Es gibt verschiedene Ansätze, Agri-Photovoltaik-Anlagen zu realisieren. Die Universität Hohenheim hat nun eine Photovoltaik-Anlage mit bis zu zehn Meter über dem Boden aufgeständerten Solarmodulen eingeweiht. Die Agri-Photovoltaik-Anlage mit 218 Kilowatt Leistung erstreckt sich über eine Fläche von 3600 Quadratmetern. Erwartet wird ein jährlicher Stromertrag von etwa 200.000 Kilowattstunden, wie die Uni anlässlich der Einweihung am Donnerstag mitteilte.
Es handelt sich bei dem Projekt am Ihinger Hof in Renningen (Baden-Württemberg) um eine Forschungsanlage. Es sollen neben ökonomischen und ökologischen Fragestellungen vor allem Erkenntnisse gewonnen werden, wie sich die gleichzeitige Photovoltaik-Nutzung auf die angebauten Pflanzen auswirkt. Das Ziel der Studenten der Universität Hohenheim sei, angepasste Sorten und Fruchtfolgen sowie praktische Empfehlungen für den Agri-Photovoltaik-Anbau zu entwickeln.
Bereits beim Bau der Anlage sei darauf geachtet worden, die Bodenqualität nicht zu beeinträchtigen. Für die bis zu zehn Meter hohe Stelzenkonstruktion, unter der Traktoren zur landwirtschaftlichen Bearbeitung der Flächen ohne Probleme hindurchfahren können, seien keine schweren Baumaschinen eingesetzt worden. Stattdessen seien ein Baukran sowie mobile Kräne und Hebebühnen mit bodenschonender Bereifung genutzt worden. „Unser Ziel war es, die Qualität des Bodens durch die Bauarbeiten nicht zu beeinträchtigen“, erklärte Andreas Schweiger, Leiter des Fachgebiets Pflanzenökologie. „Ein lockeres Erdreich ist wichtig, damit der Boden Wasser, Sauerstoff und Nährstoffe aufnehmen kann. Jede Verdichtung hat negative Folgen für Bodenlebewesen und Ackerpflanzen. Das wollen wir minimieren.“
In der Praxis sollen nun auf 13 mal 14 Meter großen Parzellen unterschiedliche Kulturen und Sorten parallel angebaut und verglichen werden, darunter wirtschaftlich bedeutende Arten wie Weizen und Gerste, aber auch neue, innovative Anbaupflanzen, wie es von der Universität weiter heißt. Die aufgeständerten bifazialen Glas-Glas-Module beschatten dabei etwa 30 Prozent der Anbaufläche. Je nach Standort variiert der Beschattungsgrad jedoch, wodurch sich auch Effekte unterschiedlicher Lichtverhältnisse gezielt erforschen ließen. „Unter anderem ermöglicht uns die Forschungsanlage ein hochauflösendes Mikroklima-Monitoring: Von Bodenfeuchtigkeit und Lufttemperatur über Sonneneinstrahlung bis hin zur Blatttemperatur“, sagt Schweiger weiter.
Ein weiterer Aspekt sei, die Anpassungen der Ackerpflanzen an die veränderten Lichtbedingungen zu ergründen. Auch soll untersucht werden, wie sich die Beschattung auf Menge und Qualität der Erträge auswirkt. In einem Vorläuferprojekt habe sich bereits gezeigt, dass die Ernteeinbußen eher gering seien und im Gegenteil die Solarmodule die Pflanzen gegen Hitze, Austrocknung oder Hagel schützen und daher auch für stabilere Erträge sorgen können.
Die Agri-Photovoltaik-Anlage entstand unter anderem mit Mitteln aus dem Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg (MLR). Sie ist Teil der Modellregion „Agri-PV Baden-Württemberg“.
Dieser Inhalt ist urheberrechtlich geschützt und darf nicht kopiert werden. Wenn Sie mit uns kooperieren und Inhalte von uns teilweise nutzen wollen, nehmen Sie bitte Kontakt auf: redaktion@pv-magazine.com.







Ich frag mal für einen Freund:
Wie hoch ist die Gesamtinvestitionssumme für diese 218kWp Anlage inkl. Netzanbindung?
Sicher nicht billig…
Bei einer Testanlage zu Forschungszwecken wird das Hauptziel sein die Daten zuverlässig zu generieren. Erst wenn man weiß wie sich Parameter z.B. Höhe, Verschattungsgrad oder weitere praxisrelevante Faktoren, auswirken, wird man dafür eine kostenoptimale Konstruktion wählen.
Puh, der Eingriff ins Landschaftsbild ist schon enorm. Kann sich jemand vorstellen zwischen diesen Gestellen spazieren zu gehen? Gilt das noch als natürliche Umgebung? Hätte diese Konstruktion den Wintersturm Lothar überstanden? Ich habe nichts gegen Agri PV, aber diese Art gefällt mir garnicht. Einachsige senkrechte PV kann die Beschattung auch positiv beeinflussen ohne allzu große negative Beeinflussung beim Regenfeldbau.
Agrikulturen sind immer ein „Eingriff in die Natur“.. Ackerflächen sind menschlich erstellte Flächen, die mit „natürlicher Umgebung“ nicht viel zu tun haben. Ob da jetzt eine PV-Anlage das „Landschaftsbild“ zerstören, sei mal dahingestellt.
In Spanien sind ganze Landstriche „plastifiziert“ (s. https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.gemueseanbau-in-spanien-paprika-aus-dem-plastikmeer.1fd4ed1f-9654-40b5-8cfa-066b9db95948.html ).
Da finde ich PV-Anlagen noch „schöner“ anzusehen.
Außerdem ist es wie beschrieben eine Versuchsanlage zur Datenerhebung und Bewertung eines solches Vorhabens, um wie so oft gefordert Innovationen voranzutreiben.