Statt sozialer Almosen kindlichem Egoismus entwachsen!

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Die Grünen treten als einzige Partei für eine Erhöhung der Spritpreise um 16 Cent bis 2025 ein. Die anderen Parteien entdecken im Wahlkampf ihr soziales Herz und sind dagegen. Auch die Grünen können da nicht zurückstehen und machen Hoffnung auf Entlastungen für Geringverdiener. An der Tankstelle bezahlen, sollen aber erst mal alle. Hinterher können die „sozial Schwachen“ in den Genuss von Ausgleichsmaßnahmen kommen, sofern sie einen Formular- und Beantragungskrieg erfolgreich absolviert haben. Ob jede/r potenziell Berechtigte Zeit, Nerven und Geschick hierfür aufbringen kann?

Immer geht es halt „auf die Kleinen“.  Die „Großen“ brauchen sich nicht mit Formularen rumzuärgern. Wer in der Fahrzeugklasse von – sagen wir mal – 100.000 Euro an aufwärts unterwegs ist, interessiert sich doch nicht für den Spritpreis!

Entsprechend verhält es sich natürlich bei jeglicher Marktlenkung durch Steuern und Abgaben. Das Verhalten derjenigen, deren Einkünfte das Vielfache dessen betragen, was sie überhaupt verbrauchen können, wird dadurch nicht beeinflusst. Ordnungsrechtlich gäbe es Möglichkeiten. Man könnte zum Beispiel das Benutzen von Autos, die mehr als sieben Liter verbrauchen, verbieten. Welcher Politiker würde sich aber mit den Führungskräften der Wirtschaft anlegen?! Da greift er doch lieber zu dem wohlfeilen Argument: Die Superreichen sind ja so wenige. Wenn wir denen die Luxuskarossen wegnehmen, wirkt sich das auf den Flottenverbrauch überhaupt nicht aus. Warum sollten wir sie also verärgern?

Die Atom- und Kohlekraftwerke mit ihren immensen Auswirkungen hat man ihnen „weggenommen“, doch auch dies auf eine Art, die die Eigentümer nicht verärgerte. Mit den Entschädigungssummen fahren sie besser, als wenn sie die meist altgedienten Anlagen selbst verschrotten müssten.

Da kommt sie wieder in Erinnerung, die alte Geschichte: Der Hase kann rennen, wie er will, im Ziel sitzt immer schon der Igel.

SPD und Linke nutzen die 16-Cent-Aussage der grünen Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock als Steilvorlage für die Selbstprofilierung als Hüter des „sozialen Gedankens“. Und ja, obwohl es sich – insbesondere bei der SPD – um reine Wahlkampftaktik handelt, weht darin noch ein fernes Echo der Arbeiterbewegung herüber, der beide Parteien entstammen. Echo einer Zeit, in der sehr viel klarer war als heute, dass in der parlamentarischen „Demokratie“ nicht das Volk herrscht, sondern die Führer der kapitalistisch strukturierten Wirtschaft die Macher und folglich Machthaber sind.

Diese Situation ist heute ebenso überaltert wie die Kohlemeiler. Die Aufgabe des Kapitalismus bestand in der weitgehenden Unabhängigmachung des Menschen von den Gefahren und Misshelligkeiten, die die Natur eben auch besitzt. Dieses Ziel ist erreicht. Weiteres Zurückdrängen der Natur schlägt um in Destruktion unserer eigenen Lebensgrundlagen.

Das quantitative Wachstum „mehr, schneller, besser“ hat sein Ende erreicht und ist heute durch das Wachsen einer neuen Qualität abzulösen: der nachhaltigen Subsistenzbewirtschaftung des Planeten.

Hierbei kommt das Interesse am Profit zum Erliegen und damit zum Beispiel auch das Interesse an Superluxus-Autos. Es gibt so viele und verschiedenartige Talente, die zum Funktionieren der Gesellschaft alle unverzichtbar sind. Wieso soll jemand, dessen Talent im Umgang mit Geld liegt, gegenüber einem Ingenieur, einem Handwerker, einem Künstler oder einem Lehrer derart bevorzugt werden? Warum sollte nicht auch ihm ein Sieben-Liter-Auto genügen – beziehungsweise ein Elektroauto (aber kein SUV mit zwei Motoren!)?

Zu besagtem qualitativen Wachstum gehört, bewusstseinsmäßig den Kinderschuhen zu entwachsen: „Ich bin aber besser als du, mein Auto ist aber schneller als deins“ und so weiter. Die nötige Transformation der Energieerzeugung und der ganzen Wirtschaftstätigkeit ist nur gemeinsam mit einem Wachstum des Bewusstseins möglich.

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