An fünf regnerischen Tagen in Bilbao kamen bei der European Photovoltaic Solar Energy Conference & Exhibition (EU PVSEC) in der vergangenen Woche Wissenschaftler und Branchenvertreter aus dem gesamten Spektrum der Photovoltaik und der erneuerbaren Energien zusammen zur , um über die aktuelle Lage der Solarenergie, die Herausforderungen bei der Aufrechterhaltung hoher Installationszahlen und eines wachsenden Anteils am Energiemix in Europa und darüber hinaus sowie über Innovationen und deren Übergang aus Forschung und Entwicklung in den kommerziellen Betrieb zu diskutieren.
pv magazine nahm an vielen Konferenzsitzungen teil und hatte Gelegenheit, mit mehreren wichtigen Akteuren aus Solarindustrie und -forschung zu sprechen. Im Folgenden fassen wir einige wichtige Erkenntnisse der Konferenz zusammen.
Alles ist politisch
In früheren Jahren standen bei den Diskussionen auf der EU PVSEC meist vor allem technologische Aspekte im Vordergrund. In diesem Jahr war jedoch von Anfang an klar, dass die politische Bedeutung der Solarenergie eine größere Rolle spielt als sonst.
In einer der ersten Redebeiträge am Eröffnungstag warnte Gaëtan Masson vom Becquerel Institute, die Photovoltaik laufe Gefahr, sich von einem „politikgetriebenen zu einem politikbeschränkten Markt” zu entwickeln, da in einigen Regionen eine negative Stimmung gegenüber der Solarenergie um sich greift.
Viele andere Redner sprachen von der Notwendigkeit politischer Maßnahmen, um sicherzustellen, dass Netzinfrastruktur und Energiespeicherung mit dem Wachstum der Photovoltaik Schritt halten und größere Regionen und längere Zeiträume mit erneuerbarer Energie versorgt werden können. Und es besteht zunehmende Notwendigkeit für Branchenvertreter, „die Unbekehrten zu bekehren” und daran zu arbeiten, politische Entscheidungsträger und die Öffentlichkeit von den Vorteilen der Solarenergie zu überzeugen und davon, dass sich die von der Branche noch benötigten Investitionen in Kürze auszahlen werden.
Produktion ist (nach wie vor) ein Muss für Europa
Die europäische Photovoltaik-Fertigung lieferte in letzter Zeit wenig Grund zur Freude, die Diskussion darüber war aus dem allgemeinen Bewusstsein verschwunden. In der Konferenzwoche wurden jedoch erneut Forderungen laut, dass Europas Regierungen und die EU ihre Position überdenken und Maßnahmen ergreifen sollten, um große Photovoltaik-Fabriken nach Europa zurückzuholen und die Abhängigkeit der Region von Importen zu verringern.
Die damit verbundene Herausforderung wird in einem bei der EU PVSEC vorgestellten Bericht des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE und Solar Power Europe deutlich beschrieben. Der Bericht kam zu dem Ergebnis, dass höhere Kosten für Produktionsequipment, Arbeitskräfte, Energie und Gebäude dazu führen, dass Photovoltaik-Großanlagen mit in Europa hergestellten Modulen Strom zu Kosten produzieren würden, die 14,5 Prozent über denen eines vergleichbaren Systems mit in China hergestellten Komponenten liegen.
Durch geeignete politische Unterstützung könne diese Lücke schnell geschlossen werden. Es gab zahlreiche Debatten darüber, wie diese Unterstützung genau aussehen sollte, wobei oftmals Indien als erfolgreiches Beispiel genannt wurde, dem Europa nacheifern könnte. Die meisten waren sich einig, dass Unterstützung in der Betriebsphase einer Großfabrik sowie bei der Anfangsinvestition in den Bau einer solchen Fabrik erforderlich sein wird, um für die Modulproduktion in Europa eine wettbewerbsfähige Kostenstruktur zu erreichen.
Viele äußerten sich auch frustriert über die Untätigkeit der EU in diesem Bereich. Aktuelle Pläne wie der Net Zero Industry Act könnten zwar zu einer gewissen Diversifizierung führen, seien aber nicht ausreichend, um zu einer Fertigung in großem Maßstab zurückzukehren.
Dies wurde durch Aussagen von Chiara Landrò, verantwortlich für öffentliche Angelegenheiten beim italienischen Energieunternehmen Enel, in Bezug auf dessen 3-Gigawatt-Zell- und Modulfabrik in Sizilien deutlich. Dieses Projekt hat bis heute mehr als 200 Millionen Euro an EU-Investitionshilfen erhalten. Landrò merkte während einer Podiumsdiskussion an, dass Enel zwar davon ausgeht, die Anlage bis Ende 2025 voll auslasten zu können, wahrscheinlich aber weitere Unterstützung benötigen würde, um wirtschaftlich rentabel zu sein. „Die Marktbedingungen haben sich seit 2022 verändert“, erklärte Landrò dem Publikum.
KI ist da
Maschinelles Lernen ist seit langem wichtig für Wissenschaftler, die enorme Datenmengen verarbeiten müssen. Auf der diesjährigen Konferenz haben jedoch mehrere Teilnehmer weitere Schritte beim Einsatz künstlicher Intelligenz in ihrer Arbeit vorgestellt.
Klaus Jäger vom Helmholtz Zentrum Berlin demonstrierte die Verwendung eines großen Sprachmodells zur Optimierung und Simulation von Beschichtungsverfahren. David Moser vom Becquerel Institute äußerte seine Erwartung, dass Betrieb und Wartung von Photovoltaik-Anlagen bis 2030 zu 60 bis 80 Prozent automatisiert sein werden. Er gab ein anschauliches Beispiel für das, was er als „generative KI in Aktion” bezeichnete, und demonstrierte ein Fehlererkennungsmodell, das ebenfalls ein großes Sprachmodell verwendet, um „Symptome“ eines Leistungsabfalls in einem System zu identifizieren und automatisch eine Lösung zu implementieren.
Perowskite erfordern Kooperation
Bei der Konferenz gab es auch eine Vielzahl von Präsentationen zu Perowskiten und Tandem-Zelltechnologien, darunter kommerzielle Fortschritte aus der Industrie mit Präsentationen von Hanwha Q Cells und dem chinesischen Perowskit-Spezialisten Microquanta, die großtechnische Verfahren vorstellten.
Es ist jedoch klar, dass unter dem Oberbegriff Perowskite noch viele verschiedene Materialien, Techniken und Ansätze untersucht werden und dass es zunehmend notwendig ist, sicherzustellen, dass alle „die gleiche Sprache sprechen“, wenn es um Ergebnisse geht, insbesondere um den Nachweis der Zuverlässigkeit.
Fortschritte in dieser Hinsicht wurden in einem Vortrag von Daniel Tune vom ISC Konstanz dargelegt. Er präsentierte eine „Konsenserklärung”, die unter breiter Beteiligung von Industrie und Forschung entwickelt wurde und die Art von Tests umreißt, die standardmäßig zum Nachweis der Zuverlässigkeit von Perowskit-Materialien in der Praxis durchgeführt werden sollten. Doch unabhängig davon, welche Tests am Ende in Labors oder Fabriken durchgeführt werden, wird gleichzeitig auch zunehmend klar, dass es keinen Ersatz für die Validierung der Resultate durch Erprobungen im praktischen Einsatz gibt.
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AUSSAGE
Der Bericht kam zu dem Ergebnis, dass höhere Kosten für Produktionsequipment, Arbeitskräfte, Energie und Gebäude dazu führen, dass Photovoltaik-Großanlagen mit in Europa hergestellten Modulen Strom zu Kosten produzieren würden, die 14,5 Prozent über denen eines vergleichbaren Systems mit in China hergestellten Komponenten liegen.
FRAGE
Mit Transport und Zölle müssten die PV-Module und die Technik teurer sein, wenn diese Module bei uns verkauft werden, wenn die 14,5% stimmen sollten.
Oder holen sich europäische Hersteller mehr Marge oder gibt es in China mehr Subventionen oder Verluste……..?
Was ich glaube ,die
14,5% stimmen nicht, es sind 30-60%, die Frage ist nur warum liegen die Experten so weit daneben.
Die 14,5 Prozent beziehen sich, wie im Text auch ersichtlich, nicht auf die Verkaufspreise von Modulen, sondern auf die Stromgestehungskosten von Photovoltaik-Anlagen (in denen diese Module verbaut werden). Die Differenz der Produktionskosten für Module aus europäischer beziehungsweise chinesischer Produktion gibt der Bericht mit rund 10,3 Cent je Watt an – während Analysten etwas geringere Beträge (knapp unter 10 Euro-Cent) als typischen Hersteller-Verkaufspreis für chinesische 600 Watt-Topcon-Module Module in Europa nennen.
Jochen Siemer schreibt
Die 14,5 Prozent beziehen sich, wie im Text auch ersichtlich, nicht auf die Verkaufspreise von Modulen, sondern auf die Stromgestehungskosten von Photovoltaik-Anlagen (in denen diese Module verbaut werden). Die Differenz der Produktionskosten für Module aus europäischer beziehungsweise chinesischer Produktion gibt der Bericht mit rund 10,3 Cent je Watt an – während Analysten etwas geringere Beträge (knapp unter 10 Euro-Cent) als typischen Hersteller-Verkaufspreis für chinesische 600 Watt-Topcon-Module Module in Europa nennen.
TEXT
Der Bericht kam zu dem Ergebnis, dass höhere Kosten für Produktionsequipment, Arbeitskräfte, Energie und Gebäude dazu führen, dass Photovoltaik-Großanlagen mit in Europa hergestellten Modulen Strom zu Kosten produzieren würden, die 14,5 Prozent über denen eines vergleichbaren Systems mit in China hergestellten Komponenten liegen.
Herr Siemer:
Aus dem Textblock lese ich etwas anderes.
Und warum so eine komplizierte Kennzahl und Vergleich
Meine Berechnung nach Herr Simer:
Wenn ein EU-Modul 500Watt hat und 100Euro kostet
500×10,3cent= würde in China hergestelltes Modul 51,5 Euro günstiger sein.
Die Kennzahl von 14,5% verschleiert in der Tat etwas den großen Preisunterschied zwischen europäischen und chinesischen Modulen. Dafür zeigt sie aber klar, wie klein dieser Effekt – im Bezug auf ein komplettes Projekt – am Ende ist. Denn Bau, Betrieb, und sämtliche bürokratischen Prozesse fallen für beide Fälle gleich an.
Wenn ein Modul 100€ kostet (und ein chinesische nur die Hälfte davon), aber auf jedes Modul noch weitere 250€ an den beschrieben Fixkosten kommen, dann ist der Preisunterschied pro produzierter Kilowattstunde am Ende nur knapp 15%.
14,5% höhere Stromgestehungskosten aus PV-Parks mit europäischen Modulen statt mit chinesischen Modulen heißt: (mit „runden“ Zahlen, dass es deutlicher wird)
– China-Module, z.B. 10 ct/kWp bzw. 50 € je Modul (500 W) führen zu Kraftwerkskosten von 500 €/kWp (bei einem Industridach vielleicht 750 €/kWp), und z.B. Stromgestehungskosten von 5 ct/kWh.
– europäische Module kosten laut Studie mehr, der PV-Park wird dadurch teurer; statt 5 ct/kWh Stromgestehungskosten sind es dann 5 x 1,145 = 5,725 ct/kWh – bei ansonsten ähnlichen Kosten läge der Solarpark dann folglich bei etwa 570 €/kWp. Das Modul wäre in dem Fall 70 € teurer, würde also 120 €/Stk. kosten.
Ich denke, die Preisunterschiede tatsächlich nicht so groß sind (zumindest nicht, wenn ich mir aktuelle Preise bei europäischen Herstellern anschaue), bzw. die Preisspreizung bei Modulen wird eher von der Zell- und Modultechnik bestimmt (Glas-Folie, Glas-Glas, 2×1,6 mm oder 2×2 mm etc.), und auch Garantiebedingungen unterscheiden sich stark, auch von chinesischen Herstelern untereinander (12 – 15 Jahre, bis zu 30 und max. 40 Jahren).
Zölle auf chinesische Module und Solarglas gibt es in Europa aktuell nicht. Transportkosten kommen auf die Frachtraten an: wenn z.B. 960 Module in einen Container passen, und der Container mit Hafengebühren etc. 8.000 € kostet, wären das eben 8 € je Modul.
Wenn es hauptsächlich darum geht, nicht von China abhängig zu sein, wäre eine Kooperation mit anderen Staaten mögllich.
Indien will aus politischen Gründen sicherlich nicht von chinesischen PV-Zellen abhängen und baut eine eigene Fertigung von PV-Zellen auf. Da könnte man bei der Forschung zusammenarbeiten oder Europa die Anlagen zur Herstellung von PV-Zellen und die eigentliche Produktion findet in Indien statt. Damit fände zumindest ein Teil der Wertschöpfung in Europa statt.
Wahrscheinlich gibt es neben Indien eine ganze Reihe Staaten, die für so eine Kooperation in Frage kommen.
Die USA hatten auch begonnen, eine eigene PV-Zellen Produktion aufzubauen . Allerdings kann ich mir vorstellen, daß sie wegen Kostennachteilen nicht dauerhaft mit China konkurrieren können.