Zugegeben, es klingt zunächst paradox: Mehr Komfort soll Energie und letztlich auch Geld sparen? Doch bei näherem Hinsehen verhält es sich genauso in der wachsenden Zahl deutscher Eigenheime mit Photovoltaik-Anlage. Wer eine solche Anlage auf dem eigenen Dach besitzt, weiß: Der Schlüssel zur Wirtschaftlichkeit liegt im Eigenverbrauch. Doch Strom wird oft dann produziert, wenn niemand zu Hause ist – mittags, bei Sonnenschein, während der „Hundstage“ im Sommer – oder wenn man selbst am Mittelmeer oder in Skandinavien verweilt. Die Lösung? Wärme als Speicher nutzen. Denn Wärme lässt sich schließlich über längere Zeit speichern und bei Bedarf abrufen – etwa beim Duschen am Abend oder beim morgendlichen Bad.
Wärme jederzeit zur richtigen Zeit: Solarstrom clever nutzen
Ein zentrales Konzept ist die Umwandlung von Photovoltaik-Überschüssen in Wärme – also das Prinzip „Power to Heat“. Dabei wird überschüssiger Solarstrom nicht ins Netz eingespeist, sondern direkt zur Warmwasserbereitung genutzt. Heizstäbe im Pufferspeicher oder Boiler wandeln Strom in Wärme um, die später genutzt werden kann. Diese Technik ist einfach nachrüstbar und besonders wirtschaftlich, wenn die Einspeisevergütung niedrig ist.
Fußbodenheizungen oder Warmwasserspeicher fungieren als „thermische Batterien“. Das bedeutet: Sie speichern Wärme über Stunden oder sogar Tage und machen sie verfügbar, wenn die Nutzerinnen und Nutzer sie brauchen. Besonders effizient sind Systeme, die stufenlos modulieren und sich flexibel an die Stromproduktion anpassen.
Intelligente Steuerung: Wenn das System mitdenkt
Moderne Energiemanager erkennen nicht nur, wann die Sonne scheint, sondern auch, wann Wärme im Haushalt benötigt wird. Sie koordinieren die Stromflüsse im Haushalt und aktivieren gezielt Verbraucher wie Heizstäbe oder Wärmepumpen bei Photovoltaik-Überschuss. So wird der Eigenverbrauch maximiert, ohne den Komfort zu beeinträchtigen.
Ein typisches Beispiel: Die Warmwasser-Wärmepumpe wird mittags aktiviert, wenn die Sonne am höchsten steht. Sie lädt den Speicher auf die nötige Hygienetemperatur, sodass abends bei der Rückkehr nach einem stressigen Bürotag oder einem anstrengenden Workout im Fitnessstudio genug warmes Wasser für ein entspannendes Wannenbad verfügbar ist – und das ganz ohne Netzstrom. Auch Fußbodenheizungen lassen sich in dieses System integrieren. Sie speichern Wärme über die Masse des Bodens und geben sie langsam ab – ideal für gut gedämmte Gebäude.
Badsanierung als Energieprojekt: Kleine Maßnahmen mit großer Wirkung
Gerade bei der Badsanierung bieten sich einfache Maßnahmen, um die Integration smarter Wärmesysteme vorzubereiten. Eine effiziente Fußbodenheizung im Bad etwa lässt sich bei einer Komplettsanierung problemlos einplanen und erhöht nicht nur den Komfort, sondern auch die Energieeffizienz. Auch die Wahl der richtigen Armaturen spielt eine Rolle: Moderne Thermostatmischer und wassersparende Duschköpfe reduzieren den Energiebedarf und machen die Nutzung von Photovoltaik-Wärme noch wirtschaftlicher. Smarte Geräte wie steuerbare Heizkörper mit App-Anbindung ergänzen das Konzept und ermöglichen eine bedarfsgerechte Nutzung – etwa durch automatische Temperaturabsenkung bei Abwesenheit der Hausbewohner.
Wer sein Bad modernisiert, sollte zudem auf die Integration von Pufferspeichern achten. Diese lassen sich oft platzsparend unterbringen und sind die Voraussetzung für eine effiziente Nutzung von Heizstäben oder Wärmepumpen. Auch die Nachrüstung bestehender Boiler mit Heizstäben ist möglich, sofern freie Gewinde-Einschübe vorhanden sind.
Eine klare Erkenntnis: Komfort und Effizienz schließen sich nicht aus, sondern bedingen einander
Die Verbindung von Photovoltaik und smarter Wärmeversorgung ist ein vielversprechender Weg, um den Eigenverbrauch zu steigern und gleichzeitig den Wohnkomfort zu erhöhen. Besonders im Badezimmer lassen sich durch gezielte Sanierungsmaßnahmen die Voraussetzungen schaffen, um Solarstrom effizient in Wärme umzuwandeln und zeitlich flexibel zu nutzen. Wer heute saniert, sollte also nicht nur an Design und Barrierefreiheit denken, sondern auch an die energetische Zukunft seines Zuhauses. Denn Komfort kann – richtig geplant – tatsächlich Energie sparen.
— Der Autor Ewan Fleischmann ist Gründer der Online-Plattform Badsanieren24 und dort verantwortlich für Produkte und Services. —
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