Welchen Stellenwert die Photovoltaik in der Energiepolitik von Donald Trump hat

Weißes Haus, Washington

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Von pv magazine USA

Die Regierung von US-Präsident Donald Trump hat erklärt, einen neuen Ansatz in der Energiepolitik der Vereinigten Staaten zu verfolgen. So hat sie eine Reihe von Maßnahmen zur Förderung von Erdöl und Erdgas angekündigt, ebenso eine Kürzung der Anreize für die Erneuerbaren. Während die Regierung den fossilen Brennstoffen neuen Schwung verliehen und der Elektromobilität, der Windenergie und der Energieeffizienz schwere Schläge versetzt hat, ist das Bild bei der Photovoltaik weniger eindeutig.

Im Rahmen einer Executive Order mit dem Titel „Unleashing American Energy“ (Die amerikanische Energie entfesseln) hat Präsident Trump die Beschränkungen für Bohrungen und die Erkundung von Seltene-Erden-Mineralien gelockert. Die bundesstaatlichen Ausnahmeregelungen zur Begrenzung des Verkaufs von fossil betriebenen Fahrzeugen sollen aufgehoben werden. Zudem plant die Administration, die in ihren Worten „unfairen Subventionen und andere schlecht durchdachte staatlicher Marktverzerrungen“ aufzuheben, die die Elektrofahrzeuge gegenüber anderen Technologien bevorzugen.

In der Executive Order werden auch niedrigere Energieeffizienzstandards für Geräte gefordert. Dabei nennt Trump die Wahlfreiheit der Verbraucher und der Wettbewerb auf dem Markt als Gründe für diese Maßnahme. In einer weiteren Order ordnet der US-Präsident an, den Verkauf von Pachtverträgen für Offshore-Windenergieanlagen in Bundesgewässern zu unterbrechen sowie Genehmigungen, Zulassungen und Kredite für Offshore- und Onshore-Windenergieanlagen zu stoppen.

Photovoltaik ist wichtigste Erneuerbare-Technologie in den USA

Die Photovoltaik scheint Trump dagegen nicht groß zu interessieren – besondere Zuneigung genießt sie offenbar nicht, ist aber auch nicht Ziel harter Maßnahmen. Unabhängig von der jeweiligen Regierung ist sie seit Jahrzehnten auf Wachstumskurs. In Trumps erster Amtszeit wuchs die Branche um 128 Prozent, wie der US-Branchenverband Solar Energy Industries Association (SEIA) mitteilte.

Die Solarenergie ist heute die wichtigste Quelle für die Erneuerbare-Stromerzeugung in den Vereinigten Staaten. Nach Angaben der Energy Information Administration (EIA) entfallen bis zum dritten Quartal 2024 über 64 Prozent der neu in das Netz einspeisenden Leistung auf die Solarenergie, gefolgt von Gaskraftwerken.

„Die Solarenergie, inzwischen eine 60 Milliarden Dollar schwere Industrie, bringt inmitten des größten Anstiegs der Stromnachfrage seit dem Zweiten Weltkrieg mehr neue Kapazitäten in das US-Netz ein als jede andere Energiequelle“, sagte Abigail Ross Hopper, Präsidentin und CEO der SEIA.

Die Analysten von S&P Global erwarten, dass die Investitionen in saubere Energien im Jahr 2025 zum ersten Mal die Investitionen in fossile Brennstoffe übertreffen werden. Laut S&P werden die Investitionen in erneuerbare Energien, grünen Wasserstoff sowie Kohlenstoffabscheidung und -speicherung (CCS) 2025 insgesamt 670 Milliarden US-Dollar erreichen – und damit zum ersten Mal die prognostizierten Investitionen im Bereich Öl und Gas übertreffen.

„Wir gehen davon aus, dass die Photovoltaik die Hälfte aller Cleantech-Investitionen und zwei Drittel der installierten Megawatt ausmachen wird“, sagte Edurne Zoco, Executive Director of Clean Energy Technology bei S&P Global Commodity Insights.

Unsicherheit über die Zukunft des IRA

Bei allem Optimismus für die Zukunft der Photovoltaik als Kernelement des Energiemixes gibt es in der zweiten Amtszeit Trumps mehrere neue Risiken.

Zum einen hat sich die Regierung aus dem Pariser Klimaabkommen zurückgezogen. In Kombination mit gelockerten Beschränkungen für die Produktion fossiler Brennstoffe könnte diese Maßnahme das Gewicht hin zu Kohle, Gas und Öl verschieben – und Banken sowie andere Kreditgeber veranlassen, Investitionen in die Energiewende zu überdenken.

Darüber hinaus besteht eine große Unsicherheit im Zusammenhang mit dem US Inflation Reduction Act (IRA) von 2022, dem bisher größten Ausgabenpaket der USA für Klima und Energie. So sieht die Executive Order „Unleashing American Energy“ einen sofortigen Stopp von Zuschüssen, Darlehen und anderen Finanzierungsmechanismen im Rahmen des IRA und des Infrastructure Investment and Jobs Act vor. In Erwartung dieser Maßnahme hat die Biden-Administration in den letzten Monaten Kredite in Höhe von mehreren Milliarden Dollar freigegeben, darunter 23 Milliarden Dollar für Versorgungsunternehmen. Nach Einschätzung von Experten sind diese Mittel rechtlich gebunden, so dass sie höchstwahrscheinlich nicht widerrufen werden können. Der Stopp für neue Darlehen und Zuschüsse wird das Wachstum der Branche wahrscheinlich etwas bremsen.

Die Anwaltskanzlei Baker Tilly erklärte, es bleibe unklar, ob sich das Aussetzen auf alle voraussichtlichen Finanzierungen beziehe, wie etwa Direktzahlungen im Rahmen des IRA –oder ob sie nur für Zuschüsse, Darlehen und Verträge gelte, die auf Bundesebene verwaltet würden.

Früheres Ende der Steuergutschriften möglich

Ein weiteres Risiko für die Solarbranche im Allgemeinen ist die Einführung von Zöllen. Es ist nach wie vor unklar, welche Waren mit Zöllen belegt werden und in welcher Höhe. Die USA haben eine lange parteiübergreifende Geschichte der Erhebung von Zöllen auf Solarimporte.

Es wird allgemein erwartet, dass Zölle die Kosten für Waren erhöhen. Das würde eine weitere Hürde für die Photovoltaik im Wettbewerb mit anderen Energiequellen darstellen. Ein potenzieller Vorteil von Zöllen ist die Schaffung gleicher Wettbewerbsbedingungen für US-Solarhersteller, die mit globalen Billiganbietern konkurrieren.

Das vielleicht größte Risiko für die Branche ist die mögliche Aufhebung der Investitionssteuergutschrift (Investment Tax Credit – ITC) im Rahmen des IRA. Für Solar- und Energiespeicherprojekte jeder Größe wird derzeit eine Steuergutschrift in Höhe von 30 Prozent der installierten Systemkosten gewährt. Für Projekte, bei denen in den USA hergestellte Komponenten verwendet werden oder die in Gemeinden mit geringem Einkommen oder in Gemeinden, die wirtschaftlich von der Energiewende betroffen sind, angesiedelt sind, werden Bonuszuschläge gewährt.

Die Ungewissheit über die Zukunft dieser Steuergutschriften hat einen Schatten auf die Branche geworfen. Sie dämpft die Prognosen und bremst Investitionen. Branchenanalysten sind der Meinung, dass eine völlige Abschaffung der ITC unwahrscheinlich ist. Sie halten es aber für möglich, dass sie in den nächsten zwei Jahren schrittweise abgeschafft werden. Ursprünglich sollten sie erst Mitte der 2030er Jahre beendet werden. Roth Capital Partners zufolge könnten die ITC-Kürzungen im Rahmen des Haushaltsüberleitungsgesetzes der Regierung erfolgen, das irgendwann im vierten Quartal 2025 in Kraft treten würde.

Bis dahin könnten die Wolken der Ungewissheit die Photovoltaik-Investitionen noch einige Zeit eintrüben. Als eine Technologie, deren Stromgestehungskosten (LCOE) derzeit 56 Prozent unter den gewichteten durchschnittlichen Stromgestehungskosten fossiler Brennstoffe liegen, hat die Photovoltaik jedoch ein Standbein, das zu stark sein könnte, um durch politische Turbulenzen ins Wanken zu geraten.

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