Eon will weitere Gaskraftwerke stilllegen

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Die Eigentümer der Kraftwerksblöcke Irsching 4 und Irsching 5 haben am Montag gegenüber der Bundesnetzagentur angezeigt, dass sie beide Blöcke am 31. März 2016 vorläufig stilllegen wollen. Dies teilte die Bundesnetzagentur mit und verwies auf die Pflicht der Kraftwerksbetreiber solche geplanten Stilllegungen mindestens zwölf Monate vorher beim verantwortlichen Übertragungsnetzbetreiber und der Bundesnetzagentur anzuzeigen. Der Eigentümer der Kraftwerksblöcke ist unter anderem Eon. Der Energiekonzern begründete die Anzeige wie folgt: „Hintergrund ist die mangelnde Perspektive für einen wirtschaftlichen Betrieb nach dem Auslaufen der aktuellen vertraglichen Regelung mit dem Netzbetreiber im März kommenden Jahres.“

"Kraftwerke, die vorläufig stillgelegt sind, können vom Übertragungsnetzbetreiber jederzeit verpflichtet werden, wieder in Betrieb zu gehen, um Gefahren für die Stabilität des Stromnetzes abzuwehren. Somit ist sichergestellt, dass die Stilllegungen zu keiner Verschlechterung der Versorgungsicherheit führen", sagt Jochen Homann, Präsident der Bundesnetzagentur.

Nach Angaben von Eon ist Irsching 5 seit März 2010 in Betrieb und verfügt über eine Leistung von 846 Megawatt. Das Gemeinschaftskraftwerk Irsching gehört demnach zu 50,2 Prozent Eon. Zu 25,2 Prozent ist N-Energie, zu 15,6 Prozent Mainova und die HSE zu neun Prozent an dem Kraftwerk beteiligt. Die Blöcke 1 und 2 sind bereits stillgelegt. Für Block 3 gibt es noch eine Vereinbarung zwischen Eon, der Bundesnetzagentur und Tennet, dass er bis Ende März 2016 betriebsbereit gehalten werden muss. Irsching 4 ist dagegen im alleinigen Besitz von Eon. Es sei seit März 2011 in Betrieb und habe eine Leistung von 550 Megawatt. Beide Blöcke gehörten zu den effizientesten Gaskraftwerken weltweit. Im vergangenen Jahr habe das Kraftwerk aber keine Stunde Strom für den Markt produziert und seien ausschließlich für die Netzstabilisierung zum Einsatz gekommen.

Für beide Kraftwerkblöcke hatten die Betreiber mit dem Übertragungsnetzbetreiber Tennet vor zwei Jahren eine Vereinbarung abgeschlossen, wonach die Kraftwerke grundsätzlich am Markt eingesetzt werden müssen, zusätzlich aber zur Sicherung der Netzstabilität in Süddeutschland zur Verfügung zu stellen sind, heißt es von der Bundesnetzagentur weiter. Der Übertragungsnetzbetreiber könne die Kosten dieser Vereinbarung über seine Netzentgelte an die Stromkunden in seinem Gebiet weiterreichen. Er vergütet die Auslagen, die dem Kraftwerksbetreiber durch den Weiterbetrieb bzw. die Bereithaltung vorläufig stillgelegter Kraftwerke entstehen sowie die Kosten für einen möglichen Einsatz der Kraftwerke. Diese Vereinbarung mit Tennet läuft aber ebenfalls Ende März 2016 aus.

„Nach Auslaufen des Vertrags müssten die Gaskraftwerke ihre Kosten vollständig am Markt verdienen. Dafür gibt es jedoch vor dem Hintergrund niedriger Großhandelspreise und wachsender Einspeisung aus erneuerbaren Energien keine Perspektive. Um keine roten Zahlen schreiben zu müssen, sehen die Eigentümer keine Alternative zu einer Stilllegungsanzeige“, hieß es in der Erklärung von Eon weiter.

Die Grünen im Bayerischen Landtag zeigten sich wenig überrascht von der Stilllegungsanzeige für die modernen Gaskraftwerke durch Eon und die weiteren Anteilseigner. "Angesichts von gigantischen Kraftwerksüberkapazitäten kommen Gaskraftwerke in Deutschland nicht in den Markt", erklärte der Grünen-Fraktionsvorsitzende Ludwig Hartmann. Er forderte ein Abbau der Überkapazitäten und mehr Unterstützung für den Vorschlag von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD), eine Klimaschutzabgabe für schmutzige Braunkohlekraftwerke zu unterstützen. „Diese Meldung sollte ein Weckruf für Horst Seehofer sein: Solange gefährliche Atomkraftwerke und dreckige Braunkohlekraftwerke den Strommarkt dominieren, haben Gaskraftwerke wenig Chancen", erklärte Hartmann weiter. "Es ist mir völlig unverständlich, wie die Union gegen Gabriels Pläne einer geringfügigen Reduzierung der Braunkohle Sturm laufen kann."

Die Kraftwerksstilllegungsliste der Bundesnetzagentur enthielt nach Angaben der Behörde zum Ende Februar Anzeigen für insgesamt 8071 Megawatt zur endgültigen Stilllegung an Erzeugungsleistung, davon 4557 Megawatt in Süddeutschland. Tatsächlich abgeschaltet seien aber erst 508 Megawatt. (Sandra Enkhardt)

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