Neue Regeln für Dächer, Netze und Gutachten: Worauf sich die Photovoltaik-Branche einstellen muss

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Ralf Haselhuhn
Ralf Haselhuhn

Foto: DGS

pv magazine: Momentan ist eine neue Norm in Bearbeitung, die die Montage von Photovoltaik-Anlagen im Blick hat, die DIN 18199. Was ist die Situation?

Ralf Haselhuhn: An dem Entwurf wird seit ungefähr zwei Jahren gearbeitet. Er ist schon sehr weit gediehen. Bisher wissen nur diejenigen, die in der Arbeitsgruppe mitgearbeitet haben, was auf sie zukommt. Wir wollen den Entwurf auf unserer Tagung im Oktober erstmalig detaillierter vorstellen, sodass alle Beteiligten die neuen Anforderungen diskutieren und sich darauf einstellen können.

Wann können wir damit rechnen, dass die Norm in Kraft tritt?

 Wenn die Entwurfsnorm vorgelegt ist, dauert es ungefähr ein Jahr, falls es keine ernsthaften Einsprüche gibt. Dann gilt eine Übergangszeit von mindestens drei Jahren, bis man sich danach richten muss. Aber man ist gut beraten, sich schon vorher daran zu halten, denn es gelten die Regeln der Technik, und die sind dann ja beschrieben.

Wo wird man Änderungen im Vergleich zu heute berücksichtigen müssen?

Heute werden Bestandsdächer oft gar nicht von Experten begutachtet, die sich mit den Dächern auskennen. Photovoltaik-Anlagen werden dann errichtet, ohne dass man darauf achtet, wie das Bestandsdach aussieht und in welchem Zustand es ist. Es kommt dadurch immer wieder zu Dachschädigungen durch die Aufständerung. Jetzt wird erstmalig gefordert, dass jemand mit Fachkunde dabei sein muss, um das zu verhindern. Auch beim Brandschutz gibt es Änderungen.

Tagung am 16. Und 17. Oktober

Tagung am 16. Und 17. Oktober

Ralf Haselhuhn plant zum neunten Mal die Planungs-, Betriebs- und Sicherheitstagung, die Conexio PSE veranstaltet. Sie findet dieses Jahr am 16. und 17. Oktober in Berlin statt.

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Ist das hauptsächlich für Gewerbeanlagen relevant oder auch für Einfamilienhäuser?

Die Norm ist für alle Dachanlagen und Fassadenanlagen geschrieben, also auch für Einfamilienhäuser. Für Schrägdächer und die Flachdächer sind eben die Regeln der Technik beschrieben, auch solche, für die es noch keine anderen Normen gibt.  Es werden zum Beispiel erstmalig aerodynamische Systeme adressiert, etwa mit Regeln, wie Windkanalversuche durchzuführen sind und wie die Lagesicherung erfolgen muss. Für Hersteller, die nicht in der Arbeitsgruppe sind, ist es sehr relevant, sich jetzt damit zu beschäftigen.

Es werden noch mehr wichtige Themen auf der Tagung behandelt. Du sagst, es gibt zur Zeit viele weitere Neuerungen, auf die sich die Branche einstellen muss. Welche?

Die aktuellen Gesetzgebungsverfahren sind hoch spannend. Wir haben die Clearingstelle eingeladen uns zu erklären, wie sie die noch unklaren Themen des EEG und des Solarspitzengesetzes sieht. Wir haben auch Vorträge zum Rollout der Steuerungseinrichtung im Zusammenhang mit dem Smart-Meter-Rollout eingeladen. Das ist ja unter anderem für neue Anlagen relevant, die unter das Solarspitzengesetz fallen. Im Zusammenhang mit der Cybersicherheit sind gesetzliche Änderungen absehbar. Zum Nis 2-Umsetzungsgesetz haben wir die Bundesnetzagentur eingeladen.

Der Start des so genannten Steuerungsrollout ist jetzt zumindest absehbar. Was ist dein Blick darauf?

Ich habe zumindest eine Meinung dazu. Es geht ja eigentlich in erster Linie darum, die kritischen Strukturen zu digitalisieren, also zum Beispiel die Ortsnetztrafos und Umspannwerke. Ich frage mich, ob es sinnvoll ist, jetzt das Rollout voranzutreiben und dafür Kapazitäten der Netzbetreiber zu binden. Eigentlich wäre es sinnvoller, die Netzengstellen digital auszurüsten und dann zu regeln, dass es dort nicht zu einer Überlastung kommt, statt relativ blind im Netz zu agieren. Da wird der letzte Schritt vor dem ersten gemacht. Darüber können wir dann ja diskutieren.

Auf was bist du bei der Konferenz am meisten gespannt?

Da habe ich drei Themen. Ich bin besonders gespannt auf die Sessions zur Blendung, auf die zum Glasbruch, und auf die zu den Batteriespeichern, insbesondere zu deren Auslegung und zu Batteriesicherheit.

Blendung wird ja schon seit mehr als 15 Jahren diskutiert und Blendgutachten werden auch schon mindestens so lange erstellt. Was gibt es da neues?

Erstmalig gibt es ein Eckpunkte-Papier einer Behörde, das beschreibt, was die Anforderungen an Blendgutachten und diesbezüglich an den Planungsprozess von Photovoltaikanlagen Anlagen sind. Das Bundesamt für Fernverkehrsstraßen aus Leipzig stellt dieses erstmalig vor. Streitfälle oder auch falsche Gutachten sollen dadurch vermieden werden. Zudem gibt es Hinweise, wie Planer Blendsituationen gleich im Planungsprozess vermeiden können. Es sind noch einige Fragen insbesondere nach den Grenzsituationen offen, die wir jetzt innerhalb eines neuen Projekts vertiefen wollen. Es gibt nämlich noch gar keine Untersuchungen in einem Fahrsimulator, wie stark und wie lange eine Blendung am Tag, abhängig vom Winkel, Fahrer beeinflusst und wann sie wirklich ihre Fahraufgabe nicht mehr erfüllen können.

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