Warum es sich heute nicht mehr lohnt, auf fallende Preise bei Batteriespeichern zu warten

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Hunderttausende Eigenheimbesitzer haben längst erkannt, dass es langfristig günstiger und umweltfreundlicher ist, Strom mit Hilfe der Sonne selbst zu produzieren statt ihn aus dem Netz zu kaufen. Mittlerweile stehen schon mehr als 40.000 Batteriespeicher in deutschen Haushalten, so dass ihre Besitzer den Solarstrom am Tag und in der Nacht nutzen können.

Die Vorteile von Batteriespeichern liegen auf der Hand. Zusammen mit einer Photovoltaik-Anlage können Hausbesitzer bis zu 80 Prozent ihres Strombedarfs selbst abdecken. Ein Haushalt spart damit einen Großteil seiner Stromkosten, was bei vielen einem hohen dreistelligen Betrag im Jahr entspricht. Dazu kommt die Unabhängigkeit vom Energieversorger und von den steigenden Strompreisen, bei denen viele Leute das Gefühl haben, machtlos zu sein. Da die Energiequelle sauber und kostenlos ist, können die Menschen ihren eigenen Beitrag zum Umweltschutz leisten und müssen nicht warten, bis die Politik aktiv wird.

Trotzdem warten viele Eigenheimbesitzer noch ab. Na klar, die Technologie ist verhältnismäßig neu, da bedarf es Vertrauen. Dazu kommen die üblichen Bedenkenträger, welche neue Technologien grundsätzlich als ungeeignet erkennen. Unvergessen ist der ehemalige RWE-Chef Jürgen Grossmann, der Solarstrom in Deutschland mit dem Ananas-Züchten auf Alaska verglich. Unsere Kunden widerlegen das jeden Tag, indem sie sich zum größten Teil mit eben diesem Solarstrom versorgen.

Der Hauptgrund, der viele Menschen bei Batteriespeichern noch zögern lässt, ist die angeblich noch fehlende Wirtschaftlichkeit. Sie möchten lieber noch warten, bis Speicher noch günstiger werden. Dieses Argument ist heute überholt. Vor einigen Jahren mag es noch gestimmt haben, als Batteriespeicher große, unansehnliche Kästen mit dem Preis eines Mittelklassewagens waren. Das ist mit der Situation im Jahr 2016 nicht mehr vergleichbar. Tatsächlich war das Umfeld nie besser als heute und wird es vielleicht sogar nie wieder sein.

Bei allen neuen Technologien sind die Kosten am Anfang sehr hoch und gehen dann schnell auf Talfahrt. Danach flacht die Kurve ab und pendelt sich irgendwann ein. So auch bei uns. Während die erste 4-kWh-sonnenBatterie im Jahr 2011 noch rund 25.000 Euro kostete, sind es heute nur noch rund 6.500 Euro. Ein Rückgang von über 75 Prozent, den es in der Form natürlich nicht mehr geben wird. Die Preise von Batteriespeichern haben mittlerweile ein Niveau erreicht, das für viele Menschen annehmbar ist. In den letzten beiden Jahren sind die Preise für Batteriespeicher um jährlich 15 Prozent gesunken. Selbst wenn das so weiter geht, werden die damit verbundenen Beträge natürlich immer geringer. Den großen Kostensprung haben wir also schon hinter uns, die Preiskurve ist nicht mehr im Sturzflug sondern flacht ab.

Dazu kommt jetzt eine besondere Eigenschaft des Batteriespeichers: Er verdient vom ersten Tag an Geld. Nämlich über die dadurch wegfallenden Stromkosten. Das unterscheidet ihn von nahezu allen anderen Technologien in einem Haushalt. Die Frage ist also: Sind die noch zu erwartenden Preissenkungen bei Speichern höher als die Kosten, die man im gleichen Zeitraum sparen würde? Nur dann wäre es tatsächlich wirtschaftlich sinnvoll, weiter zu warten.

Schauen wir einmal auf die konkreten finanziellen Rahmenbedingungen. Die Vorteile die heute tatsächlich bestehen sind vielfältig aber nicht sofort ersichtlich. Dazu legen wir den Preis einer sonnenBatterie mit einer Kapazität von 4 Kilowattstunden (kWh) zum Brutto-Preis von rund 6.500 Euro* zu Grunde.

1. Die Stromkosten

Bei einem Verbrauch von 4.000 kWh und einem Eigenverbrauch von geschätzten 75 Prozent, spart ein Haushalt mit der erwähnten sonnenBatterie und einer Photovoltaik-Anlage ungefähr 825 Euro Stromkosten** im ersten Jahr. Wer also noch ein Jahr auf fallende Preise wartet, zahlt im Gegenzug 825 Euro mehr Stromkosten. In zwei Jahren sind es sogar schon über 1.600 Euro. Steigt der Strompreis weiter an, sind es sogar noch mehr.

Für unseren Beispielhaushalt, der noch ein Jahr wartet, müsste der Preis für seine PV-Anlage und den Batteriespeicher im nächsten Jahr also schon um mehr als 825 Euro zurückgehen, damit sich sein Warten rentiert.

2. Die sinkende Speicherförderung

Das ist aber erst der Anfang. Die KfW-Förderung des Programms für Energiespeicher (KFW 275) bietet in 2016 nicht nur sehr günstiges Fremdkapital an, nämlich ab 1% Zins bis zu einer Laufzeit von 20 Jahren, sondern bezuschusst Speicher noch bis zum 31.12.2016 mit 22 % des Anschaffungswertes also mit 1.442 Euro*** im Falle unserer 4-kWh-sonnenBatterie. Die Förderung ist abnehmend gestaltet und fällt bis Mitte 2017 auf 16 % bzw. 1.049 Euro. Wer also nicht bis zum Jahresende aktiv wird verliert auf Jahressicht bereits 393 Euro. In 2018 endet das Programm in Gänze, wer dann nicht gehandelt hat geht leer aus und verliert die vollen 1.442 Euro.

Kurzer Zwischenstand: Damit sich das Warten lohnt, müsste das Gesamtsystem im nächsten Jahr nun schon um mehr als 1.220 Euro günstiger sein als heute.

3. Die sinkende EEG-Vergütung

Was noch dazukommt: Die Einspeisevergütung für den Strom, der nicht selbst verbraucht werden kann und eingespeist wird, sinkt tendenziell. Zwar hat sich die Vergütung momentan bei 12,3 Cent/kWh eingependelt, allerdings senkt der Gesetzgeber die Vergütung für eingespeisten Strom, sobald wieder mehr PV-Anlagen in Deutschland errichtet werden. Mittelfristig ist das EEG in seiner jetzigen Form sogar komplett in Frage gestellt, das Bundeswirtschaftsministerium hat bereits Pläne für einen Energiemarkt 2.0 auf dem Tisch, das weitgehend auf Förderungen durch Einspeisevergütungen verzichten will. Auch hier sind die Bedingungen heute deutlich besser als sie es in 2017 oder 2018 sein werden. Selbst wenn die EEG-Vergütung in einem Jahr nur um ein Cent sinken würde, läge die Differenz für eine 5-kWp-PV-Anlage bei 400 Euro**** für den festen Vergütungszeitraum von 20 Jahren. Später gibt es möglicherweise gar nichts mehr.

In diesem Fall würde unser Haushalt nun schon rund 1.620 Euro verlieren, weil er ein Jahr gewartet hat. Mit der zu erwartenden Preissenkung bei Batteriespeichern innerhalb eines Jahres ist das nicht mehr aufholbar.

4. Steuerfreier Eigenverbrauch – aber wie lange noch?

Dazu kommen aber noch zahlreiche weitere Faktoren, die sich heute gar nicht genau beziffern lassen. Derzeit sind noch alle Photovoltaik Anlagen unter 10 kWp von sämtlichen Steuern und Abgaben befreit (z.B. KWKG Abgabe, Stromsteuer, EEG Umlage etc.) Auch dieses Privileg ist durchaus gefährdet. Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble hat in diesem Jahr einen Vorschlag präsentiert selbst erzeugten Strom zumindest mit einem reduzierten Steuersatz zu besteuern. Selbst eine reduzierte Besteuerung von nur 2 Cent pro kWh auf selbst erzeugten und selbst verbrauchten Strom hätte über den Zeitraum von 20 Jahren einen negativen Effekt von 1.500 Euro.

Fazit: Sinkende Kosten für Batteriespeicher werden durch geringere Einnahmen wieder aufgefressen.

Kumuliert man den gesparten Strompreis, die Absenkung der KfW-Förderung und der Einspeisevergütung in 2017 gegenüber 2016, übersteigt das das Preissenkungspotenzial für Batteriespeicher. Die Preise sind bereits so niedrig, dass zukünftige Kostensenkungen immer moderater ausfallen und so durch die Wartezeiten wieder aufgefressen werden. Wirtschaftlich gesehen, macht es also keinen Sinn mehr, auf sinkende Preise zu setzen. Berücksichtigt man zusätzlich die günstigen Finanzierungsbedingungen zum Niedrigzins sowie die Rechtssicherheit, jetzt noch dauerhaft steuerfrei Strom selbst produzieren zu können, muss man feststellen, dass 2016 tatsächlich sehr gute Rahmenbedingungen aufweist, einen Energiespeicher zu kaufen. Wie schon bei der Photovoltaik könnte sich zu langes Warten sonst rächen. Im Fall der Sonnenbatterie kommen zusätzlich noch die Ersparnisse aus der Community und unser Überschussstrom hinzu, der in 2016 bereits im ersten Jahr bei einem Wert von 350 Euro liegt.

*inkl. Mitgliedschaft sonnenCommunity

**Strompreis von 27,49 Cent/kWh, Quelle Verivox

*** 0,22 (7085 Euro netto – 1575 Euro Community-Rabatt) + 19 % MwSt.

**** 5.000 kWh Jahresproduktion – 3.000 kWh Eigenverbrauch = 2.000 kWh * 0,123 Cent/kWh bzw. 0,113 Cent/kWh

Philipp Schröder (32) ist Geschäftsführer Vertrieb und Marketing bei der sonnen GmbH. Zuvor leitete er das Deutschland-Geschäft des US-Elektroauto-Pioniers Tesla Motors, das er innerhalb kurzer Zeit erfolgreich aufbaute. Philipp Schröder ist schon lange in den erneuerbaren Energien tätig. Unmittelbar nach der Uni gründete er ein Beratungs-Unternehmen in diesem Bereich und ging später zum Projektentwickler juwi, wo er für den Vertrieb der Photovoltaik-Sparte zuständig war.

Die Blogbeiträge und Kommentare aufwww.pv-magazine.de geben nicht zwangsläufig die Meinung und Haltung der Redaktion und der pv magazine group wieder. Unsere Webseite ist eine offene Plattform für den Austausch der Industrie und Politik. Wenn Sie auch in eigenen Beiträgen Kommentare einreichen wollen, schreiben Sie bitte anredaktion(at)pv-magazine.com.

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4 comments

  1. Die Rechnung der Rendite stimmt aus meiner Sicht so leider nicht. Man bekommt nach EEG 2017 für jede ins Netz eingespeiste kW 12,27 ct. Durch den Eigenverbrauch spart man damit nicht 27,49 ct, sondern lediglich 27,49-12,27=15,22 ct/kWh. Der Ertrag für 4000 kWh liegt damit nur bei 487€/Jahr. Damit braucht man knapp 11 Jahre, bis man 6500€ eingespart hat, wenn man die Förderung mit einrechnet .In den 6500€ fehlen meines Erachtens aber noch die Installationskosten, die nochmal die Bilanz verschlechtert. Da man nun auf die Batterie üblicherweise maximal 10 Jahre Garantie bekommt, kann es sein, dass die Batterie schon defekt ist, pro sie sich überhaupt amortisiert hat. Sollte die Einspeisevergütung ganz wegfallen, dann sieht die Bilanz natürlich anders aus.

    1. Die Rechnung ist in der Tat eine Milchmädchenrechnung.

      Ein weiterer Fehler neben der Vernachlässigung der Einspeisevergütung ist, dass der Eigenverbrauch nicht zu 100% erst durch den Speicher entsteht. Auch ohne Speicher hat man schon einen nennenswerten Eigenverbrauch.
      Im Beispiel halte ich 35% für realistisch.
      Dann bringt einem der Speicher eine Erhöhung des Eigenverbrauchs von 35% auf 75%, also um 40pp.

      D.h. die jährliche Einsparung ist:
      (75%-35%) x 4000 kWh x (27,49€ct – 12,27€ct) = 244€

      Zuletzt lag der Preisverfall bei Speichern bei etwa 20% p.a.
      Selbst wenn man nur mit dem vom Autor genannten 15% rechnet, bringt einem eine Wartezeit von einem Jahr also eine Ersparnis von 975€.
      15% x 6500€ = 975€

      Fazit:
      Speicher rechnen sich durchaus, aber noch nicht jetzt. Außerdem kommt es sehr stark auf den Einzelfall an.
      Sobald man aus der Einspeisevergütung läuft, werden Speicher auf jeden Fall interessant. Das wird bei den meisten Leuten aber noch eine Weile dauern.
      Wenn der Preisverfall so anhält, ist eine Halbierung des Preises innerhalb der nächsten 3-4 Jahre sicherlich möglich. Dann verbessert sich die Rechnung deutlich zugunsten des Speichers.

  2. Und der liebe Rechenkünstler vergisst, dass man mit dem nicht investierten Geld woanders eine (zuverlässige) Rendite erzielen kann – Opporunitätskosten genannt.

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