„Zum ersten Mal können schwere Lkw in nur 30 bis 45 Minuten für hunderte Kilometer Reichweite geladen werden – das ist die Voraussetzung für eine wirtschaftlich tragfähige Elektrifizierung des Lkw-Fernverkehrs“. Patrick Plötz, Gesamtkoordinator des vom Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI geleiteten Projekts „Hochleistungsladen im Lkw-Fernverkehr“ (HoLa) fasst in einem Satz die Bedeutung des am Montag eröffneten Ladepunkts auf der der Rastanlage Lipperland Süd an der A 2 bei Bielefeld zusammen. Und er liefert damit eigentlich auch gleich die Begründung mit, warum ganz schnell sehr viel mehr solcher Stationen mit Megawatt Charging System (MCS) entstehen müssen, um den Schwerlastverkehr zu elektrifizieren.
Zunächst aber wird nun in der Praxis erprobt, beobachtet und ausgewertet. Zum HoLa-Konsortium gehören P3 Automotive (operative Projektleitung innerhalb des Konsortiums), EnBW mobility+ und Shell (betreiben jeweils einen Teil der Standorte), ABB E-mobility (liefert die Ladeinfrastruktur für Lipperland Süd), Heliox (liefert ebenfalls Ladeinfrastruktur) und die vier Lkw-Hersteller Daimler, Volvo rucks, Scania und MAN. Außerdem sind mit dabei: das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO, die Universität Stuttgart, die Bauhaus-Universität Weimar, TU Berlin, TU Dortmund, der Verband der Automobilindustrie VDA und die Autobahn GmbH.
Der am Ladepunkt in Lipperland Süd genutzte MCS-Standard ermöglicht bis zu 1,2 Megawatt Ladeleistung und ist in Deutschland der erste seiner Art im öffentlichen Raum. Die vier Lkw-Hersteller im Projekt sind „aktiv an der Entwicklung und Erprobung des Standards beteiligt“, heißt es in einer Mitteilung des Fraunhofer ISI. Es geht im Projekt nicht allein um die Demonstration der Technik, sondern auch um „umfangreiche Analysen zur Netzintegration, Standortwahl, Wirtschaftlichkeit und Nutzerakzeptanz“. Die gewonnen Erkenntnisse sollen in die Planung der Ladeinfrastruktur auf Bundes- und EU-Ebene einfließen.
Das HoLa-Projekt wird im Rahmen der Förderrichtlinie Elektromobilität vom Bundesministerium für Verkehr mit insgesamt 12 Millionen Euro gefördert.
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Vermutlich habe ich einen Denkfehler, aber ich würde die Notwendigkeit von Megawattladen trotzdem gerne besser verstehen:
Ein LKW Fahrer muss spätestens nach 4,5 Stunden Lenkzeit mindestens 45 Minuten Pause machen. In der Zeit kommt man mit viel Glück 360 km weit. Eher weniger. Für die 360 km benötigt ein Elektro-LKW auch ungefähr 360 kWh. Um diese Reichweite wieder reinzubekommen, würde eine durchschnittliche Ladeleistung von 480 kW ausreichen. Klar, man möchte nicht auf Kante genäht ankommen, etc. pp. Andererseits sind die 360 km ja auch ein absoluter Idealzustand. Ich wäre davon ausgegangen, dass in der Realität 600 – 700 kW Ladeleistung vollkommen ausreichen, um LKW ohne Nachteile im Vergleich zu einem Diesel-LKW laden zu können. Aber gleich 1,2 MW Ladeleistung??
Naja es muss halt auch immer genau ein Ladepunkt vorhanden sein.
Und die Frage ist doch was kosten 700kW zu 1,2kW, wenn der Mehrpreis nur 10% ist usw…
Mehrere Punkte:
– 1,2 MW sind peak Leistung, die Ladekurven fallen zT stark ab.
– Kürzere Ladedauer, dh man kommt mit weniger Ladepunkten aus
– Platz an den Raststätten ist begrenzt, mehr Ladeleistung, mehr LKW können abgefertigt werden.
Lieber Herr Schäfer
Sie denken genau richtig. Auf seinem sehr erfolgreichen Youtube-Kanal zeigt der Elektrotrucker seit über einem Jahr, dass Elektro-LKW bereits heute genauso flexibel und auf den gleichen Strecken wie Verbrenner eingesetzt werden können – und das bis in die Türkei und nach Portugal und in der Regel zu vergleichbaren oder niedrigeren Kosten (Total Cost of Ownership).
Da der E-LKW zu Beginn der Schicht vollgeladen losfährt, reichen 400 kW Ladeleistung völlig aus, um den E-LKW in der oder den 45-Minuten-Pausen jeweils wieder soweit aufzuladen, dass weitere 4,5 Stunden Fahrt möglich sind.
Einzig für den Zwei-Fahrer-Betrieb oder den Schwerlastverkehr könnte das Megawatt-Laden notwendig werden.
Wichtig ist, dass Speditionen aufgrund von Aussagen wie der von Herrn Plötz nicht warten, bis das Megawatt-Laden in der Fläche verfügbar ist, bevor sie auf Elektromobilität umstellen.
Wir haben in Deutschland mehrere Hersteller, die bereits sehr gute Fernverkehrs-E-LKW produzieren. Hoffen wir, dass die Spediteure rationaler als die Privaten bei BEV über deren Einsatz entscheiden.
Ganz so einfach ist es nicht immer. Der Elektrotrucker fährt Langstrecke ohne Abends nach Hause zu wollen. Und dehnt einige Regeln sehr weit. Z.B. wenn man Abends an einen Rasthof (oder zu Hause, oder bei einer Spedition ohne Ladestation) ankommt und nicht mehr volladen kann, weil man nicht mehr die Zeit oder Möglichkeit zum laden hat. Der E-Trucker dehnt da gern mal die Regel in dem er unter 1 Minute fährt (wo es noch nicht abrechnet) um nach dem Laden das Fahrzeug von der Ladestation weg zu fahren. Derjenige der das nicht macht kann dann Abends eigentlich nicht laden oder blockiert die ganze Nacht den Platz. Oder eben alle die den LKW (Abends schön leer) mit nach Hause nehmen freuen sich beim nächsten Laden schneller fertig zu sein. Oder wenn du abgeladen wirst und dabei eine Pause machst, beim abladen aber nicht geladen werden kann. Also es gibt schon Situationen wo schneller laden nochmal was bringt und garantiert in 45 Minuten voll und nicht nur halbvoll geladen werden kann.
( es geht ja auch um Fairness (im 21. Jhd., wohlgemerkt), vieles andere kann man technisch kompensieren(?) )
Während der YT Elektrotrucker seinen E-Actros 600 regelmäßig in den 45-Minuten-Pausen auflädt und deshalb erklärt, es brauche kein Megawatt-Laden. Erklärt der YT DieselTV bei seinem E-Actros 600 Test, dass es Megawatt-Laden braucht, denn er verbringt seine 45-Minuten-Pausen häufig beim Warten an der Be-/Entladestelle ohne den E-Lkw laden zu können. Je nach Tour oder Anwendungsfall gibt es also verschiedene Notwendigkeiten zum Megawatt-Laden. Was beide YT auch immer wieder berichten, ist dass sich die Ladeleistungen häufig halbiert wenn an beiden Steckern geladen wird. Da wird dann aus 400 kW schnell mal 200 kW oder zukünftig vielleicht aus 1,2 MW nur 600 kW.
Mit dem E- LKW unterwegs zu sein funktioniert
Vielleicht im öffentlichen Dienst wo alles
seine Ordnung hat. Im freien Markt kann ich mir
das nicht vorstellen.Ich bin schon sehr lange in der Branche tätig und weiß was auf Autobahnen
und Raststätten Realität ist.