Das, was bleibt

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Die Rechnung ist einfach. Neue Anlagen werden weniger gebaut, doch alte Anlagen gibt es zur Genüge, aus heutiger Sicht noch dazu mit sehr hoher Einspeisevergütung. Betrieb und Wartung ist das, was bleibt. Doch so einfach geht die Rechnung natürlich nicht.

Das US-amerikanische Marktforschungsinstitut GTM Research hat kürzlich eine Studie zum internationalen O&M-Markt (O&M: Operation & Mantainance) für Anlagen mit mehr als einem Megawattpeak Leistung veröffentlicht. Autor Cedric Brehault von Solichamba Consulting (www.solichamba.com), schätzt ihn in Deutschland auf rund zehn Gigawatt installierte Leistung, die in den nächsten Jahren auf 13,5 Gigawatt steigen wird. Etliche Anlagen haben alte O&M-Verträge, bei denen der Betreiber pro Kilowattpeak bis zu 30 Euro zahlt. Das ging damals, weil die Einspeisevergütung hoch war. Generell sieht Brehault, gerade im internationalen Vergleich, dass sich die Preise mehr an der Situation des jeweiligen Photovoltaikmarktes als an den realen Kosten orientieren. Inzwischen seien sie auf acht bis zwölf Euro pro Kilowattpeak gesunken. Allerdings hängen sie auch vom Inhalt eines Servicevertrages ab.

Da momentan in Deutschland der Zubau von großen Freiflächenanlagen mehr oder weniger zum Erliegen gekommen ist, müssen Neueinsteiger versuchen, Serviceverträge für existierende Anlagen zu bekommen. „Es gibt alle Arten von Verträgen“, sagt Brehault. Einige sind langfristig, da ist ein Wechsel schwer. Es gebe aber auch kurzfristige Verträge. „Selbst wenn viele langfristige Verträge haben, gibt es etliche O&M-Anbieter, die insolvent sind“, sagt Ingo Rehmann, Geschäftsführer des Hamburger O&M-Anbieters Greentech. Hierin sieht er Chancen. Greentech hat nach eigener Aussage 400 Megawatt unter Vertrag und ist laut GTM von denen, die unabhängig von EPCs sind, das am schnellsten wachsende O&M-Unternehmen. Mit Eigenaussagen ist das natürlich immer so eine Sache. Trotzdem werfen sie ein gewisses Licht auf die Branche. Meteocontrol, auch ein von EPCs unabhängiger Anbieter, hat nach eigenen Angaben über 500 Megawatt unter Vertrag, 100 davon seien 2013 dazugekommen. Enerparc hat nach eigenen Aussagen 725 Megawatt unter Vertrag, wobei ein Teil Anlagen sind, die das Unternehmen selbst gebaut hat und betreibt.

Wie groß ist der Markt?

Genaue Angaben über die Größe des deutschen Marktes gibt es nicht. Eine Überschlagsrechnung: Multipliziert man die Marktgröße in Megawatt mit dem heutigen Durchschnittspreis, also etwa zehn Euro, bekommt man einen Eindruck von dem Umsatz, der möglich ist, wenn die Karten neu gemischt würden: 100 Millionen Euro. Nimmt man den hohen Preis von vor einigen Jahren, wären es 300 Millionen Euro. Nimmt man Kleinanlagen dazu, die ein Installateur jährlich für vielleicht 150 Euro inspiziert, kommen vielleicht noch einmal 150 Millionen dazu. Gemessen am Rückgang des Gesamtmarkts von rund zehn Milliarden Euro von 2012 auf 2014 ist das auf jeden Fall eine verschwindend geringe Summe, die auf keinen Fall ausreicht, den Einbruch bei Neuinstallationen zu kompensieren.

So gesehen ist der O&M-Markt also kein Erfolgsmodell für die gesamte Branche. Das heißt jedoch nicht, dass er nicht für einzelne Unternehmen eines sein kann. Manche Unternehmen haben Expertise im Anlagenbau, die dafür auch notwendig ist. „Es können diejenigen erfolgreich sein, die verstehen, dass das O&M-Geschäft ganz anders ist als der Anlagenbau“, sagt jedoch Brehault. „Aber sie müssen es ernst meinen und eine Struktur schaffen, die einem Serviceanbieter entspricht, mit allen Prozessen und aller nötigen Infrastruktur.“

Installateure im Kleinanlagenbereich sollten den O&M-Service übrigens immer anbieten, unabhängig von Betrachtungen zur Marktgröße. Er schafft Kundenbindung, und irgendwann kommen dann die Folgeaufträge für den Handwerksbetrieb. (Michael Fuhs)

Die Studie „Megawatt-Scale PV Plant Operations and Maintenance: Services, Markets and Competitors 2013-2017“ können Sie bei www.gtmreseaarch.com kaufen.

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