Grüne Woche – Solarparks for Future – Zeit für Klartext

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Die Grüne Woche in Berlin bietet mir, einem Landwirt, Diplom-Agraringenieur und aktivem Projektentwickler für Solarparks den Anlass, Klartext in Sachen Energie-, Agrar- und Umweltwende zu schreiben.

Warum nicht alle drei Themenfelder auf einem Acker denken? Hier der Versuch es zu tun und zwar sonnenklar.

Die preiswerteste Form der erneuerbaren Energien ist schon heute und wird immer mehr Photovoltaik sein und zwar ganz besonders in Form von größeren Solarparks. Wind onshore, Wind offshore und Biogas werden absehbar um die Faktoren 2, 4 und 6 teurer sein. Was das bedeutet, zeigt folgende Hochrechnung der jährlichen Stromkosten für das Jahr 2050 bei einer angenommenen notwendigen Jahresstrommenge in Höhe von 1.500 Terawattstunden und den jeweiligen Preisen in Eurocent je Kilowattstunde und Energiequelle:

Strom aus Solarparks kostet: 2 Cent = 30 Milliarden Euro jährliche Kosten
Wind onshore: 4 Cent = 60 Milliarden Euro
Wind offshore: 8 Cent = 120 Milliarden Euro
Biogas: 12 Cent =  160 Milliarden Euro

Natürlich bedarf es für die sichere Stromversorgung bei Nacht und im Winterhalbjahr ausgebauter Power-to-X und X-to-Power Technologien. Bei der Verwendung von Solarparkstrom ist dafür erheblich mehr Geld verfügbar, als bei den anderen erneuerbaren Energiequellen!

Die Landwirtschaft der Zukunft wird nicht nur Nahrungsmittel erzeugen, sondern gleichermaßen auch regenerative Energieversorgung und Umweltschutz in ihr Denken und Handeln einbeziehen, ja dies als ihr zweites und drittes Standbein begreifen. Mit Solarparks ließe sich ein bundesweites Biotopverbundnetzwerk schaffen, dass drei Fliegen mit einer Klappe schlägt: Ein relativ sicheres Einkommen für Landwirte durch den Verkauf von Strom, preiswerten Strom für die Energiewende, Biotope für den Umweltschutz.

Allein die derzeit verwendete Fläche für den Anbau von Silomais, der in Biogasanlagen verwertet wird, liegt bei circa 1 Million Hektar. Auf einer Million Hektar ließen sich in Deutschland circa 750 Terawattstunden Solarstrom pro Jahr erzeugen. Wenn man bedenkt, dass pro Hektar Solarpark 40 mal mehr Energie im Jahr geerntet werden kann, als mit Silomais in einer Biogasanlage, dann sollte der Begriff „Flächenverbrauch“ oder gar „Flächenfraß“ keine Rolle mehr spielen! Auf Solarparkflächen ist naturgemäß keine Beeinträchtigung von Boden, Luft oder Grundwasser durch irgendwelchen Mitteleinsatz vorhanden. Deswegen sind Solarparks besonders geeignet, um sie in einem Biotopverbund einzubauen.

Solarparks als vernetzte Biotope dienen dem Umweltschutz und der Landwirtschaft, die auch auf eine vielfältige Flora und Fauna angewiesen ist. Ganzheitlich geplante, realisierte und betriebene Biotop-Solarparks stehen im Einklang mit Naturschutz, Baubehörde, Landwirtschaft und Anwohnern. Dabei dient aus meiner Sicht schon die Eigenschaft als Biotop so sehr der Landwirtschaft, dass sie auch als privilegierte Bauvorhaben nach aktuellem Recht gelten sollten.

So wird die Landwirtschaft zum Mitmacher und das bietet die Chance auf eine gelingende und bezahlbare Energiewende im Einklang mit den Belangen des Umweltschutzes, den Interessen der gesamten Bevölkerung an bezahlbaren Strompreisen und einer intakten Natur.

Zum Schluss sei diese provokante Frage erlaubt:
Sind eine funktionierende Landwirtschaft, eine gesicherte Energieversorgung und eine intakte Umwelt nicht gesellschaftliche Gemeinschaftsaufgaben der Zukunft, die es wert sind, bürokratische Hürden in den Köpfen zu überwinden und jeden Euro zu investieren?

Denn Landwirtschaft, Energieversorgung und Umweltschutz gehen uns alle an!

 

Der Autor Ralf Schnitzler ist Projektentwickler für große Solarparks in Deutschland bei der Bejulo Gmbh in Mainz. Erste Erfahrungen mit Solarparks machte er von 2009 bis 2012 bei der Juwi Solar GmbH als Teamleiter EPC Projekte Deutschland. Eine der ersten Biogasanlagen Niedersachsens wurde 1981 auf seinem landwirtschaftlichen Ausbildungsbetrieb in Bakum-Hausstette gebaut. Mehr zu seinen Ideen finden Sie unter https://zeitistjetzt.wordpress.com

 

Die Blogbeiträge und Kommentare auf www.pv-magazine.de geben nicht zwangsläufig die Meinung und Haltung der Redaktion und der pv magazine group wieder. Unsere Webseite ist eine offene Plattform für den Austausch der Industrie und Politik. Wenn Sie auch in eigenen Beiträgen Kommentare einreichen wollen, schreiben Sie bitte an redaktion(at)pv-magazine.com

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