Jeder kennt sie: die Feldlerche. Ähnlich wie der Rotmilan bei den Windprojektierern erfreut sie sich nicht der uneingeschränkten Sympathie der Photovoltaik-Gemeinde. Dafür können die Tiere aber nichts, denn die vielen Bestimmungen zum Naturschutz wurden von Menschen gemacht, nicht von Feldlerchen.
Warum ist das so? Rechnen wir es einfach mal durch: Meiner Erfahrung nach nistet je zehn Hektar Projektfläche durchschnittlich (mindestens) ein Feldlerchenpaar, also zwei Feldlerchen. Diese können das Projekt oftmals um viele Monate verzögern – sagen wir, im Durchschnitt, drei Monate. Bei 360 Gramm CO2/Kilowattstunde im deutschen Strommix ergibt das einen einmaligen CO2-Fußabdruck von: 10 Megawatt x 1100 Kilowattstunden/Kilowatt x 0,25 (Jahre) x 360 Gramm CO2/Kilowattstunde » 1000 Tonnen CO2! Also 500 Tonnen CO2 pro Feldlerche!
Moment mal! 500 Tonnen CO2?!? Da kannst Du aber ganz schön viel in der Weltgeschichte herumfliegen! Und zwar für viele Jahre, denn der durchschnittliche CO2-e Fußabdruck (CO2-Equivalente) pro Person in Deutschland beträgt gerade mal 10,4 Tonnen pro Jahr.
Nun kommt hinzu, dass Feldlerchen Photovoltaik-Projekte ja nicht nur verzögern, sondern auch verhindern können, oder zumindest die Projektfläche verkleinern. Wenn man im Durchschnitt einen Verlust von 5 Prozent für die Photovoltaik-Fläche annimmt (wegen Ausgleichsfläche und so weiter), dann ergibt dies weitere 200 Tonnen CO2-e pro Jahr für unser Feldlerchenpaar, also 100 Tonnen pro Exemplar. Und zwar Jahr für Jahr. Das schafft auch ein Lufthansa-HON-Vielflieger nur mit Mühe; und sicher nicht 30 Jahre in Folge.
Deutschland hat etwa 18 Millionen Hektar landwirtschaftliche Fläche. Wenn überall ein Feldlerchenpaar pro 10 Hektar nistet, dann hätten wir 1,8 Millionen Feldlerchenpaare. Damit kämen sie wohl kaum auf die sogenannte „Rote Liste“ der gefährdeten Arten, oder? Doch! Gemäß Umweltministerium (2020) gibt es tatsächlich zwischen 1,2 und 1,8 Millionen Brutreviere. Wie gut, dass der Umweltschutz nicht im Innenministerium angesiedelt ist, denn bei 1,8 Millionen Brutrevieren würde Alexander Dobrindt wahrscheinlich an „kriminelle Brutstätten“ denken und eine große Abschiebekampagne planen.
Dennoch beschleicht mich das Gefühl, dass irgendwas mit diesen Zahlen nicht stimmen kann. Warum sind diese verflixten Vögel immer genau auf unseren Flächen?
Die Antwort liegt, wie so oft, in der Quantentheorie, deren wesentliche Prinzipien (unter anderem die Unschärferelation) vor genau 100 Jahren ausformuliert wurden. Eine der wichtigsten Konsequenzen ist, dass der genaue Zustand (beispielsweise der Ort) eines Teilchens (etwa einer Feldlerche) solange nicht genau bestimmt ist, bis der Vorgang der Beobachtung (Messung) einsetzt.
Wenn Dir das jetzt suspekt vorkommt, befindest Du Dich in guter Gesellschaft, denn auch Albert Einstein hat lange mit dieser Konsequenz der Quantentheorie gehadert („Der Mond ist doch auch da, wenn ihn niemand beobachtet.“). Tatsächlich beruhen aber genau auf diesem Unbestimmheitsprinzip die neuesten Entwicklungen der Quantencomputer und der Quantenkryptographie.
Daraus folgt zwar nicht automatisch, dass man Feldlerchen für Quantenkryptographie einsetzen kann (es hat aber auch noch niemand versucht). Es erklärt aber sehr wohl, warum wir immer genau dann Feldlerchen entdecken, wenn wir ein avifaunistisches Gutachten erstellen lassen. Die Quantentheorie besagt eben, dass die Lokalisierung erst mit der Beobachtung einsetzt – vorher kann man allenfalls eine Wahrscheinlichkeitsaussage mittels der Schrödinger-Gleichung treffen. Allerdings bezweifle ich, dass eine Untere Naturschutzbehörde diese als Nachweis akzeptieren würde, zumal die Rechnung ziemlich kompliziert wäre.
Es liegt also nahe, zunächst ein interdisziplinäres Forschungsprojekt zum Thema „Die Schrödinger-Gleichung der Feldlerche und ihr Einfluss auf die Energiewende in Deutschland“ unter Führung des Fraunhofer ISE ins Leben zu rufen. Vielleicht könnte man dafür sogar Fördermittel aus dem Reich der Reiche bekommen? In diesem Sinne: Frohe Weihnachten!
— Der Autor Stefan Parhofer ist promovierer Physiker und Chief Investment Officer der Smartenergy Group AG (Schweiz). —
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Schöner Text
Wieso?
Mich deucht, im Quantenmodell geht es doch zentral immer um eine Katze 😉
Fazit: Laut Quantenmechanik ist das weit und breit keine Lerche. Solange Quantenmechanik nicht zum allgemeinen Bildungsgut gehört, solange können die linksversüfften Ökos behaupten, dass da noch Vögel wären.
Gruß Frank
Schrödingers Katze könnte das Lerchenproblem elegant lösen. Dummerweise ist die ja mit einer Wahrscheinlichkeit von 50% tot. Damit frisst sie statistisch nur halb so viele Lerchen.
Und dazu noch in einer blickdichten Kiste, was das Einfangen der Lerche deutlich schwieriger macht. Vielleicht könnte man das Umweltministerium davon überzeugen, dass Quantenlerchen problemlos durch PV Module tunneln können und so mit den Freiflächenanlagen gar kein Problem haben.
Vielen Dank für den Text, der inhaltlich in etwas die gleiche Logik besitzt, wie die Arbeit im aktuellen Wirtschaftsministerium. Daraus ergibt sich mit relativer Sicherheit: Die haben einen Vogel
Weiß nicht, ob das lustig ist. Es hat jedenfalls keinen Zweck, wegen der im Land völlig absurd irregeleiteten Stromversorgung so zu tun, als sei alles andere nur noch störend. Die Viecher, und nicht nur diese Lerche, waren vorher da, und haben ein Existenzrecht. Diese Idee stammt u.a. aus Brüssel (FFH-Richtlinie), also bitte entsprechende Einwände direkt an unsere Flinten-Uschi.
Hat auch mit „Bürokratie“ nichts zu tun. Den Genehmigungsbehörden bleibt nichts anderes übrig, als die gesetzlich vorgeschriebenen Kriterien abzuprüfen – und im Offenland gibt es nun mal u.a. Feldlerchen. Was ist mit dem Kiebitz? Feldhamster? Zahlreiche sehr seltene Grashüpfer, Käfer, Schmetterlinge, Reptilien, Amphibien….? Ebenso. Selbstverständlich hat man bei der Planung immer das Problem, daß Tiere nicht ortsfest sind. Somit kann eine Artenschutzprüfung ein Jahr lang „konfliktfrei“ ausgehen,, aber bei Baubeginn sind „aus heiterem Himmel“ irgendwelche geschützten Arten im Baufeld. Deswegen hat man ja die ökologische Baubegleitung, die notfalls die Baustelle einstellen kann oder sogar muß.
Der Naturschutz macht da nur ein paar Denkfehler:
1. Man glaubt, wenn man nichts an unserem Wirtschaftssystem ändert, mit seiner fragwürdigen Landnutzung für Energiemais (beschönigend „Biomais“ genannt) und Fleischproduktion, und Verbrennung von fossilen Kraftstoffen zur Bewirtschaftung, dann bliebe alles gut.
2. Man glaubt, die Natur wäre nicht in der Lage sich anzupassen. Tatsächlich können unter einer PV-Anlage sehr viele Pflanzen und Tiere sehr gut leben. Sogar besser als auf einem Acker oder einer landwirtschaftlich genutzten Wiese, die da vorher war. Auch besser als in einer Fichten-Monokultur, die immer noch einen großen Teil unserer Wälder prägen.
Es ist eine irrationale Angst vor einer Veränderung des Status Quo. Wovor wir aber vor allem Angst haben sollten, ist dieser Status.
Die Alten haben sicher Schwierigkeiten, sich die Welt vorzustellen, wie sie in 20 oder 30 Jahren aussehen wird. Dann wird es wesentlich mehr Windräder und PV-Anlagen in der Landschaft geben und Traktoren werden elektrisch angetrieben mit Wechselakkus. Eine bessere Welt als heute.