann dem System sagt: Ringt um die beste Lösung“, sagte etwa Holger Hanselka, Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft. Stattdessen sage aber die Politik, was der richtige Weg sei. Dabei müsse Deutschland dahin kommen, „dass wir Technologien und Produkte entwickeln, am eigenen Markt erproben und dann die Welt bedienen – mit dem Ziel 2045 vor Augen“.
Damit investiert werde, brauche es Planungssicherheit und Verlässlichkeit, meinte wiederum Thekla Walker, Ministerin für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft in Baden-Württemberg. Unterschiedliche Parteien müssten sich dazu zusammensetzen und Leitlinien für die Klimapolitik beschließen. „Wir haben das Know-how, aber es darf keinen Wechsel mehr geben – wir reden über Investitionen in den nächsten Dekaden und nicht die nächste Legislaturperiode.“
Zehn Jahre sind tatsächlich der Planungshorizont, den der Heizanlagenhersteller Vaillant benötigt, wenn er investiert. „Wenn wir eine Fabrik bauen wollen, brauchen wir drei Jahre Vorlauf und in sieben Jahren sollte sie sich rechnen“, sagte Norbert Schiedeck, Geschäftsführer der Vaillant Group. Sein Wunsch für die Zukunft ist, „dass wir sachlich reden und diskutieren. Technologieoffenheit ist gut, aber zu elektrifizieren ist heute Stand der Dinge und dann muss das gemacht werden.“ Von der Politik wünsche er sich mehr Klarheit und dass sie „mehr auf Erkenntnis setzt und weniger auf populistische Polemik“.
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( “ Technologieoffenheit ist gut, aber zu elektrifizieren ist heute Stand der Dinge und dann muss das gemacht werden.“
Bei allem Verständnis für die nachhaltige Rentabilität der mittleren und höheren Einkommensgruppen:
Das kommt auf den saisonalen Strompreis für die unteren Einkommensgruppen und abhängig Beschäftigte/MitarbeiterInnen an(?), sowie auf die Verfügbarkeit günstiger eAutos und bezahlbarer Mieten(?) )
Super;
mal sehen wieviel PV-Youtuber über diesen Satz berichten werden:
„Einkommensstarke Haushalte brauchen keine Förderung“, sagte er, „da beziehe ich mich mit ein.“
Erst gestern haben ja die PV-Youtuber Gift und Galle gespukt und haben die Opferrolle eingenommen.
Und Danke für die Arbeit im Frauenhofen ISE
und es kommt wegen den Feierlichkeiten kein ABER von mir.
Leistung muss man auch anerkennen!!! DANKE
Es bleibt der Politik nichts anderes übrig, als bestimmte Lösungen, die entwickelt wurden und verfügbar sind, zu fördern. Die Anbieter müssen selber im Auge behalten, ob ihre Lösungen weiterhin das Non-plus-ultra sind, oder ob es bessere Konkurrenz gibt und sich gegebenenfalls anpassen.
Wo die Politik konstant bleiben muss, das sind die Ziele: Ein ständiges Hüh und Hott beim Fossil-Ausstieg oder eben nicht, das lähmt die Industrie. Die wartet dann erstmal ab, macht gar nichts und damit ist jedes Wirtschaftswachstum abgewürgt. In dieser Situation befinden wir uns gerade. Wie lange wird man jetzt noch Autos mit Verbrennermotor verkaufen können? Werden wirklich 20GW Gaskraftwerke gebaut werden? Kaum einer glaubt, dass ein Weg zurück erfolgreich sein könnte, aber auf dem Weg nach vorne muss man auch abwarten, weil die staatlich vorgegebenen Marktstrukturen noch nicht angepasst wurden. Das Ausland fährt jetzt rechts und links an uns vorbei in die Zukunft und wir stehen in Staub und Lärm, husten uns eins ab um dann resigniert aufzugeben.
Meine Meinung
Die berühmten PV YTber sagen ja die Energiewende soll abgewürgt werden.
Frau Reiche rechnet doch bis 2030 mit 20% mehr Stromverbrauch bzw. Erzeugung gegenüber heute und 80% sollen daraus Co2 frei sein.
Jetzt ist noch die Frage, kommt bei steigendem Eigenverbrauch die 20% mehr Stromverbrauch = Stromerzeugung noch dazu oder ist der Eigenverbrauch schon mitgerechnet.
Mit solchen Fakten kann sich doch jeder ein eigenes Bild machen, was die CDU bzw. Frau Reiche vorhat.
Gerne könnt ihr eure Meinung sagen aber mit Zahlen.
„Energietransformation in die Autarkie“ wäre der Begriff gewesen, dem Personen unabhängig von der politischen Gesinnung geeint hätte. Kombiniert mit „Bürokratiestraffung“ ein echtes Zukunftsmodell. Echte „Gehirnwenden“ blieben lieber aus.
( Wenn Sie die lokale Auslastung im Verteilnetz diskutieren wollen, dann werden die Verteilnetzbetreiber sicher diese Zahlen mitteilen, für ein transparentes Verständnis der realen Situation. Das kennt man auch seit Jahren/Jahrzehnten so?
(in anderen Ländern?) )