Ab Anfang kommenden Jahres will die EEbus Initiative eine Zertifizierung für Heimenergiemanagementsysteme, Steuerboxen und weitere steuerbare Verbrauchseinrichtungen anbieten. „Insgesamt sind es drei Zertifikate, die wir anstreben“, sagte Gunnar Steg, Vorstandsvorsitzender des Vereins, am Mittwoch auf dem zweitägigen EEbus Summit in Köln. Dabei werde in unterschiedliche Stufen unterteilt: In der ersten Stufe, voraussichtlich „EEbus ready“ genannt, wird geprüft, ob ein Gerät die Systemarchitektur „Ship und Spine“ beherrscht. Ship ist ein Transportprotokoll und steht für Smart Home IP. Spine ist ein Datenmodell, das von Transportprotokollen übertragen werden kann.
Mit Ship und Spine ist sichergestellt, dass ein Gerät, etwa eine Steuerbox, grundsätzlich mit anderen EEbus-Geräten sprechen kann, so Steg. Darauf aufbauend sind zwei weitere Zertifizierungen geplant, in denen konkrete EEbus Use Cases validiert werden sollen. Dabei sind die vier Use Cases für die Umsetzung von Paragraf 14a EnWG und für die Abregelung von Erzeugungsanlagen nach Paragraf 9 EEG von Bedeutung: LPC (Limitation of Power Consumption – Begrenzung des Stromverbrauchs), LPP (Limitation of Power Production – Begrenzung der Einspeisung), MPC (Monitoring of Power Consumption – Überwachung des Verbrauchs) und MGCP (Monitoring Grid Connection Point – Überwachung des Netzanschlusspunkts). Das dritte und damit höchste Zertifikat wird vergeben, wenn neben der Validierung dieser vier Use Cases (es müssen nicht alle vier umgesetzt sein, denn je nach Hersteller sind nicht alle relevant) auch ein sogenannter „Ship-Pairing-Service“ erfolgreich abgeschlossen werden kann.
Geräte sollen sich automatisch verbinden
Bei diesem Verfahren sollen sich Steuereinheit und eine steuerbare Verbrauchseinrichtung, etwa eine Wallbox, Wärmepumpe oder ein Heimenergiemanagementsystem, unkompliziert miteinander verbinden können. Dafür scannt der Installateur oder sogar der Kunde selbst den QR-Code des jeweiligen Geräts und die Daten werden automatisch an das Portal des Verteilnetzbetreibers übermittelt. Von dort gelangen die Informationen an den Messstellenbetreiber, der sie über das Smart-Meter-Gateway in die Steuereinheit einspielt. Eine manuelle Dateneingabe und eine weitere Konfiguration vor Ort entfallen, weil der QR-Code auch schon ein sogenanntes „Secret“ enthält. Dieses fungiert wie ein Ausweis: Damit meldet sich die Steuereinheit beim Heimenergiemanagement und dieses wiederum weiß, dass es der Steuereinheit vertrauen kann, weil es ja sein Secret kennt. Das funktioniert auch mit anderen steuerbaren Verbrauchseinrichtungen, wie Wärmepumpen oder Wallboxen.
Jedenfalls soll es dann funktionieren, wenn die Hersteller eine erfolgreiche EEBus-Verbindung aufgebaut haben. Beim EEBus Summit am Mittwoch zeigte PPC (Power Plus Communications) als Demonstration ein erfolgreiches Ship-Pairing mit dem Heimenergiemanagement von Solar Manager. Beide Firmen nutzen EEBus-Stacks von Keo. Andere Hersteller wiederum nutzen eigens programmierte Stacks für das Ship-Pairing, die auf dem Open-Source-EEbus aufbauen. Ein Vereinsmitglied hat zwar einen eigenen Test-Stack programmiert, doch der nütze nichts, wenn man das Zertifikat anstrebt, erzählt ein Programmierer vor Ort. „Wir haben mit diesem Stack getestet, alles funktioniert wunderbar, aber wir sind auf die Testplattform von EEbus angewiesen, wenn wir das Zertifikat haben wollen“, sagt er. Grundsätzlich begrüße seine Firma die Zertifikatseinführung, weil es unabhängig von eigenen Herstelleraussagen nach außen hin kommuniziert, welche Use Cases erfolgreich implementiert sind. Doch das Testing sei wieder einmal das Problem. Die EEbus Service GmbH würde dem Hersteller eine Testplattform als Abo-Modell zur Verfügung stellen.
EEbus gründet eigene GmbH
Diese neue EEbus-Firma wurde gemäß Handelsregistereintrag beim Amtsgericht Köln Anfang Mai dieses Jahres gegründet. Geschäftsführer ist der ehemalige Keo-Mitarbeiter Christian Voigt. Die EEbus Initiative ist als Verein organisiert und damit in ihren Möglichkeiten, kommerzielle Tätigkeiten auszuführen, wie zum Beispiel Zertifikate verkaufen oder Abo-Modelle anzubieten, stark eingeschränkt. Zwar darf ein Verein Einnahmen erzielen, er darf jedoch keine Gewinne an seine Mitglieder ausschütten und ist in seiner Struktur auf die Erfüllung des Vereinszwecks ausgerichtet. Mit der geplanten Einführung von Zertifikaten für EEbus-fähige Geräte und möglichen Abo-Modellen für Test-Stacks entsteht jedoch ein Geschäftsfeld, das kontinuierliche Dienstleistungen und Preismodelle umfasst. Um dies professionell und rechtskonform umzusetzen, wurde die GmbH gegründet, die nun die operative und kommerzielle Umsetzung übernimmt. Zwischen den Zeilen wird deutlich: Die Initiative schafft sich mit der GmbH die Möglichkeit, Gewinne aus der Zertifizierungstätigkeit zu realisieren – etwas, das als Verein in dieser Form nicht möglich wäre.
Konkrete Preise für Zertifikate nennt Gunnar Steg nicht. Ein Hersteller vor Ort berichtete allerdings, er habe bereits konkrete Zahlen gehört. Sicher ist bislang nur: Vereinsmitglieder sollen Rabatte erhalten. Auch will seitens EEbus niemand konkrete Zahlen nennen, wie teuer das Abo-Modell für Test-Stacks sein wird. Lediglich, dass Vereinsmitglieder einen Rabatt erhielten. Ziel des EEbus-Zertifikats soll es aber am Ende sein, „das Vertrauen in die Fähigkeiten der Geräte wachsen zu lassen, so dass letztlich das Handwerk auf den ersten Blick sieht, welche Geräte miteinander ‚reden‘ können“, sagt Steg. Installateure müssten lediglich einen QR-Code auf dem Logo scannen, der direkt zu einer Datenbank führt, die auflistet, welche Geräte mit welchen Funktionen zusammenspielen können.
Der Weg dorthin erfordert allerdings viel Austausch und Praxistests. Genau das stand im Mittelpunkt der Veranstaltung in Köln, zu der sich rund 300 internationale Teilnehmer, darunter etliche Hersteller von Heimenergiemanagementsystemen, Steuereinheiten oder Wallboxen, im Testlabor austauschten oder den Fachvorträgen lauschten, etwa zu den Neuigkeiten der geplanten Zertifizierung. Auch der Verein ist gewachsen: Waren es im Vorjahr noch gut 60 Mitglieder, ist diese Zahl nun auf 76 gewachsen.
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Mit so etwas kommen die wirklich früh um die Ecke. Wie lange existiert EEBUS eigentlich schon?
Mal sehen, ob Matter sie nicht komplett verdrängt.
Da man in Deutschland EEBUS als Protokoll für Smartmeter (CLS-Steuerbox) festgelegt hat, kann EEBUS in Deutschland auf Jahrzehnte nicht mehr verdrängt werden. Hersteller von Wärmepumpen, Wallboxen, Batterien/Hybrid-WR, uvm. müssen EEBUS faktisch implementieren. Und weil das die „Ankeranwendungen“ in einem Haushalt sind und perspektivisch in den meisten Haushalten vorhanden sein werden, werden ggf. auch andere auf das Protokoll aufspringen.
Glücklich bin ich damit auch nicht. Es gibt zwar hier und da Pilotprojekte in anderen Ländern, aber Stand jetzt ist EEBUS primär ein deutscher Sonderweg. Traditionell waren solche deutschen IT-Sonderwege immer nur technisch grottenschlecht und maximal teuer. Wenn es jetzt kostenpflichtige Zertifikate gibt, dann sind das vor allem wieder Kostentreiber. Siehe Zwave. Das Protokoll ist eigentlich toll, aber man muss jedes Gerät kostenpflichtig zertifizieren lassen und es gab lange nur einen Lieferanten für Zwave-Chips, was Zwave-Smarthome-Komponenten deutlich teurer macht als solche mit Zigbee, Wifi, Matter, … und dazu führt, dass Zwave nicht mehr wettbewerbsfähig ist und stirbt. Sterben kann EEBUS hierzulande aus o.g. Grund erst mal nicht, aber eben u.U. ein Kostentreiber mehr sein.
Im besten Fall gelingt es allerdings, dass Deutschland da einen internationalen Standard definiert. Man wird EEBUS erst in einigen Jahren im Rückblick beurteilen können.
Naja, wenn EEBUS mit Matter sprechen lernt, ist schon viel erreicht 🙂
Nachtigal ick hört dir trapsen !
Da haben einige in dem Verein schon die $ – Zeichen in den Augen. Erst über „Bande“ FNN/VDE zum echten Leben erweckt, dann sich als Made in den Speck (u.a. §14a EnWG) setzen und im nächsten Schritt, wenn alle „abhängig“ sind, abkassieren.
Und der Hammer ist ja dieser Ablauf:
Dafür scannt der Installateur oder sogar der Kunde selbst den QR-Code des jeweiligen Geräts und die Daten werden automatisch an das Portal des Verteilnetzbetreibers übermittelt. Von dort gelangen die Informationen an den Messstellenbetreiber, der sie über das Smart-Meter-Gateway in die Steuereinheit einspielt.
Keiner weiß genau was passiert, aber es passiert etwas und alle Daten sind „geCloud“. George Orwell läßt grüßen – der pure Horror kommt über das Stromnetz !!
Erinnert stark an die Einführungsphase von DiSeque, dem bis heute unzählige Eigenbrötlerlösungen einer bunten Herstellerschar einzig überlebenden Steuerungsstandard für Satellitenempfangsanlagen. Dessen anhaltender Erfolg bis zur aktuellen, monopolartigen Verbreitung beruht übrigens weniger auf sonderlich brillianten Ideen seiner Schöpfer als der weisen Verpflichtung seiner Lizenznehmer, absehbar auftauchende Probleme grundsätzlich untereinander zu lösen anstatt Kunden damit ‚im Regen‘ stehen zu lassen.
Was für ein grauenhaftes Design!:
„Bei diesem Verfahren sollen sich Steuereinheit und eine steuerbare Verbrauchseinrichtung, etwa eine Wallbox, Wärmepumpe oder ein Heimenergiemanagementsystem, unkompliziert miteinander verbinden können. Dafür scannt der Installateur oder sogar der Kunde selbst den QR-Code des jeweiligen Geräts und die Daten werden automatisch an das Portal des Verteilnetzbetreibers übermittelt. Von dort gelangen die Informationen an den Messstellenbetreiber, der sie über das Smart-Meter-Gateway in die Steuereinheit einspielt. Eine manuelle Dateneingabe und eine weitere Konfiguration vor Ort entfallen, weil der QR-Code auch schon ein sogenanntes „Secret“ enthält.“
Da müssen nun also Verteilnetzbetreiber, Messstellenbetreiber und das Smart-Meter-Gateway mitspielen (dabei bekomme alle das „Secret“ in die Hand!) und der Installateur braucht auch noch die passende App nur damit die beiden Geräte sich auf der lokalen EEBus-Verbindung finden. Dabei könnte z.B. die neue zentrale GmbH auch stinknormale X.509-Zertifikate ausstellen (dafür könnte man sogar Geld verlangen!) wie sie milliardenfach das Internet am Laufen halten und schon könnten die beiden Geräte vollständig offline und ohne menschliche Interaktion ein Pairing durchführen.