Autofahren für den Klimaschutz

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Schon seit Anfang der 70er Jahre basteln Tüftler und Erfinder an Solarmobilen. Bisher werden die futuristisch anmutenden Solarfahrzeuge vor allem auf Rallyes in den USA und in Australien gezeigt. Louis Palmer hat für seine Kreation solarer Mobilität jetzt eine größere Bühne gefunden. Der 36-jährige ehemalige Schweizer Lehrer umrundet mit seinem Solartaxi die Welt, um „einen Anstoß zu Hoffnung und Lebensfreude zu geben“.
Erste Skizzen des Solartaxis hat Palmer bereits im Sommer 2004 entworfen, Diplomanden an der Hochschule Luzern und Wissenschaftler der ETH Zürich haben ihn bei der weiteren Ausführung unterstützt. Lehrlinge der Firma Schindler Berufsbekleidung bauten das Fahrzeug, und im Juli 2007 ging es dann endlich los, „zur ersten Reise rund um die Erde mit einem solarbetriebenen Fahrzeug“. Innerhalb von 15 Monaten will Palmer 50.000 Kilometer zurücklegen. Ob bei jordanischen Sehenswürdigkeiten, in thailändischen Staus oder neben indischen Rikschas – Aufmerksamkeit wird ihm gewiss sein. Das Solartaxi fährt auf nur drei Rädern, und ihm fehlen die Türen. Auch der Anhänger ist ungewöhnlich. Sechs Quadratmeter Solarzellen fangen nicht nur das Sonnenlicht ein, sondern ziehen auch die Blicke auf sich.
Laut Palmer produzieren die Solarzellen auf dem Anhänger genügend Strom, um 100 Kilometer pro Tag zu fahren. Mit den Überschüssen lädt er eine Batterie auf, die für eine kurze Zeit schlechtes Wetter oder Dunkelheit überbrücken hilft. Wenn ihm die mit dem Anhänger produzierte Energie ausgeht, zapft er zwar das Stromnetz an und tankt konventionell erzeugten Strom. In Bern betreibt er aber eine Photovoltaikanlage, die mehr Energie erzeugt, als er für seine Reise benötigt. Neun Quadratmeter liefern Strom für 15.000 Kilometer im Jahr. Palmer vergleicht das Stromnetz mit einem Bankkonto. In der Schweiz zahlt er die Sonnenenergie ein, in der Ferne hebt er sie ab.
Der Schweizer ist überzeugt, dass er mit seinem Konzept einen Beitrag zum Klimaschutz leisten kann. Er will der Welt zeigen, „wie viele ausgereifte Lösungen zur Senkung von Treibhausgasen es schon gibt“. Seine Aktion lässt er sich von namhaften Sponsoren bezahlen, deren Logos über dem ganzen Auto verteilt sind. Und wer nicht vor Ort dabei ist, kann in seinem Internetblog lesen, wie er zum Beispiel den Kampf mit Schlaglöchern in Laos ausficht.
Auf seiner Reise hat Palmer bislang fast nur positive Reaktionen erfahren und mit seinem Fahrzeug auch schon für einige Schlagzeilen gesorgt. „Bislang wissen mindestens 300 Millionen Menschen weltweit Bescheid, dass ein Auto um die Erde fährt, das ohne einen einzigen Liter Benzin auskommt“, sagt er. Rund um den Globus besucht er dabei Institutionen und Unternehmen aus dem Bereich der erneuerbaren Energien.
Auch eine künftige Massenanfertigung liegt für den Erfinder im Bereich des Möglichen. „Ich habe bereits Anfragen erhalten, doch das jetzige Solartaxi ist ein Fahrzeugkonzept, das speziell für eine Weltreise entwickelt wurde“, erläutert Palmer. Um im Stadtverkehr eingesetzt werden zu können, müsse das Auto vier Räder bekommen, mehr Gepäckraum, eine ausgefeiltere Crash-Sicherheit, höhere Sitzpositionen und richtige Türen. „Das ist aber alles machbar.“
Gerd Lottsiepen, Verkehrsreferent für Auto und Umwelt beim Verkehrsclub Deutschland, steht einer Massenanfertigung von Solarfahrzeugen dagegen eher skeptisch gegenüber. Solarautos wären momentan noch viel zu teuer. Das äußert sich auch darin, dass in Deutschland fast keine Elektroautos zugelassen würden. Vor allem die Batterien, die noch rund 8.000 Euro kosten, müssen billiger und kleiner werden.
Allerdings schlägt das Solartaxi bereits jetzt konventionelle Benzinautos in puncto Energiekosten. Acht Kilowattstunden Solarstrom benötigt Palmers Wagen für hundert Kilometer. Der kostet schon heute weniger als der Sprit, den ein konventionelles Auto auf der gleichen Strecke verbrauchen würde. Das Solartaxi gibt also in der Tat einen Anstoß zur Hoffnung.

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