Größte geförderte Mieterstromanlage Deutschlands steht in Delbrück

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Delbrück (OWL). Im ostwestfälischen Delbrück-Sudhagen werden im neuen Wohnquartier Haus Hagen 13 Parteien mit preisgünstigem und nachhaltig produzierten Mieterstrom versorgt. Das in 2018 nach gut 18 Monaten Bauzeit fertig gestellte kleine Quartier zeichnet sich durch seine kleingliedrige, dem Dorfcharakter angepasste, Gebäudestruktur aus und nimmt insbesondere Rücksicht auf die besonderen Wohnansprüche von Senioren. Das vom Delbrücker Architektenbüro Martin Hüllmann konzipierte Ensemble besteht aus drei Gebäuden und beherbergt eine Tagespflege für 18 Besucher und eine Pflegewohngemeinschaft für neun Bewohner. Beide Einrichtungen werden vom Caritasverband Paderborn e.V. betrieben. Weiter sind in den, um einen grünen Innenhof gruppierten, Gebäuden sieben Eigentumswohnungen mit Tiefgarage und Kellerräumen sowie vier weitere Wohneinheiten als Reihenhausbebauung erstellt worden.

Mit dem von drei privaten Investoren aus der Umgebung von Delbrück finanzierten Objekt wird durch das Angebot der Tagespflege und der Seniorenwohngemeinschaft älteren Delbrückern ein längerer Verbleib in ihrer gewohnten Umgebung ermöglicht –ein für das Wohlbefinden der Menschen in einer älter werdenden Gesellschaft wichtiger Aspekt.

Christina Metzner vom planenden Architekturbüro und Hubertus Hüllmann, einer der drei Investoren und Bruder des Architekten, berichten zum Projekt: Die im KfW-55 Standard errichteten Gebäude werden mit umweltfreundlicher Nahwärme aus einem knapp 200 m entfernten, mit Biomasse betriebenen, BHKW versorgt. Hubertus Hüllmann, selbst Landwirt und Eigentümer sowie Betreiber von mehreren Biomasse-Heizkraftwerken in der Region hat auf seinem eigenen Hof bereits seit Jahren eine 68kWp große Photovoltaik-Anlage in Betrieb. Daher war es für ihn naheliegend, auch das Objekt in Sudhagen mit PV auszustatten.

Konkret wurden die Planungen jedoch erst Ende 2017, als das Mieterstromgesetz endgültig durch die Europäische Union notifiziert war. Da die Detailplanungen für die Gebäude jedoch schon weit vorangeschritten waren, mussten, so Christina Metzner, die Dachstatik und die Hausanschlussräume erneut geprüft und entsprechend geändert werden – ein im laufenden Prozess nicht ganz einfacher Vorgang.

Auf zwei der drei Gebäude ist eine PV-Anlage mit einer Leistung von 99 Kilowatt Peak (kWp) durch das lokale Unternehmen Klein–Neue Energien GmbH aus Delbrück geplant und gebaut worden. Damit ist Haus Hagen das zur Zeit von der Anlagenleistung her größte mit dem Mieterstromzuschlag geförderte Projekt in Deutschland.

Gern hätte Hubertus Hüllmann auch das dritte Gebäude mit PV ausgestattet. Dem stand jedoch die durch das Mieterstromfördergesetz festgelegte Begrenzung von 99 kWp entgegen. Neben der PV-Anlage sind ein stationärer Batteriespeicher von 48 kWh und eine Ladesäule für Elektroautos installiert.

Als Energielieferant tritt die von den Bauherren gegründete Gesellschaft „Haus Hagen Verwaltung GmbH & Co KG“ auf, sie ist auch Messstellenbetreiber. Die Rolle als Energielieferant mit allen Rechten und Pflichten hatte sich Hubertus Hüllmann zu Beginn des Projektes nach dem Motto: „Der Strom vom Dach soll allen Nutzern der Gebäude zu Gute kommen“ leichter vorgestellt, als dies in der praktischen Umsetzung möglich war.

Doch mit Unterstützung vom Verteilnetzbetreiber Westfalen Weser Netz, mit dem das Messstellenkonzept (Summenzählermodell) und die Abrechnungsmodalitäten entwickelt und einvernehmlich abgestimmt wurden, ist das Projekt jetzt auf einem guten Weg.

Die trotz großer PV-Anlage und Batteriespeicher noch benötigten Rest-Strommengen werden von „Westfalen Wind“ bezogen. Der Stromtarif liegt nicht nur, die vom Gesetzgeber geforderten, zehn Prozent unter dem Grundversorgertarif, sondern ist noch günstiger, nämlich zwei Cent unter dem Tarif von „Westfalen Wind“. Die Mieter und Nutzer zahlen nun knapp 25 Cent brutto je kWh. Bei einem solchen Tarif war es auch überhaupt kein Problem, alle Nutzer und Mieter der Gebäude davon zu überzeugen, sich mit „vor Ort und in der Region produziertem“ Ökostrom beliefern zu lassen.

„Dieses Projekt“, so Wilhelm Schröder vom Themengebiet Erneuerbare Energien der EnergieAgentur.NRW „zeigt, dass es trotz mancher bürokratischen und regulatorischen Hürden möglich ist, Mieterstrom-Projekte umzusetzen. Das ist in Delbrück vor allem dem Engagement aller Beteiligten zu verdanken. Sie haben erkannt, dass eine nachhaltige Energieversorgung aus Verantwortung gegenüber der nächsten Generation und der Natur notwendig ist. Ich bin mir sicher, dass dieses Projekt motivierend für andere sein wird.“

Weitere Informationen: www.energieagentur.nrw/solarenergie

Kontakt:
Wilhelm Schröder
EnergieAgentur.NRW
Telefon: (0211) 866 42-140
MOBIL: (0171) 53 20 234
E-Mal: schroeder@energieagentur.nrw