Editorial

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Liebe Leserin, lieber Leser,
dass das Titelthema in der jetzigen Situation der Preisrutsch sein muss, war uns in der Redaktion schnell klar. Dieses Ereignis – 20 Prozent niedrigere Modulpreise innerhalb von nur drei bis vier Monaten – schlägt ein. Bei der Frage, ob das einen Boom auslösen wird, war es mit unserer Einigkeit allerdings vorbei. Wären aus heutiger Perspektive zwei Gigawatt Zubau eigentlich ein Boom? Oder müssten es vier Gigawatt oder gar acht wie in den „Boomjahren“ vergangener Zeit sein?
Noch weiß niemand genau, welchen Effekt der Preisrutsch bei den Modulen genau haben wird. Ein Teil der im Markt Aktiven hat mit der Rendite, die bei niedrigeren Preisen naturgemäß steigt, so gut wie abgeschlossen und legt vor allem Wert auf die Emotionen „Autarkie“ und „Unabhängigkeit“, die Solarenergie bedienen kann. Andere sagen, für die Energiewende sind große Volumen notwendig und diese lassen sich nur über die Wirtschaftlichkeit erzielen. Am Ende geht es auch darum, wie man am besten verkaufen kann. Lesen Sie dazu die „Warnung vor der Eigenverbrauchsfalle“ auf Seite 32 und die „Stimmen aus der Branche“ auf Seite 35. pv magazine freut sich über Zuschriften zu der Debatte an redaktion@pv-magazine.com (Stichwort „Eigenverbrauch“).
Wie auch immer man dazu steht, die Stimmung auf der Installationsseite hat der Preissturz deutlich befördert. Die Mehrheit der Teilnehmer einer pv magazine Schnellumfrage schätzt das Marktwachstum im Privatkunden- und im Gewerbesegement auf 10 bis 20 Prozent in 2017. Es wird deutlich, dass es einige Zeit benötigen wird, bis sich die Veränderungen im Markt durchsetzen werden. Und es sieht so aus, dass diese Zeit zur Verfügung steht. Die Preise mögen kurzfristig wieder leicht steigen, doch mittelfristig bleiben sie vermutlich auf dem niedrigen Niveau von heute (Seite 28). Über die gewaltigen Perspektiven der Photovoltaik in Südeuropa und der Gigawattanlagen in Deutschland, die sich dadurch auch auftun, lesen Sie dann auf den Seiten 48 und 53.
Kurzum – es ist durchaus möglich, dass dem Stimmungsboom auch noch ein Zubauboom folgen wird. Die Psychologie kann bekannterweise auch einen großen Einfluss auf den Markt haben. Warten wir es ab.
Nicht verschweigen wollen wir, dass sich nicht alle über die niedrigen Preise freuen können. Wie die europäischen Hersteller die Situation einschätzen, wie sie die Mindestimportpreise sehen, die derzeit nahezu wirkungslos sind, und wie sie sich dazu verhalten wollen, lesen Sie ab Seite 41.
Beim Thema Batteriespeicher greift die vorliegende Ausgabe Themen auf, die in den letzten Monaten großes Interesse bei den pv magazine-Webinaren gefunden haben. Zum einen die Primärregelleistungserbringung. Zum anderen die Diskussion, welche Rolle die Effizienz spielt und wie verschiedene Geräte in dieser Hinsicht verglichen werden können (Seite 68). Beide Themen zusammen bilden den zweiten Schwerpunkt „Speichernutzen“.
Ihr Michael Fuhs (Chefredakteur)

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